Internationales Sanierungsprojekt Vanovagasse 2016

In Zusammenarbeit mit den Gemeinden Bludesch und Thürigen wurden von der Universität für Bodenkultur Wien, der Stiftung Umwelteinsatz Schweiz (SUS), der Hochschule Weihenstephan sowie erfahrenen Mauerbauern der Landesstraßenbauabteilung und der Gemeinde Bürs von 30.5. bis 3.6.2016 zwei Abschnitte der historisch bedeutenden Mauern an der Vanovagasse saniert.

Seit 2009 erstellt die Universität für Bodenkultur Wien im Auftrag der Raumplanungsabteilung das „Mauerinventar Vorarlberg“. Dies umfasst die Dokumentation der Mauern sowie Empfehlungen zu ihrer Erhaltung und Initiierung von Sanierungsprojekten in den Gemeinden. Ziel ist die Wiederherstellung des ehemals funktionsfähigen Zustandes der historischen trocken geschlichteten Hangstütz- und Einfriedungsmauern, da sie als bedeutende Kulturlandschaftselemente für die Gemeinden und ihren Lebensraum von großem Wert sind. Die fast 400 m Meter lange Vanovagasse spielt dabei eine besondere Rolle. Diese bis ins 15. Jh. zurückreichende Wegeverbindung und die sie begleitenden historischen Mauern sind Zeugnisse aus längst vergangener Zeit. Früher stand hier das Jordanschloss, welches den gesamten Hang oberhalb der Gasse zum Weinbau nutzte. Heute machen vor allem ihre Bauhöhen von bis über 3,50 m, bauliche Besonderheiten wie Wasserauslässe, Stiegenaufgänge, Strebepfeiler, Nischen und Bögen, aber auch ihre heute noch rege Nutzung durch Fußgänger den besonderen Wert aus. Die Mauern der Vanovagasse sind eines der bedeutendsten historischen Bauwerke Vorarlberger Kulturlandschaft und durch nachlassenden Unterhalt und Baumaßnahmen stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass ihr Verlust drohte. Die internationale Sanierungsinitiative war somit ein wichtiger Schritt zur Erhaltung und Festigung des kulturellen Erbes in der Region. Unter der Koordination von Dr. Anita Drexel vom Fachbereich Landschaftsbau am Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau arbeiteten eine Woche lang StudentInnen und Lehrende der Universität für Bodenkultur sowie Ingrid Schegk mit Studierenden der Hochschule Weihenstephan, Deutschland und sechs erfahrene Mauerbauer der Gemeinden und der Straßenbauabteilung des Landes an zwei Mauerabschnitten. Die Experten für anspruchsvolle Mauersanierungen der Stiftung Umwelteinsatz Schweiz, Felix Ruegger und Emmanuel Weber, und der Mauerbauer Martin Lutz leiteten die Baugruppen. Neben dem guten Zweck bot sich für die angehenden LandschaftsarchitektInnen aus beiden Ländern eine einmalige Gelegenheit Einblicke in die Planungsspraxis und ins Handwerk zu erhalten sowie mit Gemeindevertretern und anderen Fachrichtungen ins Gespräch zu kommen. Für Kost und Logis in der Propstei St. Gerold haben die Blumenegg-Gemeinden Sorge getragen.

Pressemeldungen (Links)ORF Vorarlberg heute, Beitrag von Bernhard Stadler (Kamera: Elmar Schrottenbaum, Schnitt: Joachim Mark) am 1.6.2016:

VOL.AT, Beitrag von Matthias Rauch am 2.6.2016
Video des Beitrages allein auf Youtube


AkteurInnen und Organisation

  • Anna Maria Drexel, Gesamtkoordination, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) / Leiterin Arbeitsbereich Landschaftsbau.
  • Blumenegg- Gemeinden Bludesch und Thüringen, Projektträger, stellen für alle AkteurInnen Unterkunft, Kost, Logis sowie Transport.
  • Bauhof Bludesch (Norbert Geutze und Richard Rauter) und Dienstleistungszentrum Blumenegg (Roland Köfler und zwei Mitarbeiter): Vorarbeiten und Baustelleneinrichtung, Organisation, Transporte und Unterstützung während der Bauwoche, Nacharbeiten.

 Abschnitt 1

  • Zwei Experten der Stiftung Umwelteinsatz Schweiz (SUS, Geschäftsführerin: Marianne Hassenstein, Leiter Trockenmauern: Mathias Steiger), Felix Ruegger und Emmanuel Weber, Bauleitung sowie der ehemalige Zivildiener Elias Vollmeier.
  • BOKU Wien mit den Lehrpersonen Zluwa Irene und Stefan Locher, 2 Tutoren und 13 Studentinnen.
  • Hochschule Weihenstephan (HSW) mit der Lehrperson Ingrid Schegk und 8 StudentInnen.
  • Johanna Kronberger und Herr Kronberger sen., freiwillige Helfer für 1 Tag.

 Abschnitt 2

  • Martin Lutz, Mauerbauexperte, Bauleitung.
  • MA Landstraßen Vorarlberg mit Josef Geser, Peter Bentele, Guiseppe Bellanti.
  • Elmar Matt, freiwilliger Helfer mit Mauerbauerfahrung.
  • Annelies Feuerstein, freiwillige Helferin und Anrainerin.
  • Marlies Macher, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) / Landschaftsbau, studentische Mitarbeiterin.
  • 2 Flüchtlinge als Helfer.


Ergebnisse Der Abschnitt 1, am oberen Ende der Vanovagasse, wurde mit einer Mauerhöhe von 1,3 Meter und einer Mauerlänge von etwa 50 lfm von den StudentInnengruppen und ihren Lehrpersonen im Zuge einer Lehrveranstaltung ausgeführt. Die Bauleitung oblag dabei den Experten der Stiftung Umwelteinsatz Schweiz. Den oberen Beginn der Mauer markiert nun eine Sitzbank mit Rückenlehne aus Natursteinen, eine zu pflanzende Hecke aus standortgerechten, heimischen Wildsträuchern wird die Sitzbank gegen die angrenzenden Wege einfassen. Als Anschluss und Verbindung zum Gehölzsaum wurde ein Steinwall aus Lesesteinen, der den Weg in Richtung Jordanhof talseitig begleitet, errichtet.

Der Abschnitt 2, ein besonderer Mauerteil im mittleren Bereich der Vanovagasse, wurde von Martin Lutz sowie erfahrenen Mauerbauern saniert. Dabei wurden 27 lfm Mauer mit einem 3 m hohen Mauerwinkel und bautechnische Besonderheiten wie Strebepfeiler, Wasserauslässe, ein Bogen und eine Treppe wiederhergestellt. Zudem wurden punktuell drei Ausbruchstellen von 5 m² bearbeitet.
Nach der Sanierungswoche werden die letzten beiden Treppenstufen sowie rund 2 m² der Mauer von Elmar Matt, Norbert Geutze und Richard Rauter finalisiert.


Weitere Schritte Für die Zukunft sind in den Gemeinden Bludesch und Thüringen weitere Sanierungsprojekte geplant. Vor allem die Fortführung Erhaltungsarbeiten an der Vanovagasse ist ein wichtiges Ziel.

Regelmäßige Kontrollgänge und Pflegemaßnahmen sollen das künftige Aufkommen von Bewuchs verhindern und den Erhalt der Mauern sichern. Weiters ist geplant, die Pflege mit den zuständigen GrundbesitzerInnen bei einem Arbeitsgespräch mit Begehung konkret zu erläutern und schriftlich festzulegen.


Kontakt Anna Maria Drexel
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau
1190 Wien, Peter Jordan-Straße 82
0043 1 47654-87407
am.drexel@boku.ac.at


 


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