FLIPPR - Future Lignin and Pulp Processing Research

Ein kürzlich genehmigtes Großprojekt an der BOKU, gefördert durch die FFG und die vier größten Zellstofferzeuger Österreichs, beschäftigt sich mit Grundlagenaspekten der Cellulose- und Ligninchemie und verschiedenen Anwendungsszenarien der "Bioraffinerie Zellstofferzeugung".
  FLIPPR – Future Lignin and Pulp Processing Research Die Erzeugung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen ist ein Schlüssel zur Lösung drängender globaler Fragen im Bereich der Klima- und Ressourcenproblematik. Die Papier- und Zellstoffindustrie - als einer der wichtigsten Industriezweige Österreichs und Hauptnutzer von Holz als dem wichtigsten nachwachsenden Rohstoff - nimmt hier eine Schlüsselposition ein. In einer Kooperation zwischen BOKU (Department für Chemie, Abteilung für Chemie nachwachsender Rohstoffe), TU Graz (Institut für Papier-und Zellstofftechnik) und Universität Graz (Wegener Institut) werden im kürzlich nach einem zweistufigen, hochkompetitiven Auswahlverfahren zur Förderung empfohlenen K-Projekt FLIPPR (Future Lignin and Pulp Processing Research) die wissenschaftlichen Grundlagen einer optimierten stofflichen Nutzung von Produkten und Nebenprodukten der Zelluloseerzeugung (in unterschiedlichen Herstellungsprozessen) erarbeitet und dann im folgenden zusammen mit den industriellen Partnern in verschiedenen Anwendungsszenarien getestet. Das Projekt wird von der FFG und den vier größten Zellstofferzeugern Österreichs (Mondi Frantschach Ges.m.b.H., NorskeSkog Bruck Ges.m.b.H.m Sappi Gratkorn Produktions-Ges.m.b.H., Zellstoff Pöls AG) mit einer Gesamtprojektsumme von 6 Mio€ über 4 Jahre gefördert. Die Konsortialführung liegt bei der Papierholz Austria Ges.m.b.H. (Thomas Timmel), die wissenschaftliche Leitung bei Thomas Rosenau (BOKU) und Wolfgang Bauer (TU Graz). An der BOKU werden sich als ProjektleiterInnen Stefan Böhmdorfer (DCh), Wolfgang Gindl (IHF), Georg Gübitz (IFA Tulln), Ute Henniges (DCh), Falk Liebner (DCh) und Antje Potthast (DCh) den verschiedenen Fragestellungen und Aspekten der Charakterisierung, Chemie, enzymatischen oder physikochemischen Modifikation und Verarbeitung von Cellulose, Lignin und Nebenprodukten der Zellstofferzeugung widmen. Im Mittelpunkt der Arbeiten steht das Lignin, das mengenmäßig zweitwichtigste Produkt der Zellstofferzeugung, welches heutzutage vor allem energetisch genutzt wird und damit einer nachhaltigen stofflichen Nutzung verlorengeht. Anhand verschiedener Lignin-Typen (z.B. Kraft-, Sulfit-, Organosolv-Lignin) werden in einer "lignin analytics platform" die analytisch-chemischen Grundlagen der molekularen Charakterisierung erarbeitet, auf denen andere Teilprojekte aufbauen können. Diese untersuchen dann technische Einsatzzwecke (z.B.: Bindemittel, Klebstoff, Papierstrich, Dünger) und erarbeiten Informationen zu Qualität, Gewinnung, Verarbeitbarkeit oder Entfärbbarkeit. Cellulose als Naturfaser, das Hauptprodukt der Zellstofferzeugung, wird in Zukunft noch vielfältigere und qualitativ hochwertigere Anforderungen erfüllen müssen als bisher. Dafür sind feste, aber auch flexible und physikalisch, chemisch oder enzymatisch modifizierte Fasern erforderlich. Diese Fasermodifizierung ist das gemeinsame Thema im "Nicht-Lignin-Bereich", wobei Anwendungen sowohl im Papier-Bereich als auch im Nicht-Papier-Produktbereich erfasst werden sollen. Informationen zum Projekt:
thomas.rosenau(at)boku.ac.at
thomas.timmel(at)austropapier.at


14.11.2012