Ein neuer radikaler Ansatz für die Planung
Dieses Grundlagenforschungsprojekt (FW) beschäftigt sich damit, das radikale und damit transformative Grundkonzept von Hannah Arendts politischer Handlungstheorie für die Planung zu übersetzen, einen neuen handlungsorientierten Planungsansatz ko-kreativ zu entwickeln und in einem dramaturgisch an Arendts Konzept der assoziativ-kommunikativen Handlungsmacht angepassten Setting experimentell zu erproben.

Arendts Ideen werden in jüngster Zeit angesichts der Krise wieder diskutiert, und es wird ihr ein enormes transformatives Potenzial aus verschiedenen Blickwinkeln zugesprochen. In Zeiten der Krise plädiert Arendt dafür, den Raum für politisches Handeln offen zu halten und eine notwendige (Re-)Politisierung auf allen Ebenen zu fördern. Ihre tiefgreifenden Einsichten sind jedoch bisher in der Planung kaum aufgegriffen worden.
Planung ist politisch. Deshalb, so die These dieses Projekts, muss Bürgerbeteiligung als Bürgermacht verstanden, der Entscheidungsprozess transformiert und völlig neu konzeptualisiert werden. Arendts nicht-autoritärer Politikbegriff, ihre Konzeption von Bürgermacht als assoziativ-kommunikative politische Handlungsmacht und ihre Beschreibungen von subsidiären und agonalen Entscheidungsstrukturen können dabei als Orientierung dienen. Mit Arendt denkend, geht es darum, wie Planung die Momente politischen Handelns erkennen und durch adäquate Rahmenbedingungen als Alltagsraum offenhalten kann. Ein pluralistisch konstituierter und egalitärer öffentlicher Raum ist dabei entscheidend, sowohl im Prozess als auch im Ergebnis der Planung.
Ausgangspunkt für die Umsetzung des Projekts ist die Übersetzung der Arendtschen Handlungstheorie in die Sprache der Planung. Anschließend werden die zentralen Arendt'schen Unterscheidungen (Poiesis und Praxis, Arbeiten, Herstellen und Handeln, Privatheit und Öffentlichkeit) anhand von drei Fallstudien untersucht, in denen Versuche pluralistisch konstituierter Handlungsräume realisiert wurden (Baugruppen, Gemeinschaftsgärten). PlanerInnen, AkteurInnen und VerwaltungsmitarbeiterInnen aus den Fallstudien oder ähnlichen Projekten werden eingeladen, in einem co-kreativen Prozess einen neuen Planungsansatz zu entwickeln und in zwei Workshops performativ zu erproben. Das Ergebnis ist ein Konzept für Pilotprojekte mit einem radikal neuen Planungsansatz, der poiēsis und Praxis (Praxis als Tun und Selbstzweck und poiēsis als Herstellen und Produzieren für äußere Zwecke) so verbindet, dass im Prozess und als Ergebnis öffentlich-politische Alltagsräume entstehen können.
Die Fördergeber
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Im Rahmen des 1000-Ideen-Programms 2022

Rückfragen und Kontakt
Institut für Landschaftsplanung (ILAP)
Department für Raum, Landschaft und Infrastruktur
Universität für Bodenkultur Wien
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