Gärten als Handlungsfreiräume

Zur Organisation und Qualität von Freiräumen in Gärten

Landschaftsplanung in Praxis und Theorie | Schriftenreihe des Instituts für Landschaftsplanung



Mit Beiträgen von

  • Inge Meta Hülbusch
    Gärten und soziale Bewegungen: Die Künstlerkolonie Worpswede und das Teufelsmoor
  • Andrea Kölzer
    Wurzeln im Alltäglichen: Gärten und Subsistenz
  • Matthias Kurowski
    Freiräume im Garten: Gärten und Freiraumplanung
  • Kirsten Förster
    Vom Garten mit Häuschen zum Haus mit Gärtchen: Abschaffung der Kleingärten in Wien
  • Christa Müller
    Interkulturalität und Integration im Kontext von urbaner Subsistenz: Das Beispiel der Interkulturellen Gärten

Kurzfassungen


Inge Meta Hülbusch
Gärten und soziale Bewegungen: Die Künstlerkolonie Worpswede und das Teufelsmoor
Das Künstlerdorf Worpswede im Teufelsmoor bei Bremen war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Anziehungspunkt auch für Menschen, die versuchten, durch verschiedene Methoden der Bodenbearbeitung und des Zusammenlebens/ -wirkens "die Welt zu verändern". Es werden vorgestellt der "Barkenhoff" des Jugenstilmalers und späteren Kommunisten Heinrich Vogeler (1872-1942), der "Sonnenhof" des Gartenbauarchitekten Leberecht Migge (1881-1935 / Jedermann Selbstversorger) und der biologisch-dynamische "Birkenhof" von Max Karl Schwarz (1895-1963). Parallel dazu wird versucht aufzuzeigen, dass die beiden Lebenswelten 'auf dem Berg' und 'im Moor' nur wenig miteinander zu tun hatten: die "Bewegungen" fanden statt ohne Einbeziehung der damals z.T. sehr armen Moorbewohner.
Biographie DIin Inge Meta Hülbusch
Geb. 1937 in Bremen. Nach dem (neusprachl.) Abitur 1957 ein Semester Philologie-Studium in Tübingen. Staudengärtnerinnenlehre in Bremen. Gehilfinnenprüfung 1960. Forstpraktikum. Gärtnergehilfin im Botanischen Garten Bremen. Praktikum in Versailles an der Ecole Nat. Sup. d‘Horticulture 1962. Studium der Landespflege/Landschaftsplanung in Hannover und Kassel. Unterbrechung durch Erziehungs-„Urlaub“ (3 Kinder mit K.H. Hülbusch). „Urlaub“ auch genutzt als Gartenplanerin und Honorarmitarbeiterin von R. Tüxen, Rinteln/Weser, als freiberufliche Mitarbeiterin an div. Projekten im Ruhrgebiet und Bremen und als Bürgerinitiativlerin gegen Immissionsbelastung. Nach Abschluss des Studiums mit der Diplomarbeit „Innenhaus und Außenhaus“ u.a. freiberufliche Tätigkeit in der Fraktion „Die Grünen“/Stadt Kassel mit dem Schwerpunkt Planung und Umwelt. Lehrauftrag an der Gesamthochschule Kassel – Universität des Landes Hessen. Freiberufliche Mitarbeit in Projekten der politischen Bildung (Jugendhof Dörnberg/Land Hessen und Kulturelle Erziehung e.V. Kassel) in Hessen und z.T. im sog. „kleinen Grenzverkehr“ in Thüringen (damals noch DDR). Forschungsprojekt zur Bürgerbeteiligung von Jugendlichen in der Dorferneuerung/Land Hessen sowie div. Pilotprojekte zur sog. Vorphase der Dorferneuerung für das hessische Landwirtschaftsministerium („Medienkatalog Dorferneuerung“, zus. m. D. Lecke). Volkshochschulprojekte zum Dorf und zum „erfreulichen Nutzgarten“. Referate in Wien, Weihenstephan, Kassel und anderswo zum Thema „Frauen in der Planung“. 1991 zurück nach Norddeutschland. 1992-1994 wissenschaftliche Angestellte an der Universität Oldenburg/Stadt- und Regionalplanung. 1993 Seminar in Kassel: „Frauen-Garten-Geschichte(n)“. Lehrauftrag „Frauen in der Geschichte der Landschaftsplanung und Gartenkunst“ an der BOKU Wien 2001 und 2003. Zusammen mit K.H. Hülbusch (anfangs auch mit Heike Schneider und Hans-Hermann Schröder, Worpswede) Aufbau eines „erfreulichen“ Erntegartens auf einem Sandhügel im Teufelsmoor.


Andrea Kölzer
Wurzeln im Alltäglichen: Gärten und Subsistenz. Die Bedeutung der Arbeit am Symbolischen für eine Subsistenzperspektive in der Landschafts- und Freiraumplanung wird am Beispiel der Kasseler Erlenfeldsiedlung dargestellt. Der Beschreibung der baulich-räumlichen, der ökonomischen und der sozialen Organisation einer einzelnen Siedlungsparzelle, der ganzen Siedlung heute, sowie in den ersten Jahren nach Siedlungsgründung folgt die Interpretation der Leitbilder der Siedlungsplanung. Als Ergebnis der Arbeit am Symbolischen werden Prinzipien der symbolischen Ordnung einer subsistenzorientierten Landschafts- und Freiraumplanung formuliert, Die Prinzipien begründet auf der symbolischen Ordnung der Mutter (Luisa Muraro): - das Wertschätzen des Lebens, des Alltags und der alltäglichen, lebenerhaltenden Arbeiten; das gute Leben als Maßstab des Handelns; - das Anerkennen natürlicher Begrenztheit und menschlicher Bedingtheit; - das Leben in Beziehung mit der Praxis der Verhandlung und der Praxis der Vermittlung; - die Praxis des Von-sich-selbst-Ausgehens; - Aufmerksamkeit und Offenheit für Veränderung; - Anerkennen und Wertschätzen der Differenz und - ein Vertrauen in die Fülle.
Biographie DIin Dr.in Andrea Kölzer
Geb. 1958. Nach Berufsausbildung zur Gärtnerin Studium der Landschafts- und Freiraumplanung an der Gesamthochschule Kassel und Promotionsstudium an der Universität für Bodenkultur Wien. Mitbegründerin der Arbeitsgruppe Chora, die sich mit der Philosophie der sexuellen Differenz und mit Subsistenztheorie auseinandersetzt. Lebt und arbeitet in Kassel.


Matthias Kurowski
Freiräume im Garten: Gärten und Freiraumplanung
Hausgärten sind Freiräume, Orte, an denen Menschen sich einrichten, leben, handeln und wirtschaften. In diesem Artikel werden baulich-räumliche und soziale Rahmenbedingungen beschrieben und interpretiert, die die Handlungsfreiräume in den Gärten mitbestimmen. Aufbauend auf der Tradition einer kritischen Landschafts- und Freiraumplanung werden Strukturen herausgearbeitet, die den Gebrauch von Gärten als Freiräume unterstützen. Das Beispiel eines Reihenhausgartens zeigt, dass die Bestandsaufnahme der Gärten, das Nachzeichnen ihrer Genese und die Prüfung der verschiedenen Planungsthesen der Siedlungs-, Haus- und Gartenplanung sichtbar machen, wie das Handeln von BewohnerInnen und PlanerInnen in den baulich-räumlichen und sozialen Kontext eingebunden ist und über die jeweils gegebenen Bedingungen hinausreicht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden in Professionelle Arbeitsabläufe übersetzt indem wichtige Beiträge zur Zonierung und Bestimmung der Rahmenbedingungen von Gärten entwickelt werden.
Biographie DI Matthias Kurowski
Geb. 1966, Studium der Landschafts- und Freiraumplanung an der Universität / Gesamthochschule Kassel. Seit 1993 Zusammenarbeit mit Dipl. Ing. Hans Boss in einem gemeinsamen Planungsbüro und in einem gärtnerischen Ausführungsbetrieb in Kassel. Seit 1996 Gastvorträge am Arbeitsbereich Landschaftsplanung der Universität für Bodenkultur Wien zu Themen der Freiraum- und Objektplanung. Seit 2001 Lehrauftrag für die Lehrveranstaltung „Objektplanung in der Landschaftsplanung“. 1999-2003 Dissertation über das Thema „Freiräume im Garten“.


Kirsten Förster
Vom Garten mit Häuschen zum Haus mit Gärtchen: Abschaffung der Kleingärten in Wien
Ziel dieses Artikels ist es, durch das Verstehen der Geschichte der Kleingärten in ihren baulich-räumlichen und sozio-ökonomischen Zusammenhängen, die Bedeutung der Kleingärten im Alltag der NutzerInnen aufzuarbeiten und ein Prognose für die Entwicklung der Kleingärten in Wien zu formulieren. Am Beispiel der 1913 gegründeten und bereits für ganzjähriges Wohnen umgewidmeten Kleingartenanlage „Gartenfreunde Ottakring“ wurden auf baulich-räumlicher Ebene der  Parzellen die Bandbreite der Entscheidungen der KleingärtnerInnen in Bezug auf die Nutzung ihrer Parzelle nachvollzogen. Die bereits in großem Maß erfolgte Umwidmung der Wiener Kleingartengebiete zum ganzjährigen Wohnen lassen innerhalb der nächsten zehn Jahre die Abschaffung der Kleingärten in ihrer eigentlichen Funktion, als privat verfügbarer Freiraum für die Frauen und Männer im Geschoßwohnungsbau prognostizieren. Die Gemeinde Wien hat sich durch diese Gesetzesänderungen von der sozialen Idee der Kleingärten als Teil der Daseinsvorsorge zurückgezogen und die Kleingärten zur Spekulation mit Grund und Boden freigegeben.
Biographie DIin Kirsten Förster
Geb. 1974, Arbeitsschwerpunkte: Freiraumplanung, feministische Planung, Aktivierung und Beteiligung, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Mitarbeit in der Redaktion zoll+ - Textedition österreichischer Landschaftsplanung und Landschaftsökologie.


Christa Müller
Interkulturalität und Integration im Kontext von urbaner Subsistenz: Das Beispiel der Interkulturellen Gärten



Biographie Dr.in Christa Müller
Geb. 1960, Studium der Soziologie und Politikwissenschaft an den Universitäten Bielefeld, Marburg, Berlin und Sevilla, Forschungsaufenthalte in Costa Rica, Mexiko und Westfalen, 1997 Promotion zum Dr. rer.soc. an der Universität Bielefeld, Mitbegründerin des Instituts für Theorie und Praxis der Subsistenz; seit 1999 wiss. Mitarbeiterin der Forschungsgesellschaft anstiftung in München; seit 2003 Geschäftsführerin der Stiftung Interkultur, München; 1998 Schweisfurth Forschungspreis für Ökologische Ökonomie



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