Gemüse aus der Biotonne - Nachhaltige Stadtentwicklung in West Afrika (25.04.2007)

Die BOKU Wien forscht an urbanen Kompostierverfahren und trägt damit zur nachhaltigen Stadtentwicklung in West Afrika bei

Ende 2007 wird erstmals die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten wohnen. Dieser Trend stellt insbesondere afrikanische Ballungsräume vor dringenden Handlungsbedarf. *In urbanen und peri-urbanen Gebieten Afrikas beträgt das jährliche Bevölkerungswachstum 4 Prozent; Städte wachsen doppelt so schnell wie in Lateinamerika und Asien. Die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung bereitet vielen Stadtverwaltungen Sorgen“, berichtet Michael Hauser, Leiter des Research for Development Forum an der BOKU Wien. Entwicklungsprogramme zur Förderung von Stadtlandwirtschaft stehen deshalb hoch im Kurs. Satellitendaten bestätigen die wachsenden Bedeutung von Nahrungsmittelproduktion zwischen Häusern: In Städten wie Dar es Salaam (Tansania) werden bereits 25% der Stadtfläche landwirtschaftlich genutzt.

Aber auch die Stadtlandwirtschaft Afrikas steht vor Herausforderungen. Mineralische Düngemittel sind Mangelware, die landwirtschaftlichen Erträge liegen deshalb oft unter den Erwartungen. Gleichzeitig steigen die Mengen an Hausmüll, dessen mangelnde Verwertung und Entsorgung zu gravierenden Gesundheits- und Umweltbelastungen führen. Sorgen bereitet WissenschafterInnen und Stadtverwaltungen der zunehmende organische Abfall, der in Gräben und wilden Müllplätzen verrottet. *Diese Situation ist absurd“, so Roland Linzner von der BOKU Wien. Linzner: *Die fehlende Verwertung von organischem Material führt zu Nährstoffverlusten, die für eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion gerade so wichtig wären“. * Und die Folgen davon sind Fehl- und Mangelernährung der städtischen Bevölkerung“, ergänzt Momo Soumah vom Landwirtschaftsministerium der Republik Guinea.

Kompostierung trägt zur Schließung der Nährstoffkreisläufe bei und wirkt damit positiv auf Bodenfruchtbarkeit und Ernten. In Conakry, der Hauptstadt Guineas, arbeiten BOKU WissenschafterInnen in Zusammenarbeit mit dem guineischen Landwirtschaftsministerium an einem von der Kommission für Entwicklungsfragen (KEF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geförderten Pilotprojekt. Ziel ist die Entwicklung von Strategien zur Sammlung und Kompostierung von organischem Material durch lokale Frauengruppen. Roland Linzner vom Institut für Abwallwirtschaft der BOKU: *Die Bäuerinnen erwirtschaften Erträge im Gegenwert von 200 Euro, im Vergleich zu 25 Euro ohne Kompost eine immense Ertragssteigerung. Drei persönliche Projektbesuche des Landwirtschaftsministers Guineas bestätigen das politische Interesse an den Forschungen. Soumah ist davon überzeugt: * Kompostierung und Stadtlandwirtschaft wirken Hunger und Armut in Städten nachhaltig entgegen. Und sie sind Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung.“

Weblink:
www.boku.ac.at/dev-forum.html
www.oeaw.ac.at/kfe

Fotos sind auf Anfrage erhältlich (public.relations(at)boku.ac.at).

Rückfragen mit entwicklungspolitischen Bezügen:
Dr. Michael Hauser, DEV-FORUM Leiter
(01) 47654-3766, michael.hauser(at)boku.ac.at

Rückfragen zum Projekt:
Roland Linzner, Institut für Abfallwirtschaft
(01) 318 99 00 - 336, roland.linzner(at)boku.ac.at

Rückfragen zur KEF
Mag. Birgit Habermann, KEF
(01) 515 81 - 3202, birgit.habermann(at)oeaw.ac.at