Zeitgeschichtsforschung im Spannungsfeld von Datenschutz- und Archivrecht


Die Arbeit zeitgeschichtlich Forschender findet stets in einem Spannungsfeld von Archivrecht, Datenschutzrecht und Urheberrecht statt. Mit diesem Spannungsfeld und seinen Auswirkungen auf die Forschungsfreiheit setzt sich der von Univ.-Prof. Dr. Iris Eisenberger, M.Sc. (LSE) gemeinsam mit Assoz. Prof. Dr. Daniel Ennöckl, LL.M. und Ao. Univ.-Prof. Dr. Ilse Reiter-Zatloukal herausgegebene Tagungsband „Zeitgeschichtsforschung im Spannungsfeld von Archiv-, Datenschutz- und Urheberrecht“ auseinander.

Sperr- und Schutzfristen sowie Veröffentlichungsverbote schützen die Privatsphäre beforschter Personen und ihrer Angehörigen, schränken aber gleichzeitig die Forschungsfreiheit der WissenschaftlerInnen ein.

Dieses Spannungsverhältnis wird im vorliegenden Band untersucht, der auf eine interdisziplinäre Konferenz am 28. und 29. September 2015 an der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät zurückgeht. HerausgeberInnen sind Univ.-Prof. Dr. Iris Eisenberger, M.Sc. (LSE), Assoz. Prof. Dr. Daniel Ennöckl, LL.M. und Ao. Univ.-Prof. Dr. Ilse Reiter-Zatloukal.

Neben Beiträgen der HerausgeberInnen finden sich im Konferenzband auch Beiträge von Hon.-Prof. Dr. Heinrich Berg vom Wiener Stadt- und Landesarchiv, Mag. Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, MR Dr. Ronald Faber, stellvertretender Sektionsleiter des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt, Mag. Dr. Christina Hofmann, Rechtsanwältin in Graz, Mag. Dr. Elisabeth Hödl, Juristin und Zukunftsforscherin, Ubifacts – Social, Legal and Scientific Trends in Graz, Univ.-Prof. Dr. Franz-Stefan Meissel, Institut für Römisches Recht und Antike Rechtsgeschichte, Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Alfred J. Noll, Rechtsanwalt in Wien, Mag. Dr. Josef Pauser, Leiter Bibliothek und Kommunikation des Verfassungsgerichtshofs, ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin F. Polaschek, Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen, Vizerektor für Studium und Lehre, Universität Graz, Dr. Jürgen Treffeisen, Referatsleiter und stellvertretender Archivleiter, Landesarchiv Baden-Württemberg – Generallandesarchiv Karlsruhe, Dr. Sandra Wachter, Oxford Internet Institute, University of Oxford, England und MMag. Dr. Jakob Wührer, Referent im Oberösterreichischen Landesarchiv, Linz.

Es sollen mit diesem Konferenzband nicht nur Einblicke in die aktuelle Rechtslage auf diesen Gebieten geboten, sondern auch offene Fragen angesprochen und mögliche Lösungsvorschläge präsentiert werden. Er kann so der/dem zeithistorisch Forschende/n auch als Hilfsmittel insbesondere für die Entscheidung für oder gegen ein Naming Names dienen, muss dieses doch nicht nur wissenschaftlich und ethisch vertretbar, sondern auch hinsichtlich allfälliger rechtlicher Folgen einschätzbar sein. Insbesondere hinsichtlich der Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen manifestierte sich in den vergangenen Jahrzehnten eine nicht nur für Angehörige von Verfolgten, sondern auch für WissenschaftlerInnen spürbare Diskrepanz zwischen der Veröffentlichung sämtlicher Namen und Daten von Ermordeten und dem – rechtlich geschützten – Verschweigen der Namen der Betroffenen.

 


15.03.2018