Der Whole Institution Approach

Nachhaltigkeit hat eine besondere Bedeutung an der BOKU University. Sie verfolgt aktiv einen Whole-Institution-Approach, d.h. Nachhaltigkeit soll in allen Bereichen gestärkt werden. Dementsprechend sind die Nachhaltigkeitsbemühungen der BOKU in sechs miteinander verbundene Themenbereiche gegliedert: Lehre und Studium, Forschung, gesellschaftliche Wirksamkeit, Umwelt, Soziales und Governance.

Bereits 2013/14 wurde eine erste Strategie in einem breit angelegten Prozess ausgearbeitet (2014-18), 2019/20 erfolgte die Überarbeitung und Weiterentwicklung (2019-24). 

Nachhaltigkeitsstrategie 2025-2030

Die aktuelle Phase der BOKU Nachhaltigkeitsstrategie fußt auf drei Säulen: 

  1. Fortführung laufender Prozesse
  2. Leuchtturmprojekte mit potentiell transformativem Charakter
  3. Reflexionsprozesse

1. Fortführung laufender Prozesse

In den letzten Jahren wurde vieles erreicht, dass in der aktuellen Periode der Nachhaltigkeitsstrategie fortgeführt werden soll. 

Die 2020 verabschiedeten strategischen Ziele haben langfristigen Charakter und sind grundsätzlicher Natur – sie gelten daher über das Jahr 2024 hinaus. 

Diese strategischen Ziele dienten als Grundlage für die Wesentlichkeitsanalysen  2019 und 2024, in denen jene Themen identifiziert wurden, die im BOKU Nachhaltigkeitsbericht im Vordergrund stehen.

Der – seit 2019 BOKU jährlich erstellte, extern zertifizierte – BOKU Nachhaltigkeitsbericht dient damit auch als Werkzeug für das kontinuierliche Monitoring der Zielerreichung und die Weiterentwicklung der Maßnahmen.

Parallel dazu wurde ein Nachhaltigkeitsmanagement aufgebaut, das Verantwortlichkeiten festlegt.

In den themenspezifische Arbeitsgruppen werden spezifische Fragestellungen diskutiert, sowie Vorschläge und Inputs zu konkreten Umsetzungsprojekten gemacht: 


 

2. Leuchtturmprojekte: Verbesserungen vs. grundlegende Änderungen

Eine nachhaltige Universität kann nur zu einem gewissen Grad durch Maßnahmen erreicht werden, die individuelles Verhalten, Strukturen oder Prozesse unverändert lassen (z.B. Umstieg auf UZ46-zertifizierten Ökostrom). Solche Verbesserungs- und Optimierungsmaßnahmen sind sicherlich wichtig, gleichzeitig ist es notwendig, sich auch zu fragen, wo Prozesse und Strukturen grundsätzlich erneuert werden müssen. 

Eine sozial-ökologische Transformation im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erfordert grundlegende Veränderungen. Diese greifen in vorherrschende Routinen, Strukturen und Denkmuster ein, machen individuelle und gesellschaftliche Verhaltensänderungen notwendig und rufen damit auch Widerstände hervor. Solche Prozesse passieren nicht in kurzer Zeit und haben einen ungewissen Ausgang. 

Aktuell laufen folgende Projekte mit transformatives Potenzial (Details dazu siehe HIER):

  • Klimaneutralitätsziel: Zwei-Drittel-Reduktion der Emissionen bis 2030 und 90 %-Reduktion bis 2040 (Netto-Null-Emissionen)
  • Organisationseinheit für transformative Nachhaltigkeitswissenschaft (Etablierung bis 2027)
  • Änderungen in der Bewertung von Wissenschaft (Planerstellung 2025 / erste Umsetzungsprojekte bis 2030)
Ein Beispiel aus der Wissenschaft
Forschung ist international eng vernetzt und der persönliche Austausch mit Kolleg*innen aus der ganzen Welt essentiell. Erfolg wird sehr stark an Publikationen in wissenschaftlichen Fachjournalen und dem Einwerben von Forschungsgeldern bemessen. Das heißt im Umkehrschluss, dass Reisen wichtig ist oder dass aufwändige Forschungs- und Kommunikationsprozesse, die weniger Publikationen versprechen, oft hintangestellt werden. Sollen CO2 Emissionen aus Dienstreisen reduziert werden und das gesellschaftliche Engagement von Wissenschaftler*innen gestärkt werden, müssen sich also grundlegende Strukturen wie Anforderungsprofile der Wissenschaft oder etablierte Denkmuster ändern. Das sind langfristige Prozesse, in denen Werthaltungen, Bedürfnisse, Paradigmen, etc. ausverhandelt werden müssen.

 

3. Reflexion & Feedback

Neben diesen Prozessen, die weitergeführt werden, soll im Rahmen der BOKU Nachhaltigkeitsstrategie auch darüber nachgedacht werden, welche grundlegenden Veränderungen es braucht, um den Pfad einer nachhaltigen Universität kontinuierlich zu beschreiten. 

Sind wir am richtigen Weg? Übersehen wir etwas? Haben sich Bequemlichkeiten eingeschlichen, die den Prozess insgesamt hemmen oder sogar kontraproduktiv sind? Bleiben wir an der Oberfläche oder gehen wir in Richtung einer grundlegenden Transformation? 

Wir wollen die kommenden Jahre nutzen, um von verschiedenen Seiten Feedback einzuholen und den Kreis der Akteur*innen zu erweitern. So dienen die oben erwähnten Arbeitsgruppen (Kerngruppe, AG NH-Forschung, NUM) und ihre Veranstaltungen dazu, regelmäßig Feedback einzuholen. Darüber hinaus werden Lehrveranstaltungen genutzt, um Übungen zu nachhaltigen Universitäten abzuhalten und von und über die Studierenden Rückmeldungen zu erhalten (Grundlagen der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung, Inter- and transdisciplinary approaches and processes).