Geologische Kurzbeschreibung: Grobkörniger Marmor mit kleinräumigen weiß-grauen Faltungen
Geologisches Alter: Die Sedimentation erfolgte im Neoproterozoikum (vor ca. 900 Mio. Jahren) Präkambrium. Die Metamorphose erfolgte im Karbon (vor ca. 340 Mio. Jahren) Paläozoikum
Geologische Zone: Böhmische Masse (Bunte Serie)
Abbauort: Kottes im südlichen Waldviertel (Niederösterreich)
Abbausituation: Im Betrieb von der Firma Wachauer Marmor

Petrographie

  • geschliffen

  • gestockt

  • poliert

  • geschnitten

Abbildungen: Makroskopische Aufnahmen des Wachauer Marmors - bei den Bildern des geschliffenen und polierten Steins ist die Struktur zu erkennen. Die anderen Bilder zeigen die Struktur undeutlich, aufgrund der Lichtstreuung.

In den makroskopischen Aufnahmen des Wachauer Marmors sind vier verschiedene Bearbeitungsmethoden (geschliffen, gestockt, poliert und geschnitten) zu sehen. Es ist ein grobkristalliner massiger Marmor mit Faltungen zu sehen.

Dünnschliffbeschreibung

  • Dünnschliff des Wachauer Marmors unter dem Mikroskop: Überblicksaufnahme parallele Polarisatoren

  • Dünnschliff des Wachauer Marmors unter dem Mikroskop: Überblicksaufnahme gekreuzte Polarisatoren

  • Wachauer Marmor: Graphit in Kalzit unter parallelen Polarisatoren

Die Untersuchung des Dünnschliffs des Wachauer Marmors mit dem Polarisationsmikroskop ergab die Mineralzusammensetzung Kalzit mit geringen Anteilen an Quarz, Graphit, Chlorit, Serizit, Biotit, Eisensulfide und Hornblende. Als Begleitmineral ist Wollastonit vorhanden. Diese gut auskristallisierten Minerale bilden ein Mosaikgefüge (Polygon-Pflaster) mit einer variablen Körnigkeit.

Der Hauptbestandteil des Wachauer Marmors ist Kalzit. Die Kalzite sind durch die dünn lamellierten Gleitzwillinge und die verzahnten Körner charakterisiert. Häufig weisen die Kalzite Tripelpunkte zwischen den einzelnen Kalzitkörnern auf und zeigen Korngrenzen, welche auf ein statisches Wachstum hindeuten. Der Graphit erscheint sehr dünn und schwarz und weist eine vollkommene Spaltbarkeit nach 0001 auf. Es treten xenomorphe Quarze mit teilweise undulöser Auslöschung auf. Die auftretenden vorwiegend hypidiomorphen Biotite liegen nicht orientiert im Gesteinsgefüge vor und weisen lokal in-situ Umwandlungen zu Chlorit auf. Die hypidiomorphen Hornblenden erscheinen stängelig und haben ein deutliches Relief.

Mineralbestand mittels Röntgendiffraktometrie und simultaner Thermoanalyse

Der Mineralhauptbestandteil Kalzit und der Nebenbestandteil Quarz und Plagioklas konnten mittels Röntgendiffraktometrie bestimmt werden. Außerdem sind noch Spuren von Glimmer, Alkalifeldspat, Graphit und Hornblende vorhanden. In der oberen Abbildung ist der Kalzit Hauptpeak bei 29,4° (2 Theta) und einige weitere erkennbar.

Aus der Massenänderung von 36,95% bei der simultanen Thermoanalyse errechnet sich stöchiometrisch ein Kalzitgehalt von 84%. Der Peak von Kalzit liegt bei 851,1°C.

Im eigens durchgeführten Lösversuch konnte festgestellt werden, dass ca. 12% des Gesteins nicht kalzitisch sind. Der annähernde Kalzitgehalt von 84% konnte damit bestätigt werden.

Anwendungsbeispiele

Auf Grund der auffälligen Faltungen wurde und wird Wachauer Marmor als Dekorgestein verwendet. Beispielsweise die Fassade des Dianabads im 2. Bezirk Wiens ist aus Wachauer Marmor. Auch als Dekor- und Grabstein kommt dieser häufig zum Einsatz (Steininger et al. 2016). Ganz neu seit 2019 fungieren Wachauer Marmorblöcke auch als Rastplätze auf der Donauinsel.

Raststelle aus Wachauer Marmor auf der Wiener Donauinsel, Seitenansicht

Raststelle aus Wachauer Marmor auf der Wiener Donauinsel, Blick von oben lässt die Struktur besser sichtbar werden

Dianabad 1020 Wien Fassade aus Wachauer Marmor

Fassade des Dianabades im Detail

Fassade des Dianabades, Detail Nahaufnahme