Foto von oben: Studierende beim Verlegen von Natursteinplatten

Studierende eignen sich praxisrelevantes bau- und vegetationstechnisches Wissen in einer Lehrveranstaltung an. Dabei entstehen Kleinbauwerke wie Gehölzpflanzungen, Trockensteinmauern, Pflasterungen, Holzmobiliar sowie Dach- und Fassadenbegrünungen im Lehr- und Versuchsgarten des Instituts für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau (IBLB) in Groß-Enzersdorf.

Im Rahmen des Bachelorstudiums Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur wird vom Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau jährlich im Sommersemester die Lehrveranstaltung ‚874104 Projekt und Baupraktikum zu Landschaftsbau und Vegetationstechnik‘ angeboten. Etwa 130 Studierenden wird in sechs Übungsgruppen jeweils ein Thema des Garten- und Landschaftsbaus in Theorie und Praxis auf der Ebene Planung, Bau und Betrieb nähergebracht. Bestehende Realobjekte werden von den Studierenden unter die Lupe genommen, Bauprinzipien davon und aus der Literatur abgeleitet und diese anhand von Kleinbauwerken angewandt und ausprobiert. Damit die Bauwerke nachhaltig und lang andauernd ihre Funktionen und Ökosystemleistungen erbringen können, ist Wartung und Pflege notwendig. Auch dies wird den Studierenden vermittelt und gemeinsam an den Objekten umgesetzt. Bauprozess zur Herstellung von Bauobjekten werden für die Studierende somit begreifbar.

Bereits im März 2023 fanden die ersten Bautage im Lehr- und Versuchsgarten des Instituts für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau in Groß-Enzersdorf statt: Gehölzpflanzungen im Frühjahr standen hier im Vordergrund. Von den Studierenden wurden unter Anleitung Hochstämme und Hecken gepflanzt sowie Pflegearbeiten an bestehenden Gehölzstrukturen durchgeführt.

Der Trockenmauerbau konnte von einer weiteren Gruppe im April ausprobiert werden. Im Senkgarten – ein Teil des Lehr- und Versuchsgartens – konnte erfolgreich eine Trockensteinmauer fertiggestellt und eine freistehende Mauer errichtet werden. Das langjährig-fachkundige BOKU-Betreuungsteam wurde hier durch einen Experten aus der Schweiz verstärkt, der sich auf die Sanierung und den Bau von Trockenmauern spezialisiert hat.

Gleich vier Gruppen absolvierten ihre Bautage parallel im Mai 2023. Oberflächenbesfestigungen mit Natursteinpflaster aus Granit sowie Platten aus Stainzer Hartgneis wurden unterhalb der bestehenden Holzpergola im Splittbett verlegt, sowie Kieselsteinpflasterungen in gebundener Bauweise auf den in den Senkgarten führenden Weg erstellt.

Aus dem Baumaterial Holz entstand Mobiliar zum Sitzen und Liegen. Bei der Planung und dem Bau der Objekte lernten die Studierende unterschiedliche Hölzer, Holzverbindungen sowie den (konstruktiven) Holzschutz kennen. Die entstanden Möbel werden dieses Jahr im Senkgarten aufgestellt.

Der Bauwerksbegrünung widmeten sich zwei Gruppen. Die Studierenden pflegten ausgewählte BOKU-Gründächer am Standort Türkenschanze (PV-Dachgarten/ Franz-Schwackhöfer-Haus, extensives Gründach/Ilse-Wallentin-Haus, Vordach/ Oskar-Simony-Hauses). Die regelmäßig notwendige Entfernung von angeflogene Pappel- und Weidensämlinge und von Beikräutern stand hier im Vordergrund. An einem externen Objekt können sich die Studierenden bei der Neuerrichtung eines Gründaches probieren.

Die Begrünung von Gebäuden mit Kletterpflanzen erprobte eine weitere Gruppe. Abgestimmt auf den Bedarf der Pflanzen (Kletterstrategie), errichteten die Studierenden Kletterhilfen aus Seilen, Stäben und Netzen an Messtürmen des Instituts in Groß-Enzersdorf sowie führten die Pflanzung der Klettergehölze durch. Dieses neue Pflanzen-Bauwerk wird in Folge Daten für eine Dissertation liefern, mit dem Focus die von Fassadenbegrünungen ausgehende Beschattungswirkung von Gebäuden mess- und skalierbar zu machen.

Während der Bautage werden alle notwendigen Baumaterialien, Bauschritte, die erforderliche Maschinen- und Personalressource dokumentiert. Damit wird den angehenden Landschaftsarchitekt*innen die für die Herstellung von Bauwerken notwendige Ausschreibung und Kalkulierung von Leistungen des Garten- und Landschaftsbaus verständlich gemacht.

Am 26.6.2023 findet der Abschluss der Lehrveranstaltung statt, bei dem in einem Rundgang durch den Lehr- und Versuchsgarten alle Bauwerke von den Studierenden präsentiert werden. Bei diesem Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden werden neue Erkenntnisse zu Baumaterialien, Bauweisen und Bauprozesse vertieft sowie für die Zukunft nutzbare Lessons Learnt sichtbar gemacht.

Die Bauwerke im Lehr- und Versuchsgarten des Instituts für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau können gerne in Groß-Enzersdorf besucht werden!

Das Institut IBLB bedankt sich bei allen Lektor*innen und Tutor*innen für deren tatkräftige Unterstützung bei der Durchführung der Lehrveranstaltung, beim BOKU Facility Management für die Kooperation bei der Findung der zu pflegenden Gründächer, sowie folgende Unterstützer*innen bei der Materialbereitstellung: Mühlbauer Holz GmbH, via Donau – Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH, Baumschulen Alois Stöckl GmbH und ein privater Sponsor für Solitärbäume.

 

Rückfragen und Kontakt:

Priv.-Doz. DI Dr. Ulrike Pitha

Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau
Mail: ulrike.pitha@boku.ac.at