Schaugarten an der BOKU
Die ältesten Kulturpflanzen Mitteleuropas
Hier werden die wichtigsten Kulturpflanzen aus den Frühphasen der mitteleuropäischen Landwirtschaft gezeigt, vertreten durch altertümliche Sorten, die meist nur in abgelegenen Regionen, in Genbanken und dank privater Erhaltungszuchtprogramme überlebt haben. Die Ursprünge der Landwirtschaft liegen im Vorderen Orient, im Gebiet des "Fruchtbaren Halbmondes". Hier begann um 9000 v. Chr. die Domestikation von Wildgetreiden, Hülsenfrüchten und Ölfpflanzen. Mit der Ausbreitung der bäuerlichen Lebensweise gelangte eine Auswahl dieser Pflanzen im 6. Jahrtausend v. Chr. über den Mittelmeerraum und Südosteuropa nach Mitteleuropa. Zum ältesten, jungsteinzeitlichen Kulturpflanzen-Spektrum gehören als Kohlehydratlieferanten die Getreide Emmer, Einkorn und Gerste, als pflanzliche Eiweißquellen die Hülsenfrüchte Erbse und Linse sowie als Lieferanten essentieller Fettsäuren die Ölpflanzen Lein und Mohn. Diese Grundausstattung blieb über Jahrtausende unverändert, erst ab der Spätbronzezeit (1300 v. Chr.) kam es mit der Ausbreitung von Rispen- und Kolbenhirse, Dinkel, Nacktweizen, Saubohne und Leindotter zu einer Bereicherung des Spektrums. Ab der Eisenzeit (800 v. Chr.) gewinnen Roggen und Hafer an Bedeutung. Mit dem Vorstoß der Römer nach Mitteleuropa (um 15 v. Chr.) setzt eine weitere Diversifizierung des Kulturpflanzenspektrums ein, zugleich endet der hier behandelte prähistorische Zeitraum. Auf den Schauflächen sind den frühen Kultursorten nach Möglichkeit auch die wilden Ausgangsformen gegenüber gestellt. Die gezeigten Kulturpflanzen dienen als Anschauungsmaterial in der Lehre und zu Vergleichszwecken in der archäobotanischen Forschung.