Wildsammlung in der Biologischen Landwirtschaft

Hintergrund

Pflanzen oder Pflanzenorgane aus Wildsammlung stellen für viele Menschen weltweit eine wesentliche Erwerbsquelle dar. Selbst für umfassend informierte Bio-KonsumentInnen und auch FachexpertInnen der biologischen Landwirtschaft ist es aber oftmals überraschend oder gar unbekannt, dass sich in vielen Bio-Lebensmitteln Rohstoffe aus Bio-Wildsammlung befinden. Kräuter, Blüten, Blätter, Früchte, Wurzeln oder Samen aus Wildsammlung finden wir in Tees, Fruchtzubereitungen, Gewürzen, Milchprodukten, Gemüsekonserven und anderen verarbeiteten Bio-Lebensmitteln. Selbst in alltäglichen Produkten wie Apfelsaft können sich Anteile an Wildäpfeln aus Wildsammlung befinden. Die Rohstoffe aus Wildsammlung stammen aus Mitgliedstaaten der EU oder Drittländern. Wildsammlung ist in der EU-Bioverordnung sowie in einigen privatrechtlichen Bio-Standards umfassend geregelt, was bedeutet, dass all diese Rohstoffe einer der EU-Bio-Verordnung konformen Kontrolle, Zertifizierung und Auslobung unterliegen. So wenig die Rolle der Wildsammlung für die Lebensmittelerzeugung bekannt ist, so unterrepräsentiert ist auch Forschung zu diesem Thema. Mit punktuellen Ausnahmen findet keine wissenschaftliche Forschung zu Wildsammlung unter den Bedingungen der biologischen Landwirtschaft statt. Vor dem Hintergrund des Missverhältnisses zwischen hoher Bedeutung und starkem Wissensdefizit beschäftigt sich am IFÖL ein Forschungsschwerpunkt mit Wildsammlung aus biologischer Landwirtschaft.

Kurzfassung des Projektes

Pflanzen und Pflanzenorgane aus Wildsammlung werden in einer Vielzahl traditioneller Produkte aber auch für Produktinnovationen verwendet. Die Vermarktung von Pilzen als Rohware und von Fruchtzubereitungen aus Preisel- oder Heidelbeeren und Hagebutten sind bekannte Beispiele. In jüngster Zeit tauchen aber auch vermehrt seltenere Wildpflanzen und -produkte in der Direktvermarktung, der Gastronomie oder im Handel, nicht zuletzt als Superfood oder Nahrungsmittel mit besonderen gesundheitlichen Auswirkungen, auf. Wildpflanzen werden somit nicht nur als Lebensmittel sondern auch zur Gesunderhaltung vermarktet.Die biologische Landwirtschaft scheint ein zentraler Innovationsmotor bei dieser Entwicklung zu sein. Eine Reihe von Bio-BäuerInnen und Bio-Verarbeitern sind für die Sammlung und Verarbeitung von Wildpflanzen zertifiziert und lokal, regional, national und international agierende Vereine und Unternehmen beteiligen sich an den Wertschöpfungsketten. Trotz dieser Bedeutung liegen weiterhin kaum Forschungsergebnisse über Wildpflanzensammlung in der Ökologischen Landwirtschaft in vor.

Projektziele

  1. Beschreiben der Wertschöpfungsketten für Bio-Wildsammlungsprodukte
  2. Identifizieren unterstützender und hemmender Faktoren für Bio-Wildsammlung
  3. Erkunden des Innovationspotentials von Wildsammlung für die biologische Landwirtschaft

Projekt Team

Projektleiter: DI Dr Christoph Schunko / Homepage / FIS / Research Gate / Twitter

Sub-Projektleiter: Ao Univ Prof Dr Christian Vogl / Homepage / FIS / Research Gate / Twitter

Sub-Projekte

  • Wildsammlung in der biologischen Landwirtschaft in Österreich (BIO-WILDSAMMLUNG)
  • Erfahrungswissen, Wildsammlung und zivilgesellschaftliche Lebensmittelnetzwerke in der biologischen Landwirtschaft in Spanien und Portugal (ALTER-IBERO-FOOD)

Publikationen

Schunko, C; Vogl, CR (2020): Factors determining organic consumers’ knowledge and practices with respect to wild plant foods: A countrywide study in Austria. Food Quality and Preference, 82, 103868.

Schunko, C; Vogl, CR (2018): Is the Commercialization of Wild Plants by Organic Producers in Austria Neglected or Irrelevant? Sustainability, 10(11), 3989.

Schunko, C; Lechthaler, S; Vogl, CR (2019): Conceptualising the Factors that Influence the Commercialisation of Non-Timber Forest Products: The Case of Wild Plant Gathering by Organic Herb Farmers in South Tyrol (Italy). Sustainability, 11(7), 2028.