Sani60ies

Das Projekt Sani60ies demonstriert die minimalinvasive Sanierung von Gebäuden aus den 1950er und 1960er Jahren.

Das Grundkonzept ist die nachträgliche thermische Aktivierung der Gebäude durch ein fassadenintegriertes Wärmeverteilungssystem, das zwischen der bestehenden Wand und dem Dämmstoff installiert wird. So kann das Gebäude mit Niedertemperaturwärme versorgt werden. Dieser Umstand bietet die besten Voraussetzungen für den effizienten Einsatz von Wärmepumpen. Gleichzeitig werden die besten Voraussetzungen für eine nachhaltige und effiziente Kühlungsmöglichkeit geschaffen.

Die Dekarbonisierung der Heizungs- und Warmwassererzeugung in bestehenden städtischen Wohngebäuden sollte aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen mit minimalen Eingriffen in den Wohnungsbestand erfolgen und auch aus Gründen der Effizienz beim Betrieb von Wärmepumpen eine Reduzierung der Heizungsvorlauftemperaturen ermöglichen. Das Projekt Sani60ies stellt sich diesen beiden Herausforderungen: Es wird ein System der fassadenintegrierten Bauteilaktivierung entwickelt, das im Zuge der thermischen Sanierung von Bestandsgebäuden ohne Eingriffe in die Wohnungen zwischen der ehemaligen Außenwand und dem neu aufgebrachten Vollwärmeschutz angebracht wird.

Mit diesem hochinnovativen System wird eine Grundlast der winterlichen Wärmeversorgung bei niedrigen Vorlauftemperaturen bewerkstelligt und gleichzeitig energetische Flexibilitätspotenziale genutzt. Die gekoppelte Maßnahme aus thermischer Sanierung und neuer Außenwandheizung entlastet die vorhandenen Heizkörper und ermöglicht auch bei ihnen eine deutliche Absenkung der Vorlauftemperatur. Über den Effekt der klimafreundlichen Wärmeversorgung hinaus bietet das System die Qualität eines klimaneutralen Kühleffekts im Sommer.

Dieses Konzept wird an mehreren Objekten getestet. Das erste Demonstrationsobjekt befindet sich in der Wiener Innenstadt und ist seit rund 2 Jahren in Betrieb, die weiteren Demonstrationsgebäude folgen in den kommenden Jahren. Erste Erkenntnisse werden in der Dissertation von Fr. DI Constanze Rzihacek mit dem Titel „Performance analysis of a retrofitted thermal façade activation in three residential buildings in Vienna“ zusammengefasst. Die Dissertation beschäftigt sich mit folgenden Fragestellungen:

  1. Wie verhält sich die in den drei Demogebäuden installierte Fassadenaktivierung im Heiz- und Kühlfall in Bezug auf ihre Leistung?
  2. Wie verhält sich die Effizienz der daran gekoppelten Wärmepumpen?
  3. Welche Effekte auf den Innenbereich können aus den Messdaten (Temperatur, Feuchte) abgeleitet werden?
  4. Wie ist die Validität des am Institut entwickelten IPSEpro-Fassadenaktivierungsmodells zu beurteilen?

Die inhaltliche Bearbeitung der Arbeit umfasst die Auswertung der Messdaten aus den drei Demoobjekten in Microsoft Excel zur Erstellung von Energiebilanzen für die Wärmequelle/-senke, die Wärme-/Kälteerzeuger (= reversible Wärmepumpen), die Puffer, das Abgabesystem sowie das Gesamtsystem. Die Beurteilung der Effizienz der reversiblen Wärmepumpen erfolgt anhand der Berechnung der JAZ/SEER bzw. des COP/der EER an bestimmten Betriebspunkten. Weiters wird eine Beurteilung der Wirkung auf den Innenbereich mittels Analyse der Raumloggerdaten durch Vergleiche mit Zeiträumen, in denen die Fassadenaktivierung bei ähnlichen Wetterbedingungen nicht in Betrieb war, durchgeführt sowie Simulationen des hydraulischen Systems mit Prozesssimulationstools (IPSEpro, IDA ICE). Schließlich soll die Validität des IPSEpro-Modells der Fassadenaktivierung anhand von Messdaten mittels des in IPSEpro enthaltenen Validierungstools überprüft werden.

Für weitere Informationen zum Projekt Sani60ies steht Ihnen DI Dr. Magdalena Wolf und DI Constanze Rzihacek gerne zur Verfügung.

Das Projekt Sani60ies wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Rahmen der 8. Ausschreibung Stadt der Zukunft gefördert. Das Projekt wird gemeinsam mit dem Institute for Building Research & Innovation (IBRI), VASKO+PARTNER INGENIEURE Ziviltechniker für Bauwesen und Verfahrenstechnik GesmbH und der Sozialbau AG durchgeführt.

Projektstatus: laufend