Nachruf BOKU
Mit tiefer Trauer und großer Anerkennung nehmen wir Abschied von Univ.Prof. DI Dr. Friedrich Leisch, dem Leiter des Instituts für Statistik an der BOKU University. Friedrich „Fritz“ Leischs Leben war von einer besonderen Hingabe zur Statistik und einem unermüdlichen Einsatz für die Entwicklung der Wissenschaft geprägt. Sein Tod hinterlässt nicht nur eine Lücke in der Fachwelt, sondern auch in den Herzen all jener, die das Glück hatten, ihn zu kennen und mit ihm zu arbeiten.
Nach seinem Studium der Technischen Mathematik an der TU Wien schritt Fritz Leisch mit Entschlossenheit und Leidenschaft in seine akademische Laufbahn. Sein früher Beitrag als Assistent am Institut für Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie der TU Wien zeigte bereits sein Potenzial auf, das sich später in seinem internationalen Renommee im Bereich des Statistical Computing manifestierte. Sein Eintritt in das R Core Development Team im Jahr 1997 und seine Berufung zum Generalsekretär der R Foundation im Jahr 2002 unterstrichen sein Engagement für die Weiterentwicklung dieser wichtigen statistischen Sprache.
Darüber hinaus erwarb Fritz Leisch 1999 sein Doktorat der Angewandten Mathematik und habilitierte sich 2005 im Fach Statistik. Diese akademischen Meilensteine waren nur Stationen auf seinem Weg zu einer erfolgreichen Karriere, die ihn um die Welt führte. Seine Arbeit als Kurt-Gödel-Stipendiat an der Universität von Adelaide in Australien und später als Professor an der Universität München zeugen von seinem internationalen Einfluss und seiner Fähigkeit, Menschen und Ideen zu vereinen.
Seit seiner Berufung als Professor am Institut für Statistik an der BOKU im Jahr 2011 prägte Fritz Leisch das akademische Leben an unserer Universität. Sein Engagement auf allen Ebenen, sei es als stellvertretender oder später langjähriger Leiter des Departments für Raum, Landschaft und Infrastruktur, war von seiner Fähigkeit geprägt, Konsens zu schaffen und alle Mitarbeiter*innen zu unterstützen. Seine ruhige, freundliche und strukturierte Art machte ihn zu einem geschätzten Kollegen und Mentor für viele.
Besonders hervorzuheben ist Fritz Leischs Beitrag zur anwendungsorientierten Forschung, die er als Leitprinzip seines Schaffens betrachtete. Seine Arbeit an Sweave, einem wegweisenden Softwarekonzept für literate programming, sowie seine Forschung zu finiten Mischmodellen und Clusteranalyse haben die Art und Weise, wie wir Daten analysieren und interpretieren, nachhaltig geprägt.
Darüber hinaus war Fritz Leisch ein engagierter Lehrer, der unzählige Bachelor-, Master- und Doktoratsstudierende betreute, als Faculty Member zweier Doktoratsschulen maßgeblich zur Ausbildung zukünftiger Generationen von Statistikern beitrug, aber auch statistische Methoden in interdisziplinäre Projekte eingebrachte.
Sein Vermächtnis wird in den zahlreichen Publikationen, Softwarepaketen und akademischen Arbeiten weiterleben, die er hinterlassen hat. Doch noch wichtiger ist sein Einfluss auf die Menschen, die er auf ihrem eigenen akademischen Weg begleitet hat.
Wir würdigen Fritz Leischs Lebenswerk mit aufrichtiger Dankbarkeit und werden sein Andenken in Ehren halten. Unser aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie in dieser schweren Zeit.
Trauerrede von Departmentleiter Gernot Stöglehner
Sehr geehrte Frau Leisch,
sehr geehrte Familie Fragner,
sehr geehrte Trauergemeinde!
Ich darf mich kurz vorstellen: mein Name ist Gernot Stöglehner.
Als Leiter des Departments für Raum, Landschaft und Infrastruktur der Universität für Bodenkultur Wien danke ich Ihnen, dass ich hier einige Worte des Abschieds von Universitätsprofessor Dipl.-Ing. Dr. Friedrich Leisch sprechen darf. Fritz kam im Jahr 2011 an die BOKU, berufen an einen Lehrstuhl am Institut für Statistik, das er bis zuletzt leitete. Wir gewannen damit einen hochkompetenten Kollegen, der sich nicht nur für sein Fach, sondern auch für die Universität und die Menschen um ihn herum sehr interessierte.
So übernahm er bereits nach wenigen Monaten am Department als stellvertretender Departmentleiter Führungsaufgaben für insgesamt sieben Institute. Ab Jänner 2016 war er dann sechs Jahre lang bis 2021 Leiter des Departments. Unsere enge Zusammenarbeit begann, als ich ab 2019 einer seiner Stellvertreter wurde und dann 2022 die Departmentleitung von Fritz übernahm, der mir in den letzten beiden Jahren noch als Stellvertreter mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist.
In dieser teilweise durchaus intensiven Zeit der Zusammenarbeit, in der auch einige knifflige Situationen zu lösen und schwerwiegende Entscheidungen zu treffen waren, lernte ich Fritz als einen sehr strukturierten, bedachten, Ruhe ausstrahlenden Menschen kennen, der alle beteiligte, alle hörte und stets um Ausgleich der Interessen sowie um Fairness bemüht war.
Es war ihm wichtig, dass es auch zwischen den Instituten regelmäßigen Austausch gab, und er stärkte mit seiner Art der Führung unsere Zusammenarbeit und unseren Zusammenhalt. Die Corona-Zeit machte das nicht leichter, aber durch das gute Klima, das wir schon vorher aufgebaut hatten, war das auch online möglich.
Aber Fritz war nicht nur eine außergewöhnliche Führungspersönlichkeit, er war auch ein hervorragender Wissenschaftler. Wie einflussreich Friedrich Leisch für die Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse weit über sein eigenes Fachgebiet, der Statistik, hinaus war, führte mir ein Ereignis vor Augen, das sich während der Evaluation unseres Departments im Jahre 2013 zugetragen hatte, also relativ kurz nach der Berufung und Übernahme der stellvertretenden Departmentleitung durch ihn. Im Rahmen der Evaluierung gab es einen mehrtägigen Workshop an der BOKU mit den Evaluator:innen, also internationalen, renommierten Professor:innen, um die Leistungen des Departments und seiner Institute kritisch zu durchleuchten und zu reflektieren.
Ganz am Beginn dieses Workshops stand ein britischer Professor auf, bat um ein paar Worte und sagte sinngemäß: es wäre ihm eine große Ehre, mit einem Kernentwickler der Statistiksprache R im selben Raum sein zu dürfen. Er wollte die Gelegenheit nutzen, seinen Hut zu ziehen – und dann nahm er seinen mitgebrachten Hut, setzte ihn auf, nahm ihn ab, verbeugte sich vor Fritz und setzte sich wieder. Diese Szene, die sich vor ca. 10 Jahren zugetragen hat, hat auf sehr eindrückliche Art und Weise demonstriert, wie bedeutend die Arbeit von Fritz Leisch für die gesamte Wissenschaft war und ist.
Im Wege der Statistik-Programmiersprache R, die er wesentlich mitgeprägt hat – so war er auch 2002 der erste Generalsekretär der R Foundation for Statistical Computing – hat er zahllose Forschungsprozesse direkt und indirekt beeinflusst, und zwar rund um den Globus und weit über die Grenzen von einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen hinaus. In vielen Studienrichtungen gehört Programmieren mit R mittlerweile zum Fächerkanon.
Und diese Interdisziplinarität lebte er selbst, er leistete Statistik-Beiträge zu unterschiedlichsten Forschungsvorhaben und kooperiere mit verschiedensten Fachrichtungen. Auch das machte ihn wohl zu einem sehr kompetenten und angenehmen Departmentleiter, Vorgesetzten und Kollegen, da er an viele Fachbereiche anschlussfähig war. Und so darf es nicht verwundern, dass Fritz Leisch viele Jahre auch die Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung des Studiums Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur an der BOKU mit vielen wertvollen Beiträgen bereicherte. Wenn man mit Fritz Leisch zusammentraf, lernte man trotz oder gerade wegen dieser großen wissenschaftlichen Erfolge einen freundlichen, stets bescheidenen Menschen kennen, der Frei von Allüren oder Eitelkeiten war.
Lieber Fritz, es war ein Privileg dich kennengelernt zu haben und mit Dir über viele Jahre zusammenarbeiten zu können. Jetzt ist es an der Zeit, ein letztes Mal den Hut vor Dir zu ziehen.
Ich darf nun das Wort an Assoc.-Prof. Gregor Laaha übergeben, der seitens des Instituts für Statistik für die unmittelbaren Mitarbeiter:innen von Fritz Leisch Abschied nehmen möchte.
Trauerrede von Gregor Laaha
Werte Trauergäste,
Liebe Familie und Angehörige,
Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Name ist Gregor Laaha, ich darf für das Institut für Statistik ein paar Worte sprechen.
Wissenschaftlicher Lebenslauf
Wie wir alle wissen war „Fritz“ Leischs Leben von einer besonderen Hingabe zur Statistik und einem unermüdlichen Einsatz für die Entwicklung der Wissenschaft geprägt. Und so darf ich zu Beginn auf seine wissenschaftlichen Leistungen eingehen.
Nach Abschluss seines Studiums der Technischen Mathematik begann Fritz seine akademische Laufbahn mit großem Elan und Enthusiasmus. Bereits während seiner Tätigkeit als Assistent am Institut für Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie der TU Wien zeigte er sein herausragendes Potenzial, das sich später in seinem internationalen Renommee im Bereich des Statistical Computing manifestierte. Sein Eintritt in das R Core Development Team im Jahr 1997 sowie seine Berufung zum Generalsekretär der R Foundation im Jahr 2002 verdeutlichen seine maßgebende Bedeutung für die Entwicklung dieser wichtigen Sprache.
Darüber hinaus erwarb Fritz 1999 sein Doktorat der Angewandten Mathematik, und habilitierte sich 2005 im Fach Statistik. Diese akademischen Meilensteine waren nur Stationen auf seinem Weg zu einer erfolgreichen Karriere, die ihn um die Welt führte. Seine Arbeit als Kurt-Gödel-Stipendiat an der Universität von Adelaide in Australien und später als Professor an der Universität München zeugen von seinem internationalen Einfluss und seiner Fähigkeit, Menschen und Ideen zu vereinen.
Seit seiner Berufung als Professor am Institut für Statistik an der BOKU im Jahr 2011 prägte Fritz das akademische Leben unserer Universität.
Besonders hervorzuheben ist Fritz Beitrag zur anwendungsorientierten Forschung, die er als Leitprinzip seines Schaffens betrachtete. Seine Arbeit an Sweave, einem wegweisenden Softwarekonzept für literate programming, das es ermöglicht, Computeranalysen für den Menschen lesbar und nachvollziehbar zu machen, sowie seine Forschung zu finiten Mischmodellen und Clusteranalysen haben die Art und Weise, wie wir Daten analysieren, nachhaltig geprägt.
Darüber hinaus war Fritz ein engagierter Lehrer, der unzählige Bachelor, Master- und Doktoratsstudierende betreute.
Fritz am Institut, wie wir ihn gekannt haben
Noch wichtiger als seine wissenschaftlichen Verdienste war für uns, wie wir Fritz als Menschen, als Institutsvorstand und Chef, als liebenswerten und geschätzten Kollegen, und für viele als Doktorvater und Mentor kennengelernt haben.
Fritz war ein angenehmer Lehrender. Viele von uns kennen ihn noch als Übungsleiter an der TU, oder später als Lehrveranstaltungsleiter an der BOKU. Er besaß die Fähigkeit, auch schwierige Inhalte einfach zu erklären, und Studierende von der Statistik und dem Programmieren mit R zu begeistern.
Fritz war kein eitler Mensch. So war Fritz etwa bei Konferenzen, nach den Vorträgen am Abend, vor allem mit seinen Dissertanten und Dissertantinnen unterwegs, während andere Kollegen oft unter sich blieben.
Fritz war ein geradliniger Mensch, dessen Entscheidungen von einer tiefen und gemeinsamen Wahrheit geleitet waren. Er führte unser Institut in einer transparenten und partizipativen Weise, bei denen die Bedürfnisse und Entwicklungsperspektiven von Institut und MitarbeiterInnen gleichermaßen Berücksichtigung fanden.
Fritz war aber auch ein vielbeschäftigter Mensch. Das war seinem breiten wissenschaftlichem Engagement geschuldet, und vor allem auch dem regen Mailverkehr, den die aufstrebende Statistiksprache R mit sich brachte. Und so kennen seine DoktorandInnen sehr gut den Satz „Das setz ich auf meine ToDo Liste“! Und seine neue Sekretärin am Department auf die Frage, ob sie seine Emails für ihn ausdrucken und ihm vorlegen soll „Weißt Du wie viele Emails ich kriege…“
Wir wissen auch von Fritz, dass er früher nach München mit dem Motorrad fuhr. Dass er Tarock und Gitarre spielte, und sich für Opernmusik begeisterte. Dass er sich seiner Familie sehr verbunden fühlte. Und dass er sich früher als Jungscharführer und Jugendleiter in der Pfarre Atzgersdorf, und später als PGR und in der Pfarre Liesing engagierte.
Abschied
Fritz war in seinem tiefen Herzen wohl ein gläubiger Mensch. Er ist am Mittwoch, dem 24. April gestärkt durch das Sakrament der Krankensalbung von uns gegangen, im Gedanken und in der Hoffnung auf die Auferstehung.
Ein Gedanke, der sich nicht nur im Christentum, sondern in praktisch allen Religionen findet. Und auch vielen von uns Trost und Hoffnung gibt, auf eine Fortsetzung, und ein Wiedersehen.
Fritz lebt!
Er lebt weiter in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen und akademischen Arbeiten.
Er lebt weiter in seiner Softwaresprache R die das wissenschaftliche Arbeiten über alle Grenzen und Fachbereiche hinweg geprägt und verändert hat.
Er lebt weiter in seinem Einfluss auf die Menschen, die er auf ihrem eigenen akademischen Weg begleitet hat.
Und er lebt weiter in der Erinnerung von uns, die wir das Glück hatten, ihn zu kennen.
Lebe Wohl, Fritz!
Wir werden das Andenken an Dich immer in unseren Herzen tragen.
Trauerrede von Göran Kauermann
Mein Name ist Göran Kauermann. Ich bin geschäftsführender Direktor des Instituts für Statistik der Ludwig-Maximilians-Universität München, und in dieser Position auch Nachfolger von Fritz Leisch. Im Namen des gesamten Instituts möchte ich zunächst der Familie von Fritz unser Mitgefühl aussprechen.
Fritz Leisch war von 2006 bis 2011 Professor für Computational Statistics bei uns am Institut. Er hat in dieser Zeit die gesamte Ausbildung in diesem Bereich komplett umgewandelt.
Da ich selber in der Zeit noch nicht in München war hatte die Kolleginnen und Kollegen gefragt, ob sie Erinnerungen an die Zeit haben. Ich habe viele, zum Teil sehr amüsante Anekdoten zugesandt bekommen. Diese möchte nicht alle hier teilen sondern eher im Nachgang der Fritz Familie zur Verfügung stellen.
Zwei Geschichten möchte ich aber erzählen
Eine Kollegin hatte im Kolloquium über das Problem des erhöhten Typ-1-Fehlers bei bestimmten Bootstrap Tests berichtet.
Fritz sei dann mitten im Vortrag hektisch aufgestanden und aus dem Raum verschwunden. Später hat er erzählt, dass er so erstaunt und beeindruckt über den berichteten Sachverhalt war, dass er die Sache gleich selbst durch eine kleine Simulation überprüfen wollte.
Das spiegelt diesen Enthusiasmus wider, denn wir alle bei Fritz miterleben durften.
Und hierzu passt auch eine persönliche Begegnung mit Fritz, nicht in München, sondern in Bielefeld, wohin ich Fritz 2010 zu einem Vortrag eingeladen hatte. Wir waren nach dem Vortrag essen, ob wir zu zweit oder mit mehreren waren, weiß ich nicht mehr. Wohl aber erinnere ich mich, dass wir uns beim Abendessen über Statistik unterhalten haben. Nun unterhält man sich nach Dienstschluss ja eher über private Sachen. Aber es war immer eine große Freude sich mit Fritz über Statistik zu unterhalten, und insofern hatte keiner von uns den Wunsch auf Themenwechsel. Und während Fritz erzählte, sah ich seine funkelnden Augen, seine Passion, sein Enthusiasmus sein Brennen für die Statistik. Diese funkelnden Augen, die werde ich nicht vergessen.
Wir ziehen den Hut vor Dir, lieber Fritz. Wir trauern um Dich, als Kollege, als Freund, als Statistiker. Wir trauern mit Deiner Familie.
Aber eins, das bleibt, das geht nicht mit Dir. Das sind die Erinnerungen an Dich, Deine Fußstapfen, die Du auch in München hinterlassen hast und Deine funkelnden Augen, die bei mir in Erinnerung gebrannt sind.
Danke, lieber Fritz.