Fleischfressende Pflanzen fressen synthetische Kunststoffe
Forschende österreichischer Institutionen wie acib GmbH, BOKU University und FH Wiener Neustadt untersuchten die Verdauungsflüssigkeiten der Kannenpflanzen Nepenthes alata und Sarracenia purpurea. Diese konnten gängige Kunststoffe wie PET und PBAT abbauen.
Als Schlüssel wurde das Enzym Nepenthesin identifiziert – eine aspartische Proteinase, die Kunststoffe in Bausteine wie Terephthalsäure (TPA) spaltet. Der Prozess ist fürs Recycling bedeutsam, da wertvolle Komponenten zurückgewonnen werden können. Erstaunlich: In Anwesenheit natürlicher Beute oder des Pflanzenhormons Jasmonsäure stieg der Abbau um das Zehnfache. Das zeigt, dass Kannenpflanzen ihre Verdauungskraft an Umweltreize anpassen.
Bisher waren vor allem Cutinasen für die Polyesterhydrolyse bekannt. Die Rolle von Proteasen wie Nepenthesin blieb hingegen unerforscht. Tests mit rekombinantem Nepenthesin bestätigten jedoch seine Fähigkeit, PET und PBAT in einem ähnlichen Ausmaß zu zersetzen wie Cutinasen. Damit erweitert sich das Enzymspektrum für Recyclingstrategien erheblich.
Die Bedeutung ist groß: Enzyme aus Kannenpflanzen könnten nachhaltigeres Recycling ermöglichen, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen verringern und eine Kreislaufwirtschaft fördern. Das EU-Projekt H2020-UPLIFT unterstreicht, wie lokale Forschung globale Nachhaltigkeit vorantreiben kann – und bietet neue Hoffnung im Kampf gegen Plastikmüll.