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Verabschiedungen

Seine wissenschaftliche Laufbahn war geprägt von thematischer Vielfalt und unermüdlicher Neugier. Von Beginn an legte er Wert auf einen hohen wissenschaftlichen Anspruch und eine internationale Vernetzung. Wimmer begann mit der Holzanatomie und untersuchte insbesondere, wie Bäume auf Umweltstress reagieren. Daraus entwickelte sich sein Engagement für die Dendrochronologie, die er erfolgreich an der Boku etablierte. Es folgten Forschungsarbeiten zu Holz- und Naturfasern, die in modernen Verbundwerkstoffen eingesetzt werden. Später verlagerte sich sein Fokus auf Biopolymere und neuartige Werkstoffe aus Reststoffen in Kombination mit Technologien wie Spritzguss, Extrusion und Vliesstoffverarbeitung. Nach mehreren Jahren postdoktoraler Forschung in den USA und Australien hatte Wimmer von 2003 bis 2008 die Professur für „Bio-based Fibre Materials“ an der Boku inne. 

Er forschte an biobasierten Faserwerkstoffen für Bau und Verpackung und legte einen Fokus auf alternative Rohstoffe wie Flachs, Hanf, Weizenstroh, Miscanthus und Silphium. Im Zentrum seiner Forschung stand dabei die chemische und physikalische Modifikation von Fasern, um ihre Eigenschaften gezielt zu verbessern. Parallel dazu war Wimmer als Key Researcher maßgeblich am österreichischen Kompetenzzentrum „Wood K plus“ beteiligt und arbeitete eng mit der Industrie an der Entwicklung neuer Holzwerkstoffe zusammen. Um Forschung und Anwendung noch stärker zu verbinden, wechselte er für drei Jahre zur Firma Fundermax. Berufungsangebote aus den USA und Schweden schlug er aus und blieb der Boku treu. Von 2009 bis 2011 war Wimmer als Professor an der Universität Göttingen tätig, wo er die Abteilung für Holztechnologie und Holzwerkstoffe leitete. Auch dort befasste er sich mit biobasierten Verbundmaterialien und deren Anpassung an die Anforderungen der Bauwirtschaft. Danach war er wiederum an der Boku tätig, seit 2018 als Universitätsprofessor für Naturstofftechnologien, und leitete die Arbeitsgruppe „Natural Materials Technology“. 

In dieser Funktion forschte er intensiv an kreislauffähigen Verbundwerkstoffen, beispielsweise im Rahmen des Verbundprojekts „3DP Bio-Walls“. Dieses zielt auf die additive Fertigung recycelbarer Wandstrukturen auf Basis von Holz, Lignosulfonaten und Polysacchariden ab. Weitere Schwerpunkte waren die Nutzung biogener Reststoffe wie recyceltem Holz oder Pilzmyzelien sowie die Entwicklung von Materialien im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips. Auch neue Technologien zur Reduktion von Holzstaubemissionen beschäftigen ihn – ein Thema, das auch zur Gründung eines Start-ups führte. Über 250 Fachpublikationen, zahlreiche Buchkapitel und Patente zeugen von seiner Forschungsleistung.

Rupert Wimmer war und sei insbesondere für die Studierenden ein großer Motivator. Seine Begeisterung für Holz und alles was damit zu tun hat, sein absolut ansteckend. Ein besonderes Anliegen war und ist ihm das „Mentoring“: Er erkannte und förderte stets junge wissenschaftliche Talente. Auch sein Einsatz in der Wissenschaftskommunikation – etwa durch Vorträge an Schulen – unterstreicht seinen Anspruch, Wissen breit zugänglich zu machen. Er werde sich jedoch noch nicht zur Ruhe setzen: Buchprojekte, neue Aufgaben an der Mendel-Universität in Brünn sowie seine aktive Rolle in der Internationalen Akademie für Holzwissenschaft sind geplant. Mit seiner Pensionierung verliert die Boku einen engagierten Forscher, einen leidenschaftlichen Lehrer, einen Mentor und einen verlässlichen Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Praxis.