https://isotopenphysik.univie.ac.at/forschung/kosmogene-radionuklide/
2. Expositionsdatierung mit 10Be (und 26Al)
Alpengletscher lösen durch ihre Fließbewegung Festgestein aus dem Untergrund, transportieren dieses im Eis in Richtung Tal und lagern es schließlich am Eisrand ab, wodurch linienförmige Sedimentablagerungen, sogenannte Moränen, entstehen. Moränen im heutigen Gletschervorfeld unterhalb des rezenten Eisrandes sind Zeugen stabiler Gletscherstände in der Vergangenheit. Deren Datierung erlaubt Einblicke in die Gletscher- und Klimadynamik viele Tausende Jahre zurückreichend und verspricht damit den Aufzeichnungszeitraum von Gletscheränderungen um die geologische Zeitskala zu erweitern. Ein häufig verwendeter Ansatz um Moränen im hochalpinen Raum zu datieren, ist Expositionsdatierung mittels 10Be. Kosmogenes 10Be bildet sich in Gestein durch die Einwirkung von hochenergetischer kosmogener Strahlung. Gestein, das durch das Fließen des Gletschers unter einer zumeist sehr mächtigen Schicht aus Eis bei hohen Erosionsraten aus dem Gesteinsverband gelöst und an den Rand der Gletscherzunge transportiert wurde, ist zum Ablagerungszeitpunkt frei von kosmogenen Nukliden, so die Annahme. Sobald dieses Material am Eisrand ausschmilzt, beginnt aufgrund der exponierten Lage der Aufbau von kosmogenen Nukliden. Die Akkumulation von kosmogenen Nukliden kann als Chronometer verstanden werden, da mit zunehmender Expositionsdauer einer bekannten Produktionsrate folgend der Gehalt an kosmogenen Nukliden zunimmt. Entnimmt man Gesteinsproben von Moränenablagerungen und extrahiert man das kosmogene Nuklid 10Be, kann mittels Beschleuniger-Massenspektrometrie (AMS) die entsprechende Konzentration gemessen werden, sodass das Expositionsalters des Gesteins und damit die das Alter der beprobten Moräne bestimmt werden kann.