Risiko- und Technikfolgenforschung im Bereich Bio- und Nanotechnologie
Die Arbeiten des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften im Bereich der Bio- und Nanotechnologien sind darauf ausgelegt, in möglichst frühen Entwicklungsstadien zu erkennen, welche Nutzenpotenziale und welche möglichen Risiken mit den entsprechenden Technologien verbunden sind, um einen Rahmen zu schaffen, der eine umweltverträgliche und auch die gesellschaftlichen Ziele unterstützende Entwicklung ermöglicht. Die Arbeitsergebnisse fließen in Empfehlungen zur Förderung und Regulierung von Technologien ein und können auch in konkreten Gestaltungsempfehlungen münden.
Unsere Expertise ist dabei interdisziplinär. Neben Methoden der Technikfolgenabschätzung, der Ökologie, Toxikologie, sowie der Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung, greifen wir auf Ansätze zur Untersuchung sozio-ökologischer Systeme zurück. Dabei untersuchen wir insbesondere, wie vulnerabel bzw. resilient diese Systeme sind und welche Eigenschaften dabei eine Rolle spielen.
In frühen Stadien von Technologieentwicklungen und Innovationsprozessen sind Anwendungskontexte und betroffene Systeme in der Regel noch unbekannt, aber wesentliche Merkmale der Technologie zeichnen sich schon ab. In solchen Fällen beruht eine prospektive Technikbewertung auf der Verwendung von Frühindikatoren (Indizien) für das Nutzen- und das Risikopotenzial bei möglichen Anwendungen. Die Technikcharakterisierung macht sich diesen Ansatz zunutze und repräsentiert eine geeignete Methode insbesondere für neue Technologien mit umweltoffenen bzw. bewusst die Umwelt beeinflussenden Anwendungen. Das Ziel einer prospektiven Technikcharakterisierung ist es, eine Entscheidungsgrundlage im Rahmen des Vorsorgeprinzips zu liefern.
Um die technische Wirkmächtigkeit abschätzen zu können, müssen neben der Technik selbst auch die voraussichtlich von ihr betroffenen Systeme (im Sinne von Organismen, Ökosystemen, sozio-ökologischen Systemen) untersucht werden. Technisches Handeln im Bewusstsein der globalen Tragekapazitäten ist auf das Verständnis der Vulnerabilitäten ökologischer, sozio-ökologischer und sozio-ökonomischer Systeme angewiesen. Die Vulnerabilitätsanalyse kann als Gegenstück zur Technikcharakterisierung gesehen werden. Mit ihr werden die vom Technikeinsatz potenziell betroffenen Systeme analysiert. Wir haben die Vulnerabilitätsanalyse für Anwendungen im Bereich der Biotechnologie bzw. Gentechnik weiterentwickelt. Gegenwärtig wird unser Ansatz ergänzt, um Kriterien aufzunehmen, die über eine reine Betrachtung der Umweltwirkungen hinausgehen und eine zumindest ansatzweise Beurteilung gesellschaftlicher Folgewirkungen ermöglichen.
Kontakt: Bernd Giese
