913323 Spezieller Waldbau für Schutzwälder


Art
Vorlesung und Exkursion
Semesterstunden
2
Vortragende/r (Mitwirkende/r)
Neumann, Mathias
Organisation
Angeboten im Semester
Sommersemester 2025
Unterrichts-/ Lehrsprachen
Deutsch

Lehrinhalt

Im Rahmen der Mehrfunktionalität des Waldes spielt die Vielfalt der Schutzwirkungen eine herausragende Rolle. Weltweit ist jeder Wald zumindest für eine bestimmte Schutzleistung verantwortlich, die den Kategorien „Schutz vor Gefahren/protection“ (z.B. Schutz vor Lawinen, Steinschlag, etc.) sowie „Erhaltung von Ressourcen/conservation“ (z.B. Schutz von Boden, Wasser, Klima, etc.) zuzuordnen ist. Im Europäischen Alpenraum begrenzen insbesondere Naturgefahren wie Lawinen, Steinschlag, Hochwässer und Murgänge den Lebens- und Wirtschaftraum – ohne Wald wäre ein umfassender Teil der Gebirgsregionen unbewohnbar.

Um nunmehr den einzelnen Schutzanforderungen gerecht werden zu können, muss der Wald jeweils spezifische, meist unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, die die Gefahrenabwehr gewährleisten. Dabei repräsentieren die einzelnen Gefahren unterschiedliche Prozesse, in die die Waldeigenschaften im menschlichen Interesse eingreifen sollen und die zunächst erkannt, definiert und durch quantitative Kriterien und Indikatoren beschrieben werden müssen. Wenn man den einzelnen Prozess kennt, kann man den Waldtyp mit den erforderlichen Eigenschaften (z.B. nach Wurzel-, Stamm- und Kronenausbildung) ableiten und als wirkungsmaximaler theoretischer Zielbestand der waldbaulichen Planung voranstellen. Nach Ermittlung der potenziellen natürlichen Waldgesellschaft (PNWG) auf dem jeweiligen in Frage kommenden Standort (mit ihrem natürlichen, nachhaltig stabilem Baumartenspektrum) kann der wirkungsoptimale konkrete, praktisch umsetzbare waldbauliche Zielbestand (z.B. nach Baumartenzusammensetzung, horizontaler, vertikaler und altersbezogener Struktur, etc.) definiert werden. Sind mehrere Waldfunktionen in der waldbaulichen Planung zu berücksichtigen, dann spricht man vom wirkungsoptimierten Zielbestand, der einen Kompromiss zwischen den einzelnen funktionstypisch wirkungsoptimalen Zielbeständen darstellt.

Ist die waldbauliche Planung abgeschlossen, müssen die entsprechenden erforderlichen Maßnahmen auf ihre technische Machbarkeit geprüft werden. Und nach positivem Ergebnis sind des Weiteren die wirtschaftlichen und sozial-gesellschaftlich-kulturellen Rahmenbedingen zu berücksichtigen, bevor endgültig die Maßnahmen nach Dringlichkeit gereiht und in Angriff genommen werden können. Letztere stellen im Gebirge bei erhöhtem Schutzanspruch häufig Einschränkungen oder sogar Ausschließungsgründe dar.

Als Voraussetzung für schutzwaldbauliche Planungen gilt die Feststellung, wo exakt welche Gefahrenpotenziale gegeben sind und welche Gefährdungen sie in welcher Form wo ausüben. Nämlich, welche Schutzwald-Funktionen auf einem bestimmten Standort zu berücksichtigen sind. Dies kann Waldflächen sowie auch waldfreie, aber bewaldbare Flächen umfassen.

Inhaltliche Voraussetzungen (erwartete Kenntnisse)

Waldbauliche Grundlagen bzw. Grundkenntnisse

Lehrziel

Aufbauend auf waldbaulichen Grundkenntnissen wird der/die TeilnehmerIn mit den anzuwendenden Technologien vertraut gemacht, die es ihm/ihr ermöglichen, (i) die Prozesse der Naturgefahren des Alpenraumes zu erkennen und standörtlich zuzuordnen, (ii) den hiefür wirkungsmaximalen theoretischen, den hiefür wirkungsoptimalen konkreten sowie – wenn erforderlich – den wirkungsoptimierten waldbaulichen Zielbestand zu planen, (iii) die technische, ökonomische und sozial-gesellschaftlich-kulturelle Machbarkeit der aus waldbaulicher Sicht notwendigen Maßnahmen zu überprüfen, (iv) diese nach Dringlichkeit zu reihen sowie (v) die für die Durchführung nötigen Anweisungen zu geben.

Lernergebnisse (nach Bloom 1976: „Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich“):
–Wissen: identifizieren von relevanten Naturgefahrenprozessen
–Verstehen: interpretieren des Waldzustandes in Bezug auf seine Schutzwirkung gegenüber von unterschiedlichen Naturgefahren; klassifizieren und interpretieren der potentiell möglichen Waldwirkung gegenüber von unterschiedlichen Naturgefahren
–Anwenden: entwickeln von waldbaulichen Behandlungskonzepten, welche die Schutzwirkung gegenüber von Naturgefahren erhöht
Noch mehr Informationen zur Lehrveranstaltung, wie Termine oder Informationen zu Prüfungen, usw. finden Sie auf der Lehrveranstaltungsseite in BOKUonline.