871374 Naturgefahrenpolitik und Risk Governance


Art
Vorlesung und Seminar
Semesterstunden
1.5
Vortragende/r (Mitwirkende/r)
Rudolf-Miklau, Florian
Organisation
Angeboten im Semester
Wintersemester 2024/25
Unterrichts-/ Lehrsprachen
Deutsch

Lehrinhalt

Die Lehrveranstaltung behandelt den gesellschaftspolitischen Umgang mit Naturgefahren, Risiken und Katastrophen, die realpolitischen Rahmenbedingungen des Risiko- und Katastrophenmanagements sowie etablierte Steuerungs- (Regelungs-) und Anpassungsprozesse. Ausgehend von der gesellschaftlichen Risiko- und Sicherheitskultur werden die Grundsätze risikobezogener Strategien und Politikprozesse im Spannungfeld zwischen staatlichen Schutzpflichten und individueller bzw. kooperativer Vorsorge vermittelt. Die etablierte Risiko- und Sicherheitspolitik wird aus europäischer, nationaler (österreichischer) und regionaler/kommunaler Perspektive behandelt. Governance wird im Sinne eines Regelungsmodells zur gesellschaftlichen Entscheidungsfindung und Konfliktlösung dargestellt, welches ein Hybridmodell aus ordnungsstaatlicher Steuerung und autonomer/kooperativer Aushandlung/Lösungsfindung forciert. Weiters erfolgt die Vorstellung der etablierten Steuerungs- und Regelungsmodelle (ordnungsstaatliche Sicherheits- und Risikovorsorge, hoheitliches Katastrophenmanagement, ökonomisches Risikomanagement, Risiko Governance). Von den neuen Paradigmen und Konzepten des Risikomanagements werden exemplarisch die Komplexe der risikobasierten Raumordnung, der kooperativen Sicherheitskultur sowie das Resilienzkonzept behandelt.
Die im Vorlesungsteil vermittelten, theoretischen Grundsätze und Modelle finden im Seminarteil Anwendung auf komplexe Politikfelder des Naturgefahren-Risikomanagements, für die auf der Grundlage der Analyse und Problemidentifikation konkrete Strategien und Lösungsmodelle entworfen werden und schließlich in einer Synthese zu einer Politikempfehlung (Policy Brief) zusammengeführt werden.

Inhaltliche Voraussetzungen (erwartete Kenntnisse)

Vertiefte Kenntnisse aus folgenden Lehrveranstaltungen des Masterstudiums Alpine Naturgefahren/Wildbach- und Lawinenverbauung:
- Grundlagen des Naturgefahrenmanagements (VO)
- Naturgefahrenrecht (VO)
- Kommunikation, Information und Partizipation (VO)

Lehrziel

In dieser Lehrveranstaltung wird den Studierenden grundlegendes Wissen der Sicherheits- und Risikopolitik sowie ein Grundverständnis für risikobezogene Politikprozesse vermittelt. Die Absolventen sollen die Fähigkeit zur interdiziplinären Kombination von rechtlichen, soziologischen, kommunikationswissenschaftlichen und raumplanerischen Methoden zur Behandlung von komplexen Politikfeldern des Risikomanagements erhalten. Ein zentrales Element der Lehrveranstaltung ist die Vermittlung eines vertieften Verständnisses für die Möglichkeiten und Grenzen der politischen Steuerung gesellschaftlicher Entscheidungs- und Anpassungsprozesse im Kontext von Risiken und Katastastrophen. Dabei erfolgt eine kritische Auseinandersetzung der in den vorausgesetzten Lehrveranstaltungen vorgestellten, ordnungsstaatlichen und partizipativen (kooperativen) Modelle des Risikomanagements (im Sinne von Government und Governance). Es werden im Rahmen der Risiko Governance konkrete Modelle zur Durchführung von Entscheidungsfindung, Konflitkbewältigung und Anpassungsprozessen auf regionaler Ebene vorgestellt, welche als Grundlage für eine konkrete Anwendung auf ausgewählte, komplexe Problemstellungen der Risiko- und Sicherheitspolitik dienen.
Die Studierenden werden im Seminarteil der Lehrveranstaltungen in Gruppenarbeit angeleitet, diese Politikfelder einer eingehenden Recherche und Analyse zu unterziehen sowie konkrete Problemstellungen zu identifizieren. Ziel dieser Untersuchung ist die Entwicklung von Strategien und Lösungsmodellen entsprechend den identifizierten Problemstellungen. Durch die Seminararbeit soll sowohl das vernetzte Denken für eine strukturierte Aufbereitung komplexer gesellschaftspolitischer Fragen als auch das Abstraktionsvermögen für die Analyse risikobezogener Politikprozesse geschult werden. Die abschließende Präsentation und Diskussion im Plenum der Lehrveranstaltungsteilnehmer sollt die Kompetenz der Präsentation und Argumentation fachpolitischer Inhalte stärken. Die abschließende gemeinschaftliche Synthese der Ergebnisse und die Verdichtung auf konkrete politische Empfehlungen ("Policy Briefs") schult die Fähigkeit zur Konkretisierung auf prägnante Kernaussagen und zielgruppenspezifische (politische) Kommunikation.
Die Absolventen der Lehrveranstaltung sollen in der Lage sein, im Rahmen ihrer beruflichen oder wissenschaftlichen Tätigkeit federführend an politischen Strategieprozessen teilzunehmen und in der Praxis operationale Konzepte für die gesellschaftliche Entscheidungsfindung und Konfliktlösung im Kontext von Risiken zu entwickeln. Darüber hinaus sollen die Absolventen zu einer wirkungsvollen Politikberatung im Rahmen ihrer erworbenen Fachkompetenz befähigt werden, welche das gesamte Spektrum von der europäischen bis zur kommunalen Ebene einschließt. Die in der Lehrveranstaltung vermittelte materielle und methodische Wissen stellt schließlich eine zentrale Komponente für die Qualifiktion der Risiko- und Umweltmediation dar.
Noch mehr Informationen zur Lehrveranstaltung, wie Termine oder Informationen zu Prüfungen, usw. finden Sie auf der Lehrveranstaltungsseite in BOKUonline.