LAWI301492 Subsistenz als Grundlage der Freiraumplanung


Art
Seminar
Semesterstunden
3
Vortragende/r (Mitwirkende/r)
Kölzer, Andrea
Organisation
Landschaftsplanung
Angeboten im Semester
Wintersemester 2025/26
Unterrichts-/ Lehrsprachen
Deutsch

Lehrinhalt

Subsistenz - solidarisch denken und handeln
Subsistenz ist ausgerichtet auf eine dauerhafte Sicherung der Lebensgrundlagen, auf regionale Selbstversorgung und die Stärkung lokaler Beziehungen. Sie führt heraus aus der Logik von Gewinnmaximierung und Ausbeutung, hin zu solidarischen Lebens- und Arbeitsbedingungen, zum guten Leben in Beziehung.
Für uns als Planer*innen stellt sich in Bezug auf Subsistenz zunächst die Frage, inwieweit wir mit Planung Subsistenz stärken können. Dafür nehmen wir alltägliche Lebensorte in den Blick und gehen von den baulich-räumlichen Strukturen aus, betrachten aber auch soziale und ökonomische Aspekte. Unter welchen Bedingungen kann sich Subsistenzorientierung entwickeln? Welche Lebens- und Arbeitsorte sind einer Subsistenzwirtschaft angemessen? Welche baulich-räumlichen Strukturen erleichtern eine Subsistenzökonomie und bieten Raum für gemeinschaftliche Projekte, für Handwerk und Kreativität, für solidarisches, kooperatives, politisches Handeln?
Um von gelungenen Beispielen zu lernen, wenden wir uns in der Lehrveranstaltung zunächst Lebensorten zu, die eine Subsistenzorientierung stützen. Mit Skizzen und Beschreibungen stellen wir uns gegenseitig solche Orte vor, z.B. private Parzellen in der Stadt, Höfe am Land, Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgärten, Werkstätten, solidarische Landwirtschaften oder öffentliche Freiräume.
Anhand von Plänen, Bildern und Beschreibungen arbeiten wir die baulich-räumlichen und die sozialen Qualitäten der jeweiligen Orte heraus und gehen der Frage nach, wie die Wertschätzung von Subsistenz in planerischen Arbeiten Gestalt gewinnen kann.
Neben der praktischen Arbeit an und mit Planungsbeispielen setzen wir uns mit freiraumplanerischer Theorie und mit philosophischen, politischen und wissenschaftlichen Gedanken auseinander. Wir vertiefen unser Verständnis von und weiten unseren Blick auf Subsistenz durch Lektüre und Diskussion.
Als Anregung um über Maßstäbe und Wertvorstellungen im Zusammenhang von Subsistenz und Freiraumplanung nachzudenken, lesen und diskutieren wir Texte von:
- Veronika Bennholdt-Thomsen, die Subsistenz als gelebte Praxis und als Perspektive für die Zukunft sieht
- Matthias Kurowski, der Freiräume im Garten und in der Planung aufzeigt
- Rita Mayrhofer, die ihre planerischen Erfahrungen bei Aufbau und Begleitung eines Gemeinschaftsgartens im Wiener Gemeindebau reflektiert
- Felix zu Löwenstein, der eine ökologische Intensivierung der Landwirtschaft fordert
- Felwine Sarr, der Ansätze für eine verantwortungsvollere Zivilisation beschreibt
- Stephan Lessenich, der die negativen Folgen unserer Externalisierungsgesellschaft aufzeigt und Verteilungsgerechtigkeit einfordet
-Hannah Arendt, die darüber nachdenkt, was wir tun, wenn wir tätig sind
- den italienischen Philosophinnen der Differenz, die dazu ermutigen das eigene Begehren in die Welt zu tragen
- Luisa Muraro, die die Idee der symbolischen Unabhängigkeit einführt
- Ursula Knecht-Kaiser, die Freiheit und Abhängigkeit zusammendenkt und für das "Sowohl als auch" als Alternative zum Schwarz-Weiß Denken plädiert
- Corine Pelluchon, die trotz Klimakatastrophe für Hoffnung plädiert.
Die Auseinandersetzung mit Plänen und Texten, die Reflexion unserer Alltagserfahrungen und der Austausch über unsere Vorstellungen vom guten Leben in solidarischen Beziehungen kann zu einer bewussten Wahrnehmung und angemessenen Wertschätzung von Subsistenz anregen.

Inhaltliche Voraussetzungen (erwartete Kenntnisse)

keine

Lehrziel

Die Lehrveranstaltung will die Aufmerksamkeit für die Fülle alltäglicher Subsistenztätigkeiten schärfen und zu einer bewussten Wahrnehmung und angemessenen Wertschätzung von Subsistenzarbeit und Subsistenzkultur führen.

Die Studierenden beschreiben und analysieren freiraumplanerische Beispiele.
Die Studierenden erkennen und differenzieren die Vielfalt alltäglicher Subsistenztätigkeiten.
Die Studierenden können Planungsbeispiele und Planungsentscheidungen in Bezug auf Subsistenz beurteilen.
Die Studierenden reflektieren eigene Werthaltungen vor dem Hintergrund von freiraumplanerischer Theorie und Subsistenztheorie.
Die Studierenden lesen und diskutieren philosophische, wissenschaftliche und politische Texte in Beziehung zu subsistenzorientierter Freiraumplanung.
Die Studierenden können Inhalte von Fachtexten auf ihre Planungsrelevanz prüfen und sich konstruktiv mit unterschiedlichen Lebenswelten und Gedankengängen auseinandersetzen.
Die Studierenden können Gruppenarbeitsprozesse aktiv gestalten und Verantwortung für gemeinsame Arbeitsergebnisse übernehmen.

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Noch mehr Informationen zur Lehrveranstaltung, wie Termine oder Informationen zu Prüfungen, usw. finden Sie auf der Lehrveranstaltungsseite in BOKUonline.