Eine Studie der BOKU in Kooperation mit der Uni Wien und der MedUni Wien zeigt: Wiener*innen mit türkischem Migrationshintergrund sind häufig schlechter gegen Hitze gewappnet und zählen damit zu einer der vulnerablen Bevölkerungsgruppen in Wien. Mit der „Heat Toolbox“ bietet das Forschungsteam praktische Hilfsmittel zur Hitzebewältigung auf Deutsch und Türkisch an.

Wien erlebt immer mehr Hitzewellen. Stadtbewohner*innen mit Migrationshintergrund sind besonders davon gefährdet. Ein Großteil der Migrant*innen lebt in dicht besiedelten und wenig begrünten Stadtteilen, arbeitet häufiger in körperlich anstrengenden und Hitze exponierten Berufen und wohnt in kleinen Wohnungen zumeist ohne Klimaanlagen. 

„Wir haben uns damit beschäftigt, wie Menschen mit und ohne Migrationshintergrund Hitze wahrnehmen und welcher Bewältigungsstrategien sie sich dabei an heißen Tagen in Wien bedienen. Welche Rolle spielen dabei öffentliche Grünräume? Verändern Menschen mit und ohne Migrationshintergrund ihr Besuchsverhalten, wenn sie an Hitzetagen Parkanlagen besuchen? Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in ihrer Hitzewahrnehmung und -anpassung deutlich unterscheiden“, sagt Arne Arnberger vom Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung an der BOKU. 

Was die Parkstudie verrät

Im Rahmen der Studie wurden 198 Wiener*innen mit und 202 ohne türkischen Migrationshintergrund befragt. Die Interviews fanden in vier Wiener Parkanlagen – Donauinsel, Wienerberg, Augarten und Kongresspark - an Tagen mit über 25 Grad Tagestemperaturen statt. Die Intervieworte wurden aufgrund ihrer Größe, dem Freizeitangebot sowie der Nähe zu Wohngebieten mit hohem Anteil türkischstämmiger Menschen und guter Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ausgewählt. Unter den Studienteilnehmer*innen fanden sich gleich viel Frauen wie Männer im Alter von 18 bis über 65 Jahren.

Hitzeschutz braucht Aufklärung

Neben Empfehlungen an die Stadtpolitik – mehr schattige Flächen, Dach- und Fassadenbegrünungen, einfacher Zugang zu Wasserstellen, gute Verkehrsanbindung zu kühlen Orten und Grünräumen– betont das Forschungsteam die Notwendigkeit über die Hitzegefahren zu sensibilisieren und über richtiges Verhalten bei Hitze und über Erreichbarkeit und Zugänglichkeit kühler Orte zu informieren. „Teil unseres Projekts war daher die Erstellung einer ‚Heat Toolbox‘ in türkischer und deutscher Sprache. Die Toolbox enthält  unter anderem Karten über kühle Orte wie Wälder, Badeplätze, Ausflugtipps, Flyer mit Maßnahmen zur Anpassung an die Hitze, sowie Rezepte für Speisen , die den Körperan heißen Tagen weniger belasten“, erklärt Arnberger. 

So wird unter anderem geraten, tagsüber die Fenster zu schließen und nur früh am Morgen oder in der Nacht zu lüften. Gleichzeitig sollten bei starker Hitze die Räume untertags durch Jalousien und Vorhängen verdunkelt werden – eine außenliegende Beschattung durch Fensterläden, Außenjalousien oder Markisen reduziert die Sonneneinstrahlung sogar bis zu 90 Prozent. Ausgewählte Bezirkskarten zeigen Orte zum Abkühlen,wie Parkanlagen, Wälder, Bademöglichkeiten, Wasserspielplätze, Trinkbrunnen und Kirchen. 


 Auf einen Blick

  • Die befragten Migrant*innen nehmen die Hitze in Wien als belastender wahr als Menschen ohne Migrantionshintergrund.
  • Sie schätzten die Zunahme der Hitzetage und Tropennächte in Wien als höher ein.
  • Sie berichten von deutlich höheren Durchschnittstemperaturen in ihren Wohnungen als Nicht-Migrant*innen.
  • Sie verändern weniger ihr Verhalten bei Hitze, wenn sie Grünräume besuchen. So nutzen sie weniger die kühlen Tagesstunden für Aufenthalte im Grünen und .reduzieren körperliche Aktivitäten im Freien bei hohen Temperaturen weniger.
  • Sie suchen auch weniger häufig kühlere Orte wie Wälder auf. 

Heat Toolbox

In der Heat Toolbox der BOKU wird unter anderem geraten, tagsüber die Fenster zu schließen und nur früh am Morgen oder in der Nacht zu lüften. Gleichzeitig sollten bei starker Hitze die Räume untertags durch Jalousien und Vorhängen verdunkelt werden – eine außenliegende Beschattung durch Fensterläden, Außenjalousien oder Markisen reduziert die Sonneneinstrahlung sogar bis zu 90 Prozent. Ausgewählte Bezirkskarten zeigen Orte zum Abkühlen, wie Parkanlagen, Wälder, Bademöglichkeiten, Wasserspielplätze, Trinkbrunnen und Kirchen.

Wissenschaftlicher Kontakt

Assoc.Prof. Dr. Arne Arnberger
BOKU University
Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung
Email: arne.arnberger(at)boku.ac.at
Telefon: +43 1 47654-85311