Thermischer (Dis)-Komfort: Temperatur, wie wir sie empfinden

Wenn es um die Hitzebelastungen in Städten geht, ist nicht nur die oft genannte Lufttemperatur entscheidend, sondern vor allem, wie Hitze vom menschlichen Körper wahrgenommen wird – der thermische (Dis-)Komfort. Denn subjektives Temperaturempfinden weicht oft deutlich von Messwerten, die Wetterberichte liefern ab: Hohe Luftfeuchtigkeit erschwert etwa die Schweißverdunstung und lässt die Luft schwüler erscheinen, während Wind als kühlend empfunden wird. Bleibt dieser – wie in städtischen Nächten oft – aus, steigt die Belastung. 

„Besonders relevant, aber häufig in der Diskussion übersehen, sind Sonneneinstrahlung und Wärmestrahlung“, betont die Meteorologin Heidelinde Trimmel. Direkte Sonne erwärmt die Haut spürbar, ebenso wirken aufgeheizte Oberflächen durch ihre langwellige Abstrahlung. „Dabei ist es wichtig, zwischen Luft- und Oberflächentemperatur zu unterscheiden: Während Lufttemperaturen räumlich relativ homogen sind, können sich Oberflächentemperaturen stark unterscheiden - und z. B. zwischen Schatten und direkter Sonne am Boden um den Faktor 10 größer sein.“

Im Projekt Imp_DroP sowie in vielen Vorprojekten untersuchte Trimmel die thermische Behaglichkeit. Ihre Simulationen für Innen- und Außenräume berücksichtigten neben der Lufttemperatur auch weitere klimarelevante Faktoren, um das Wärmeempfinden realistischer abzubilden. 

Hitzeschutz drinnen: Mehr als nur Klimaanlagen

Da sich Menschen überwiegend in Innenräumen aufhalten, ist die Innentemperatur der zentrale Parameter bei der Analyse von Hitzestress. Der Hauptkonkurrent passiver Kühlstrategien ist die technische Klimatisierung. Klimaanlagen bieten eine wirksame Kühlung – allerdings nur bis zur Leistungsgrenze. Wird diese überschritten, steigen die Temperaturen selbst in klimatisierten Räumen wieder an. Zusätzlich tragen Klimaanlagen zur Erwärmung der Außenluft bei womit nächtliches Lüften immer inneffizienter wird. Effiziente Alternativen sind nächtliche Belüftung bei ausreichendem Temperaturunterschied zwischen innen und außen sowie die gezielte Beschattung von Fenstern. Dachbegrünungen wirken im Vergleich zwar weniger stark, können aber dennoch zur Senkung der Innentemperatur beitragen.

Abkühlung im Freien: Was draußen hilft – und was nicht 

Wenn es in Innenräumen zu heiß wird oder man einfach eine Pause braucht, suchen viele Menschen im Sommer Erholung im Freien – zum Beispiel in Parks oder schattigen Straßenschluchten. Genau dort setzen die folgenden Ergebnisse an. Im Außenbereich spielt nicht nur die Lufttemperatur eine Rolle, sondern auch, wie stark die Sonne scheint und ob Wind weht. Um das gesamte Wärmeempfinden zu bewerten, wird der Universal Thermal Comfort Index (UTCI) genutzt. Er kombiniert Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Wind zu einem Gesamtwert für den Hitzestress. Am besten hilft Baumschatten: Selbst Bäume mit wenig Laub senken die eintreffende Strahlung und damit den UTCI deutlich.Der Straßenverkehr trägt ebenfalls zur Hitzebelastung bei. In Bereichen mit viel motorisiertem Verkehr und Staus steigt die abgegebene Wärme stark an. 

Heidelinde Trimmel: „Altbekannte und einfache Maßnahmen wie nächtliches Lüften und Beschattung tagsüber sind immer noch das erste, an das wir bei Hitze denken sollten. “

Zur Person: DI Dr. Heidelinde Trimmel forschte von 2007 bis 2022 am Institut für Meteorologie und Klimatologie der BOKU, der TU Wien, am NILU (Norsk institutt for luftforsking) sowie bei Météo France/CNRM (Centre National de Recherches Météorologiques) und war danach Postdoc Researcher in der Sustainable Service Systems Research Group der IIASA.