Neue PNAS-Publikation beschreibt effiziente Behandlung bei infizierten Tieren

Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) hat einen wichtigen Schritt zur Entwicklung neuer Medikamente gegen das tödliche Junin Virus gemacht: Im Labor hergestellte Antikörper liefern einen umfassenden Schutz.

Voller Schutz im Tierversuch
In der Publikation des hochangesehenen Journal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) vom 4. April 2016 beschreibt das Forscherteam die effiziente Behandlung von mit Junin Viren infizierten Meerschweinchen. Es wurden im Labor hergestellte Antikörper, die gegen das Virus gerichtet sind, verabreicht.

„Was die Studie einzigartig macht, ist, dass wir einen vollen Schutz beobachtet haben - selbst wenn die Behandlung sechs Tage nach der Virusinfektion begonnen wurde, als die Tiere bereits Zeichen der Krankheit zeigten“, so BOKU-Professorin Herta Steinkellner, eine Ko-Autorin der Studie.

„Dieser Erfolg der Antikörpertherapie gegen Junin-Virus ist ein wichtiger Schritt in seiner Entwicklung als Therapeutikum für Menschen,“ meint UTMB Professor Thomas Geisbert, Senior-Autor der Publikation.

BOKU-ForscherInnen entwickelten Produktionssystem zur Herstellung der Antikörper
Die Antikörper sind nicht zuletzt deshalb so wirksam, weil ein von den BOKU ForscherInnen entwickeltes Produktionssystem verwendet wurde, das die Wirksamkeit von Antikörper signifikant erhöht. Dieses System besteht aus genetisch modifizierten Tabakpflanzen und wurde bereits erfolgreich bei der Herstellung von Antikörper gegen Ebola und HI-Viren angewandt, was für erhebliches internationales Aufsehen sorgte.

An den aktuellen Forschungen sind die University of Texas Medical Branch Galveston (UTMB), Mapp Biopharmaceutical Inc., die Universität für Bodenkultur Wien, das U.S. Army Medical Research Institute of Infectious Diseases, Integrated BioTherapeutics, Inc. und das Instituto Nacional de Enfermedades Virales Humanas in Argentinien beteiligt.

Stichwort: Junin Virus
Das hoch infektiöse Junin Virus - verantwortlich für hämorrhagisches Fieber hauptsächlich in Südamerika - wird durch Nagetiere übertragen und wurde vom U.S. Department of Homeland Security als “high-priority agent” eingestuft. Im Zentrum für Disease Control and Prevention and National Institute of Allergy and Infectious Diseases Biodefense wird das Virus in der “Category A Priority Pathogen” gelistet. Kategorie A Pathogene stellen das höchste Risiko für die nationale Sicherheit und öffentliche Gesundheit dar.

Zurzeit gibt es keine Medikamente für die Vorbeugung bzw. Behandlung der Krankheit; bei Nicht-Behandlung liegt die Sterblichkeitsrate liegt 20-30 %. Das relativ langsame Auftreten von unspezifischen Symptomen erschwert eine zuverlässige Diagnose, was Junin Viren zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko für die öffentliche Gesundheit in den betroffenen Ländern macht.

Die zurzeit gängigste Behandlungsmethode bei Infektion ist die Verabreichung von Blutplasma von Patienten, die die Infektion bereits überstanden haben. Diese Art der Behandlung beinhaltet jedoch Sicherheitsrisiken und ist zudem nur eingeschränkt verfügbar.

Kontakt / Rückfragen:
Universität für Bodenkultur Wien
Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie: Prof. Dr. Herta Steinkellner
herta.steinkellner(at)boku.ac.at, Tel. (1) 47654 6700

Department für Chemie: Prof. Dr. Friedrich Altmann
friedrich.altmann(at)boku.ac.at, Tel. (1) 47654 6062