12. BOKU CAS Herbsttagung


Unser Nachbericht zur 12. BOKU CAS Herbsttagung!

Tagung verpasst? Hier finden Sie den Link zur Videoaufzeichnung!

Ernährungssicherheit in einer unsicheren Zeit – Globale Perspektiven und Spotlights aus der Züchtung

Die 12. CAS Herbsttagung fand am 18. November 2022 an der BOKU statt und widmete sich dem Thema der Ernährungssicherung und bot ein Forum, auf dem globale Perspektivenvor allem der Beitrag der Züchtung zur Erreichung nachhaltiger Ernährungssicherheit in der Zukunft diskutiert wurde

Im Einführungsvortrag sprach Stefan Schmitz (Executive Director, Crop Trust, Bonn) über die Bedeutung der Nutzpflanzenvielfalt im Kontext der Ernährungssicherheit. Sein Vortrag stellte insbesondere die Wichtigkeit von Saatgutbanken heraus, in denen pflanzengenetische Vielfalt dauerhaft bewahrt wird. „Es ist wichtig Saatgutbanken zu erhalten, zu modernisieren
und für künftige Forschung verfügbar zu machen. Die Entwicklung landwirtschaftlicher Erträge im Klimawandel wird in sehr vielen Räumen der Erde rückläufig sein, damit wird die Bedeutung von Pflanzenzüchtung auf der Basis von Vielfalt deutlich wichtiger werden“, so Schmitz.

Karlheinz Erb, (SEC, BOKU), machte in seinem Vortrag deutlich, dass das globale Ernährungssystem einer der maßgeblichsten Treiber für eine nachhaltige Entwicklung, für den „globalen Wandel“ darstellt. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Erzeugung und der Konsum tierischer Nahrungsmittel. Ernährungsumstellungen, die zu einer Verminderung des Konsums tierischer Produkte führen, haben vielfältige positive Effekte auf die Nachhaltigkeit wie z. B. verringerter Flächendruck, Schaffung von Kohlenstoffsenken, verringerte Intensität der Landnutzung, reduzierter Druck auf die Biodiversität. Dabei darf die Verantwortung aber nicht nur auf die Konsument*innen übertragen werden, vielmehr braucht es strukturelle Strategien in der Futtermit
tel- und der tierischen Produktion.“

Johann Vollmann (Institut für Pflanzenzüchtung, BOKU) ging in seinem Vortrag darauf ein, welchen Beitrag die Sojabohnenzüchtung zur Ernährungssicherheit leisten kann. Das größte Potenzial sieht er hierbei in der Zucht von Sorten mit entsprechenden Proteinqualitäten und rträgen. Er hob auch hervor, dass die Sojabohne, die weltweit vor allem als Futtermittel eingesetzt wird, auch großes Potential für die menschliche Ernährung hat, unter der Voraussetzung, dass eine ausreichende Diversität als Basis erfolgreicher Zucht vorhanden ist. „Wenn wir eine Ernährungswende und mehr pflanzliches Protein direkt in unserer Ernährung einsetzen wollen, brauchen wir genetische Diversität. Wir brauchen diese Diversität auch zur Gewährung von Lebensmittelsicherheit, wobei Themen wie z. B. Allergene, Schwermetalle oder Gesundheitseffekte schlagend werden können“ so Vollmann.

„Tiergenetische Ressourcen können eine wichtige Rolle für die Erreichung der Sustainable Development Goals, die Ernährungssicherheit, die Armutsbekämpfung, das Wirtschaftswachstum und eine gesteigerte Resilienz spielen“, betonte Roswitha Baumung (Animal Production Officer, FAO). Es müssen standortangepasste Arten und Rassen eingesetzt werden, was nur möglich ist, wenn auf eine gewisse Rassenvielfalt zurückgegriffen werden kann. In der Zucht ist es essentiell, verstärkt auf Zuchtmerkmale zu setzen, welche die Anpassungsfähigkeit, Robustheit und Resilienz verbessern. Im Zuge der verstärkten Kritik an der Nutztierhaltung, hob Baumung zudem hervor, dass weltweit 6 Mrd. Tonnen an Futtermitteln in der Nutztierhaltung eingesetzt werden, wovon der Großteil nicht direkt für die menschliche Ernährung verwendet werden kann. Nutztiere können diese Futtermittel aber zu hochwertigen Nahrungsmittel veredeln.

In der österreichischen Rinderzucht konnten bei der Milch- und Lebensleistung enorme Entwicklungen erreicht werden. Gleichzeitig wurde in den letzten Jahr(zehnt)en aber auch ein klarer Fokus auf die Verbesserung im Bereich funktionaler Merkmale gelegt (z. B. Gesundheitsmerkmale). „Diese balancierten Zuchtziele in Österreich sehe ich als eine Entwicklung an, die insgesamt
in die richtige Richtung geht, insbesondere was die Fitnessmerkmale betrifft. Eine konsequente Datenerhebung und -nutzung, eine moderne Zuchtwertschätzung, sowie die Offenheit gegenüber Wissenschaft und Innovationen tragen wesentlich zum züchterischen Erfolg bei“, machte Birgit Fürst-Waltl (NUWI, BOKU) deutlich.

Stefanie Lemke (IDR, BOKU) betonte im letzten Vortrag, dass es für eine nachhaltige Ernährungssicherheit einer grundlegenden Transformation der Ernährungssysteme bedarf. Hierfür müssen vor allem die strukturellen Ursachen von Benachteiligung erforscht und verändert werden: „Wir brauchen Geschlechtergerechtigkeit und Teilhabe im Sinne von wahrhaftiger Beteiligung, wie z.B. die Teilhabe an Land, Bildung und Gesundheit, besonders für bestimmte Gruppen von Frauen und Jugendlichen, im Sinne eines intersektionalen Ansatzes, der verschiedene Kategorien sozialer Ungleichheit in den Blick nimmt. Das ist wichtig nicht nur im Süden, sondern im globalen Kontext. Das Recht auf angemessene Nahrung und Ernährungssouveränität muss stärker in den Blick genommen werden.“

Die Tagung fand dieses Jahr wieder analog an der Türkenschanze statt, das Programm zur Tagung finden Sie hier.

Die Videoaufzeichnung der Tagung finden Sie unter folgendem Link:
www.youtube.com/watch?v=xzs4u3qlQE0


05.01.2023