Einblicke in aktuelle BOKU-Forschungsprojekte zum Thema Landwirtschaft und Energiewende

Der Landwirtschafts- und Energiesektor sind eng verbunden: einerseits ist die industrielle landwirtschaftliche Produktion sehr energieintensiv, andererseits hat die Landwirtschaft schon immer Energie für andere Sektoren bereitgestellt: historisch über Futtermittel für Nutz- bzw. Arbeitstiere heute über Biotreibstoffe und Biomasse und über die Kombination agrarischer Lebens- und Futtermittel mit erneuerbarer Stromproduktion. Die aktuelle Energiekrise hat vielfältige Auswirkungen auf die Landwirtschaft. So verwendet diese große Mengen fossiler Energie in Form mineralischer Dünge- oder Pflanzenschutzmittel, setzt aber auch Strom und Wärme direkt ein. Die Landwirtschaft bietet damit auch Möglichkeiten zu Einsparungen und zur Substitution fossiler Energieträger, vor allem durch den Einsatz moderner Technologien. An der BOKU wird zu diesen Themen umfassend geforscht:

Agri-Photovoltaik (APV) beschreibt die zeitgleiche Nutzung von Flächen für die landwirtschaftliche Produktion und zur Stromerzeugung mittels PV-Modulen. Diese Kombination kann eine ressourceneffiziente Lösung darstellen und den Konflikt um die Verwendung von Agrarflächen für PV-Freiflächenanlagen entschärfen. Im Rahmen des Projekts AgriPV im Ackerbau wird die Umsetzung von APV aus agrartechnischer und pflanzenbaulicher Sicht untersucht. Um die landwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung zu verbessern, werden optimale Gerätekombinationen ermittelt. Zudem werden Effekte auf Ertrag und Qualität des Erntegutes untersucht und geeignete Kulturen für APV identifiziert. https://boku.ac.at//agripv.html

Das Projekt reFUEL untersucht, welche Rolle synthetische Treibstoffe in zukünftigen Energiesystemen einnehmen werden - und welche Flächen global dadurch beansprucht würden. Ein Projektergebnis zeigt, dass die brasilianische Agroethanolindustrie - ohne zusätzliche Flächen zu verwenden - ihr Produktionsniveau um bis zu 43% erhöhen könnte, wenn CO2, das in der Ethanolproduktion anfällt, über Kombination mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff zu synthetischen Kraftstoffen veredelt würde. In Zukunft werden synthetische Treibstoffe auf Grund ihrer höheren Flächeneffizienz und langfristig niedrigeren Kosten Biotreibstoffe möglicherweise verdrängen - eine Chance, aber auch Herausforderung für die Landwirtschaft. https://refuel.world/

Das EU-Projekt SUSFERT untersucht die Entwicklung nachhaltiger Düngesysteme in der Landwirtschaft. Die europäische Landwirtschaft ist stark von ressourcenintensiven fossilen Düngemitteln abhängig. Gleichzeitig kommt es zu großen Verlusten an Nährstoffen, die nicht zum benötigten Zeitpunkt und in den richtigen Mengen pflanzenverfügbar sind. Über die Kombination von Bio-Coatings, Probiotika und Struvit zur Phosphor- und Eisenversorgung werden im Projekt daher Systeme entwickelt, die die Düngemittelfreisetzung optimieren und die Nährstoffverfügbarkeit steigern. https://www.susfert.eu/

Einsparungen im Bereich Energie- und Ressourceneinsatz können sich auch durch eine effizientere Feldbewirtschaftung ergeben. Real Time Kinematik (RTK) Lenksysteme und Section Control bieten hier Potentiale. Gemeinsam mit dem Maschinenring NÖ-Wien wird im Projekt MREnereffII untersucht, wie hoch diese Einsparungen sind und inwieweit sie von Struktur und Mechanisierungsgrad der landwirtschaftlichen Betriebe abhängen. Neben theoretischen Berechnungen werden im Projekt auch praktische Feldversuche durchgeführt. So wird im Projektteil Section Control untersucht, wie präzise Mineraldünger durch den Einsatz einer Teilbreitenschaltung ausgebracht werden kann. https://boku.ac.at//mrenereffII.html
 

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05.01.2023