HOT TOPIC: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften als Schlüssel für eine zukunftsfähige Landwirtschaft
Klima- und Biodiversitätskrise, sich verändernde Rahmenbedingungen auf den Agrar- und Energiemärkten und wachsende gesellschaftliche Anforderungen stellen die österreichische Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Die vielfältigen Ziele und Zielkonflikte implizieren komplexe soziale und wirtschaftliche Problemstellungen. Forscher*innen der BOKU aus dem Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften beschäftigen sich seit langem intensiv mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen landwirtschaftlicher Produktion, um die Möglichkeiten einer nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft zu untersuchen und zu unterstützen.
Das Institut für Agrar- und Forstökonomie arbeitet an der ökonomischen Evaluierung von Konzepten einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion, wobei vor allem das Spannungsfeld zwischen betriebswirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft im Fokus steht. So werden bspw. Umweltanforderungen an die Betriebsführung bzw. agrarpolitische Programme bewertet (z.B. die Projekte SHOWCASE, LIFT und PeatGov) und Instrumente (weiter)entwickelt, die die notwendigen betriebswirtschaftlichen Anpassungen ermöglichen (z.B. das Projekt CONSOLE). Auch die Frage der Entscheidungsfindung auf bäuerlichen Familienbetrieben und das Thema „Resilienz“ als maßgebliches Managementziel sind Forschungsschwerpunkte des Instituts.
Das Institut für Marketing und Innovation forscht zu Fragen des Konsums, der Vermarktung und der Innovation agrarischer Erzeugnisse. Forschung und Lehre beleuchten Motive, Entscheidungsprozesse und Verhaltensweisen auf Ebene der Konsument*innen und Unternehmen, um nachhaltigen Konsum und die Akzeptanz nachhaltiger Innovationen entlang von Wertschöpfungsketten zu verstehen. Aktuelle Forschungsprojekte untersuchen die Akzeptanz innovativer Lebensmittel wie In-Vitro Fleisch (z.B. Publikation zu Akzeptanz von In-Vitro Fleisch in Österreich), Märkte für pflanzliche Fleischersatzprodukte ( z.B. das Projekt RISC), die Wirkung von „green claim labels“ und alternativen MHD-Labels auf Konsument*innen (z.B. das Projekt EssWeg), sowie die Auswirkungen aktueller Krisen (Teuerungswelle, Energiekrise, Klimawandel, z.B. das Projekt Krisen&Konsum) auf das Konsum- und Ernährungsverhalten.
Auch am Institut für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung wird zu Fragen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft geforscht. Die Arbeitsgruppe Agrar/Umwelt untersucht, wie sich strukturelle Rahmenbedingungen und Entscheidungen auf Umwelt, Gesellschaft und Betriebe auswirken. Die Projekte FORLand I und II beschäftigen sich beispielsweise damit, wie Erbtraditionen oder Pachtverhältnisse auf die Fragmentierung von Flächen, deren Bewirtschaftung und die betriebliche Effizienz wirken. Das interdisziplinäre EU Projekt SoilX untersucht, welche Überlegungen für Landwirt*innen bei der Wahl ihrer Bodenbewirtschaftung ausschlaggebend sind.
Die Arbeitsgruppe Agrar- Klima- und Umweltsoziologie legt den Fokus auf soziale Faktoren in der Landwirtschaft. Sie sucht agrarsoziologische Erkenntnisse zu Werthaltungen, Wahrnehmungen und Verhalten von Landwirt*innen um das Gesamtsystem zu verstehen. Dabei werden Themen der landwirtschaftlichen Haushaltsstrategien und Hofnachfolge ebenso behandelt wie Umweltverhalten, Wahrnehmung des Klimawandels und Klimaanpassung. Angesichts der Komplexität der Fragestellungen arbeitet die Arbeitsgruppe eng mit anderen sozialwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Disziplinen zusammen, wie etwa im Projekt OptFor-EU.