HOT TOPIC: Boden im Fokus: Forschungsansätze für eine zukunftsfähige Landwirtschaft
Böden sind die Grundlage der Landwirtschaft. Sie speichern Wasser und Kohlenstoff, liefern Nährstoffe und sind Lebensraum für unzählige Organismen. Gleichzeitig sind landwirtschaftliche Böden bedroht. Versiegelung, Klimawandel, intensive Nutzung, Erosion sowie der anhaltende Biodiversitätsverlust führen zur Degradierung und zum Verlust von Böden und deren Fruchtbarkeit, mit negativen Folgen für die landwirtschaftliche Produktion.
An der BOKU werden Böden, sowie die Möglichkeiten und Herausforderungen deren nachhaltiger Bewirtschaftung seit jeher intensiv beforscht.
Am Institut für Pflanzenbau wurde 2015 ein Langzeitexperiment gestartet, in dem ein konventionelles (25 cm Bodenbearbeitungstiefe, einer viergliedrigen Fruchtfolge, minimaler Einsatz von Zwischenfrüchten) und ein konservierendes Bewirtschaftungssystem (reduzierte Bodenbearbeitungstiefe 10 cm, achtgliedrige Fruchtfolge inkl. Körnerleguminosen, umfassender Zwischenfruchtanbau) hinsichtlich deren Erträge, Klimawirksamkeit und Bodengesundheit verglichen werden. Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen werden in beiden Systemen gleich gestaltet. Daten zu Biomasse, Erträgen und Ertragsstruktur sowie der Stickstoffdynamik werden seit 2015 jährlich erhoben. Seit 2024 werden im Projekt Trade-Off für beide Systeme zusätzlich 13 Bodenparameter zu Treibhausgasemissionen und zur Bodengesundheit evaluiert. Die Ergebnisse der Langzeitstudie zeigen Potenziale der konservierenden Bewirtschaftung, zur Sicherung der Bodengesundheit und Produktivität auf.
Im H2020 Projekt TUdi forscht ein Team europäischer, chinesischer und neuseeländischer Partner*innen an Möglichkeiten zur Erhaltung und Wiederherstellung landwirtschaftlicher Böden. Um anwendungsorientierte Lösungen zu erzielen, arbeitet das Projekt dabei in allen beteiligten Ländern eng mit insgesamt 42 Interessensgruppen zusammen. In Österreich besteht diese Zusammenarbeit aus dem Institut für Bodenphysik und landeskulturelle Wasserwirtschaft der BOKU und dem Bundesamt für Wasserwirtschaft (BAW) sowie dem Verein Boden.Leben, dem Kompetenzzentrum myhumus und den Landwirtschaftlichen Fachschulen in NÖ. Schwerpunkt der BOKU sind dabei die Forschungsthemen Bodenverdichtung, Humusaufbau und Erosionsschutz. Aus der Kooperation entstanden bislang bereits digitale Werkzeuge (de v-tudi.web.app) und Schulungsmaterialien, die die Umsetzung in der Praxis unterstützen sollen.
Im Horizon-Europe Projekt Soil-X-Change wird das Ziel verfolgt, in Europa bestehende, innovative Praktiken nachhaltiger Bodenbewirtschaftung zu sammeln, zu analysieren und in eine gemeinsame, europaweit zugängliche Datenbank zu integrieren. Damit soll ein umfassender Wissensaustausch, die Umsetzung innovativer, nachhaltiger Lösungsansätze für gesunde landwirtschaftliche Böden auf regionaler und europäischer Ebene ermöglichen und beschleunigen. An der BOKU wird das Soil-X-Change Projekt vom Institut für Ökologischen Landbau in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geomatik betreut. Fokus des Projekts ist es, ein EU-weites Netzwerk zu schaffen, das sich gemeinsam mit der Weiterentwicklung und Einführung eines neuen, nachhaltigen Boden- und Landwirtschaftsmanagement befasst. Hierfür arbeiten neben den BOKU-Projektpartner*innen aus neun Mitgliedsländern, über 85 operationelle Gruppen (EIP-AGRI OG‘s) und internationale Projektgruppierungen aus ganz Europa zusammen.