Forschung extern
Können Sie uns bitte einen kurzen Überblick über Ihren Aufgaben- bzw. Forschungsbereich geben?
Ich habe viele Jahre die Fachgruppe Forschung der Abteilung Bodengesundheit und Pflanzenernährung am Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion im Geschäftsfeld Ernährungssicherung/LWT der AGES geleitet. Unsere Fachgruppe nimmt an vielen nationalen und internationalen Forschungsprojekten teil, in denen unsere Langzeit-Feldversuche zu Bodenbewirtschaftung (z.B. Bodenbearbeitung, organische und mineralische Düngung, Management der Ernterückstände) eine große Rolle spielen und die gewonnenen Daten (z.B. Erträge, Bodenparameter) z.B. für Modellierungszwecke verwendet werde. Zusätzlich zielt unsere Fachgruppe darauf ab, wissenschaftliche Ergebnisse an verschiedene Interessensgruppen in gut verständlicher Form zu kommunizieren, z.B. in Workshops an Landwirt*innen, die landwirtschaftliche Beratung, Landesregierungen und Ministerien.
Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der österreichischen Böden ein und wie kann aus Ihrer Sicht die Zukunftsfähigkeit der agrarischen Landnutzung gewährleistet werden?
Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung sind wichtige Themen im Hinblick auf Ernährungssicherung und Klimakrise. Sind Böden einmal versiegelt, können sie alle anderen Funktionen, wie z.B. die Erzeugung von Futter- und Lebensmitteln, Wasserspeicherung, zusätzliche Nährstoff- und Kohlenstoffspeicherung, Lebensraum für Bodenlebewesen, nicht mehr erfüllen. Auf „Carbon Farming“, also eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung, die auf eine zusätzliche Speicherung von Kohlenstoff abzielt, um CO2 aus der Atmosphäre dauerhaft im Boden zu speichern, werden in der EU hinsichtlich Klimawirksamkeit große Hoffnungen gesetzt. Gleichzeitig wissen wir, dass unter Klimawandelbedingungen mehr Eintrag von organischer Substanz in den Boden notwendig ist, um den organischen Kohlenstoff/Humus im Boden zu erhalten. Es ist unbedingt notwendig, möglichst viele Initiativen zu ergreifen, um insbesondere landwirtschaftliche Böden in einem guten Zustand zu erhalten!
Welche Erwartungen haben Sie an die Boden- und Agrarforschung an der BOKU?
Ich denke alle oben genannten – und auch weitere – Themen können nur in Zusammenarbeit mit verschiedenen BOKU-Instituten (z.B. Boden, Agrarforschung, Umweltbiotechnologie, etc.) und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen bearbeitet werden. Das (HORIZON 2020) EJP Soil Projekt („Hin zu einer klimafreundlichen, nachhaltigen Bodenbewirtschaftung“) und seine Teilprojekte waren ein gutes Beispiel für eine solch gelungene Zusammenarbeit.
Welche Kooperationen mit der BOKU gibt es bereits und wo sehen Sie weiteres Potential?
Wir kooperieren mit verschiedenen Instituten der BOKU in Forschungsprojekten, zuletzt im EJP Soil Forschungsprojekt. Eine Zusammenarbeit besteht/bestand auch mit dem Institut für Agrar- und Forstökonomie im Rahmen des Austrian Assessment Report (AAR2) und des APCC Special Report „Landnutzung und Klimawandel in Österreich“ und mit dem Institut für Geomatik.
Ich selbst wirke – gemeinsam mit Kolleg*innen des Instituts für Bodenforschung - an einem BOKU-Seminar „Soils and Global Change“ mit, das verschiedene Themen des Globalen Wandels, einschließlich Klimawandel, Landnutzungsänderungen und biogeochemische Kreisläufe von Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor, behandelt hat.
Für die Zukunft sehe ich großes Potenzial in der Zusammenarbeit in Lehrveranstaltungen, in denen außeruniversitäre Forschungseinrichtungen z.B. angewandte, praxisnahe Inhalte vermitteln, sowie in nationalen und internationalen Forschungsprojekten.