Im Rahmen der internationalen Klimaverträge verpflichten sich die Staaten, darunter die EU und Österreich dazu, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen. Das Erreichen dieses Ziels setzt einen drastischen und raschen Rückgang des Ausstoßes von Treibhausgasen voraus. Laut der Studie „A Clean Planet for All“, die als Grundlage für die EU-Klimastrategie dient, müssten zum Erreichen des 2-Grad-Ziels die Netto-Emissionen innerhalb der EU im Zeitraum 2015-2050 um rund 80% sinken, zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels wäre gar ein Rückgang der Emissionen um nahezu 100% notwendig. Diese Netto-Emissionen schließen die Kohlenstoffsenken, vor allem den Wald, mit ein.

Der Landnutzung durch Agrar- und Forstwirtschaft kommt in diesen Szenarien eine besondere Rolle zu. Denn die in der Landwirtschaft entstehende CH4- und N2O-Emissionen besonders schwer durch einen technologischen Umbau zu reduzieren. So geht die erwähnte Grundlagenstudie zur EU-Klimastrategie bei den landwirtschaftlichen Emissionen von einem Rückgang um lediglich maximal 46% im Zeitraum 2015-2050 aus. Um trotz dieser auf absehbare Zeit verbleibenden Emissionen aus Landwirtschaft Kohlenstoffneutralität zu erreichen, muss das Land als Kohlenstoffsenke dienen, das heißt Böden und Biomasse Kohlenstoff aufnehmen.

Während Klimaziele und Emissionsszenarien hauptsächlich auf nationaler, europäischer und globaler Ebene entworfen und diskutiert werden, stellt sich das Projekt ZEAFOLU die Frage, was das Erreichen der Klimaziele für die Landnutzung einer kleinräumlichen Region, hier Steyr-Kirchdorf in Österreich bedeutet, dem oberösterreichischen Teil der Eisenwurzen.

Grundlage zur Bearbeitung dieser Frage bildet ein Modell, das die Biomasseflüsse der Region und Österreichs zwischen Produktion und Konsum abbildet und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen berechnet. Auf dieser Grundlage werden verschiedene, bis zum Jahr 2050 reichende Zukunftsszenarien identifiziert, welche die gesetzten Klimaziele erfüllen. Ausgewählte Szenarien werden hinsichtlich ihrer Effekte auf Biodiversität, Lebensqualität und die volkswirtschaftliche sowie betriebswirtschaftliche Ökonomie in Region untersucht und mit der regionalen Bevölkerung diskutiert.

Zentrales Element des Projekts ist die Einbindung von Stakeholdern der Region. Nach einer Projektvorstellung in der Region im Mai 2018 wurden im November 2019 die modellierten Szenarien auf einem Workshop in Steinbach an der Steyr zur Diskussion gestellt. Dabei ging es unter anderem um die Einschätzung ihrer Machbarkeit, um gesellschaftliche Hindernisse und Möglichkeiten, um Betroffenheiten und Interessen verschiedener Gruppen und die daraus erwachsenden Konflikte. Der Workshop sollte so verschiedene Perspektiven und Formen von Wissen zusammenbringen und die Möglichkeit bieten, gegenseitig voneinander zu lernen. Die Diskussionen des Workshops flossen in die weitere Forschungsarbeit ein, deren Ergebnisse im Juni 2019 Online präsentiert und mit lokalen Stakeholdern diskutiert werden.