Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

J. Petr, J. Lipavský und D. Hradecká:

Ertragsbildung von alten und modernen Sommergerstesorten

Zusammenfassung

Drei Versuchsserien wurden durchgeführt, um die Ertragsbildung älterer sowie neuerer Sommergerstesorten (Hordeum vulgare L. var. nutans) zu untersuchen. Besondere Aufmerksamkeit galt der Sorte Diamant, einer kurzhalmigen Röntgenmutante, die den Grundstein für 173 europäische Sorten legte. Spezielle Merkmale der biologischen und ökonomischen Ertragsbildung der Sorte Diamant wurden vergleichen mit Landsorten aus der Region Haná (Valtický), der historischen Sorte Nürnberg aus dem Jahr 1832 und mit modernen Sorten aus den 1990er Jahren. Die Ertragsbildung wurde mittels klassischer Wachstumsanalyse, durch Messung der Trockenmassezuwächse und des Blattflächenindex (LAI) untersucht. Wiewohl die Sorte Diamant und von ihr abstammende Sorten unter den Bedingungen im Böhmen keine Steigung in der Gesamttrockenmasseproduktion zeigten, änderte sich die Verteilung der Trockenmasse im Falle dieser Sorten zugunsten generativer Organe – v. a. Ähren- und Körner-Trockenmasse. So stieg der Ernteindex (HI) auf 0.40-0.44, vergleichen mit der historischen Sorte, die einen HI von lediglich 0.32 erreichte. Das wirkt sich auf die Dynamik der Trockenmassebildung aus, wenn diese Sorten höhere Gehaltssteigerungen im generativen Stadium aufwiesen als die älteren. Jedoch war während der gesamten Wachstumsperiode keinerlei direkter Zusammenhang zwischen den Maximalwerten des LAI bzw. dem Blattflächenintegral (LAD) und dem Kornertrag nachzuweisen. Trotzdem existiert nach dem Ährenschieben eine Beziehung zwischen Blattflächenintegral (LAD) und Korngewicht (Tausendkorngewicht). Im Falle historischer Sorten trat anfänglich ein schneller Blattflächenzuwachs aber im Nachblütenstadium ein rascher Verlust an aktiver Blattfläche auf. Diamant legte einen kurzen Halm und höhere Bestockung an, d. h. eine größere Zahl fruchtbarer Bestockungstriebe. Diesbezüglich hat sich der Charakter der ökonomischen Ertragsbildung folgendermaßen geändert: Moderne Sorten bilden den Ertrag durch den Ertrag der Seitensprosse, die alten durch den Ertrag des Haupthalmes. Folglich hat sich auch die Zahl der Ähren pro Flächeneinheit geändert, ebenso wie die Kapazität der Assimilatspeicherstelle, während sich fast die gleiche Zahl an Körnern in einer Ähre zeigt. Ein anderer Züchtungserfolg lag in der gesteigerten Fähigkeit von Assimilatquellen, die höhere Speicherkapazität zu füllen. Verbesserungen der Malzqualität stellen ebenso einen signifikanten genetischen Gewinn dar. Der Gehalt an Protein sank, der an Extrakten nahm zu und genauso ereichten andere Kriterien den Optimalbereich im Hinblick auf Anforderungen der Mälzerei. Der künftige Züchtungsfortschritt wird abgesehen von anderen Kriterien, weiterhin auf eine Verbesserung des Ernteindex und ebenso auf eine Hebung des Gesamttrockenmasseertrages pro Flächeneinheit gerichtet sein. Schlagworte: Hordeum vulgare L., Gerste, genetische Verbesserung, Ertragsbildung, Braugerste.