Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

G. Dersch, M. Pfeffer und O. H. Danneberg:

Die anaerobe Bebrütung zur Bestimmung des N-Nachlieferungspotentials von Böden und ihre Kalibrierung im Gefäßversuch

Zusammenfassung

In einem Gefäßversuch mit italienischem Raygras als Versuchspflanze und unter optimalen Verhältnissen für die NMineralisation (ausreichende Wasserversorgung, kein relevanter mineralischer N-Gehalt im Boden-Sand-Substrat) konnten 70 % der Streuung des N-Entzugs durch den Grasaufwuchs dem bodenbiologischen Parameter „Bebrütungswert aus getrocknetem Boden“ zugeordnet werden. Damit steht eine Laborgröße zur Verfügung, die das NNachlieferungspotential eines Bodens deutlich besser quantifiziert als die bisherigen Methoden Humus- oder Gesamt-N-Gehalt. Es ist nicht erforderlich, die vielfältigen, sehr unterschiedlichen bodenkundlichen Untereinheiten in spezifischer Weise bei der Interpretation zu berücksichtigen, der Bebrütungswert ist generell für Ackerstandorte mit konventioneller Bodenbearbeitung in gleicher Weise zu verwenden und zu bewerten. Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, dass Standorte mit sehr hohen Gehalten an organischer Substanz (größer 6 %) und Gesamt-N (über 0,6 %) mit der Bebrütungsmethode hinsichtlich des N-Nachlieferungspotentials wesentlich unterschätzt werden können. Das Verfahren der „Bebrütung“ wird im Rahmen der Routinebodenuntersuchung an getrockneten Proben durchgeführt. Die Werte sind aufgrund dieser Form der Bodenvorbereitung höher als bei der Inkubation von naturfeuchten Böden, zugleich aber sehr eng mit diesen korreliert. Die höheren Werte sind zum Teil durch die Miterfassung des mineralisierten Stickstoffs der im Verlauf der Trocknung abgestorbenen Mikrobenbiomasse erklärbar. Bei völliger Unterlassung einer N-Zufuhr wurde das mit der Bebrütungsmethode quantifizierbare N-Nachlieferungspotential innerhalb einer Vegetationsperiode vermindert. Man wird also davon ausgehen müssen, dass eine NEmpfehlung auf der Grundlage eines „Bebrütungswertes“ nicht für bis zu 6 Vegetationsperioden konstant bleibt, wie das bei den P- und K-Empfehlungen der Fall ist. Die bisherige Vorgangsweise, bei der Empfehlungsgrundlage für die N-Düngung bei einer „niedrigen“ Einstufung des N-Nachlieferungspotentials einheitliche Zuschläge von 10 % und bei „hoch“ kulturartenabhängige Abschläge im Bereich von 15 % bis 50 % vorzunehmen, wurde mit einer wesentlich erweiterten Standortvielfalt bestätigt. Schlagworte: N-Mineralisationspotential, N-Düngung, anaerobe Bebrütung, Bodentypen, Gefäßversuch.