Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

A. Bohner, R. Öhlinger und O. Tomanova:

Auswirkungen der Grünlandbewirtschaftung und Flächenstilllegung auf Vegetation, Boden, mikrobielle Biomasse und Futterqualität

Zusammenfassung

Eine gräserdominierte und locker mit Fichten aufgeforstete Grünlandbrache (4 Fichten auf 50 m2) wurde mit einer benachbarten nährstoffärmeren und daher artenreicheren zweischnittigen, mäßig mit Gülle gedüngten Dauerwiese (Goldhaferwiese) vergleichend untersucht. Die Flächenstilllegung bewirkte innerhalb von 7 Jahren eine Verminderung der Vielfalt an Gefäßpflanzenarten und des Blütenangebotes, eine Veränderung in der Artenzusammensetzung der Vegetation zugunsten rhizombildender, schnittempfindlicher und schattenverträglicher Pflanzenarten, eine Verschiebung der Dominanzverhältnisse im Pflanzenbestand mit einer starken Ausbreitung von Festuca rubra ssp. rubra, eine Zunahme des Deckungsgrades der Moosschicht, eine Umstrukturierung im Lebensformenspektrum, eine Erhöhung der unterirdischen Phytomasse, eine Erweiterung des Wurzel:Spross-Verhältnisses, eine tiefere und gleichmäßigere Durchwurzelung des Bodens, eine etwas höhere oberirdische Phytomasse zum Zeitpunkt des ersten Schnittes in der Mähwiese, eine Verschlechterung der Futterqualität und eine Anreicherung einzelner Nährstoffe in der oberirdischen Phytomasse. Im Oberboden kam es zu folgenden Veränderungen der chemischen und mikrobiologischen Bodeneigenschaften: Anreicherung von stickstoffarmem Humus, Erweiterung des C:N-Verhältnisses, leichte Zunahme der austauschbaren Acidität, Magnesium-Anreicherung durch Bioakkumulation und Verminderung der mikrobiellen Biomasse. Die Flächenstilllegung von montanem Wirtschaftsgrünland wirkte sich positiv auf einige physikalische Bodeneigenschaften aus; die Aggregatstabilität wurde geringfügig erhöht und infolge fehlender anthropogener Druckbelastung kam es zu keiner Oberbodenverdichtung und Krumenpseudovergleyung, was für intensiv genutzte Grünlandböden charakteristisch ist. Gräserdominierte Grünlandbrachen haben auf Grund ihrer allmählichen Anreicherung von stickstoffarmem Humus eine Senkenfunktion für das klimarelevante Gas CO2; außerdem erhöht sich dadurch die Stickstoff-Speicherkapazität des Oberbodens. Im frühen Stadium der sekundären Sukzession begünstigt eine geringe Stickstoff- und Kalium-Verfügbarkeit im Boden die Entstehung von Festuca rubra ssp. rubra-dominierten Grünlandbrachen auf sauren, tiefgründigen, unterzügig-frischen Böden in der montanen Höhenstufe. Diese gehen wegen der sehr langsamen Verbuschung und Verwaldung nicht sofort als landwirtschaftliche Nutzflächen verloren. Gräserdominierte Grünlandbrachen haben für den Pflanzenartenschutz und für die Landschaftsästhetik zumindest in Gebieten mit flächenmäßig hohem Grünland-Anteil keine primäre Bedeutung. Schlagworte: Grünlandbrache; Mähwiese; Pflanzengesellschaft; Pflanzenartenvielfalt; Lebensformenspektrum; ober- und unterirdische Phytomasse; Futterqualität; physikalische, chemische und mikrobiologische Bodeneigenschaften.