Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

Bernhard E. Splechtna, Monika Kriechbaum:

Vorwort

Nach der großen Erfolgsgeschichte des Begriffes Biodiversität ist nun ein neues Schlagwort auf seinem Weg rund um den Globus: Biokulturelle Diversität. Das Konzept der biokulturellen Diversität umfasst die komplexen Korrelationen und Wechselwirkungen zwischen der Natur und der Kultur und deren Zusammenhang mit dem Naturschutz und der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Gerade im letzten Jahrzehnt hat die Beziehung zwischen biologischer und kultureller Vielfalt sowohl in akademischen als auch in politischen Zirkeln ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erreicht. Innerhalb des letzten Jahres haben nicht weniger als fünf internationale Konferenzen zum Thema Biokulturelle Diversität stattgefunden. Das Sonderthema dieser Ausgabe ist der Konferenz „Erhaltung der Biokulturellen Diversität – ein globales Thema“ gewidmet, die von 6. –8. Mai 2008 an der Universität für Bodenkultur in Wien abgehalten wurde. Die Konferenz wurde vom Zentrum für Umwelt- und Naturschutz veranstaltet und vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung sowie von der Japan Foundation mitfinanziert. Ausgangspunkt für die Konferenz war die Gründung der Satoyama – BOKU Plattform für Naturschutz- und Biodiversitätsforschung. Satoyama ist ein populäres japanisches Wort, das die traditionelle Kulturlandschaft Japans beschreibt. Wortwörtlich als „Dorf“ und „Berg“ übersetzt, bezeichnet es die Einheit von Natur und Kultur, die daraus entstehende Vielfalt und deren hohen Wert für die Lebensqualität – also das Konzept der biokulturellen Diversität. Deshalb war ein spezieller Schwerpunkt der Konferenz die Satoyama-Forschung. Die Konferenz steuerte zur internationalen Diskussion jedoch nicht nur eine japanische, sondern auch eine mitteleuropäische Perspektive bei. Die Ziele dieser Konferenz waren: • die Bedeutung des Themas „Biokulturelle Diversität“ als aufstrebendes und herausforderndes Forschungsfeld hervorzuheben • Ansätze zu diskutieren und Ideen auszutauschen, wie die biokulturelle Diversität erhalten werden kann • Erfahrungen mit Aktivitäten und Projekten auszutauschen, die nicht nur darauf ausgerichtet waren, die biokulturelle Diversität einer Region zu bewahren, sondern auch darauf von traditionellen Lebensweisen zu lernen und diese auf heutige und zukünftige Erfordernissen abzustimmen. Nach der Erklärung und Analyse der Bedrohungen für die biokulturelle Diversität lag der Schwerpunkt der Konferenz auf Konzepten und Mitteln für die adaptive Erhaltung der biokulturellen Diversität. Einige ausgewählte Beiträge, welche den konzeptionellen Rahmen der Konferenz abdecken, sind in dieser Ausgabe veröffentlicht. Berichte angewandter Projekte aus den unterschiedlichsten Gegenden der Welt sind im Tagungsband enthalten, der über das Zentrum für Umwelt- und Naturschutz bestellt werden kann. Wien, März 2009 Bernhard E. Splechtna, Monika Kriechbaum Zentrum für Umwelt- und Naturschutz, Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung, Universität für Bodenkultur Wien. E-mail: bernhard.splechtna@boku.ac.a