Die Bodenkultur - Journal for Land Management, Food and Environment

A. Voelkner und R. Horn:

Einfluss von Biogasgärresten auf Dispergierungsprozesse in Böden – welche Bedeutung hat die Körnung und Wertigkeit von Kationen

Zusammenfassung

Die im Zuge der Biogaserzeugung entstehenden Gärreste werden als nährstoffreiche organische Düngemittel auf
landwirtschaftlichen Flächen eingesetzt. Durch ihre Applikation werden neben polyvalenten Ionen große Mengen an
monovalenten Kationen, wie Natrium oder Kalium, der Bodenmatrix zugeführt, wodurch Dispergierungsprozesse
induziert und die intakte Bodenstruktur geschwächt wird. Um die Dispergierungsneigung des Bodens unter Gärresteinfluss zu quantifizieren, wird der Anteil an dispergiertem Ton (readily dispersible clay = RDC) ermittelt, von dem sich auf Partikelebene die Bodenstabilität ableiten lässt. Folgen der Dispergierung sind Verschlämmung und Krustenbildung auf der Bodenoberfläche und dadurch verstärkte Erosionsprozesse. Daher war das Ziel dieser Studie, den Einfluss einer praxisüblichen Gärrestmenge (äquivalent zu 30 m³ ha-1) aus Mais als Monofermentation oder in
Kofermentation mit Zuckerrüben auf die Dispergierung und die Kationenaustauschkapazität (KAK) einer lehmigen
Parabraunerde und eines sandigen Podsols skalenübergreifend anhand von homogenisiertem Boden sowie strukturierten Kleinlysimetern zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass nach Gärrestapplikation sowohl dispergierende als auch aggregierende Prozesse im Boden einsetzen, die in Abhängigkeit von der bodeneigenen Struktur unterschiedlich ausgeprägt sind; im strukturierten Boden konnte ein 5-fach höherer Anteil an RDC nachgewiesen werden. Nach der Zufuhr von Gärrest aus Mais in Monofermentation kommt es aufgrund seines hohen Natriumgehaltes zu einer vestärkten Dispergierung des Bodens. Neben der Menge an monovalenten Kationen ist die Zugänglichkeit von Sorptionsflächen der Bodenpartikel für die Aufnahme von Kationen entscheidend für Dispergierungsprozesse. Schlagworte: Anaerobe Gärreste, Dispergierung, readily dispersible clay (RDC), Kationenaustauschkapazität,
Bodenstabilität.