Nachgefragt bei Studienautorin Lore Abart
Wie haben Sie den künftigen Kühlbedarf berechnet, Frau Abart?
Um herauszufinden, wie viel Energie Österreich in Zukunft für die Kühlung von Gebäuden benötigen wird, haben wir ein Modell entwickelt, das für alle österreichischen Gemeinden, für drei Zeithorizonte (2030, 2040, 2050) und für verschiedene Gebäudetypen Ergebnisse liefert. Analysiert wurde dabei der Energiebedarf für die Kühlung von Wohnungen und Büros. Andere Gebäude wie beispielsweise Hotels, Produktionsstätten oder Handelseinrichtungen wurden nicht berücksichtigt.
Welche Werte sind überhaupt modelliert worden?
Wir haben den Kältebedarf und die Kälteleistung modelliert. Unter Kältebedarf verstehen wir die Energiemenge, die nötig ist, um Innenräume im Sommer angenehm zu kühlen – inklusive Entfeuchtung der Luft in Büros. Die Kälteleistung beschreibt, wie viel Kühlenergie pro Zeiteinheit auf einmal benötigt wird, zum Beispiel an einem sehr heißen Nachmittag.
Die Grundlage – die „Kältematrix“
Die Kältematrix zeigt, wie viel Energie pro Quadratmeter Bruttogrundfläche von Wohnungen und Büros für Kühlung benötigt wird. Sie enthält Angaben zum Kältebedarf und zur Kälteleistung für 30 verschiedene Gebäudetypen – von Altbauwohnungen bis zu modernen Bürogebäuden. Ein besonders wichtiger Faktor ist dabei die Zahl der sogenannten Kühlgradtage an einem Ort. Das ist eine Klimakenngröße, die angibt, wie oft und wie stark eine bestimmte Außentemperatur überschritten wird, sodass Gebäude gekühlt werden müssen.
Klimadaten für jede Gemeinde
Wir haben Daten aus Klimamodellen und Beobachtungsdaten verwendet, die für ganz Österreich in einem Kilometerraster vorliegen. Deren Analyse zeigt, wie sich die Kühlgradtage bis 2050 entwickeln könnten, wenn sich das Klima weiter so stark erwärmt, wie im Szenario RCP (representative concentration path) 8.5 angenommen. Dabei haben wir sowohl eine moderate als auch eine dynamische (stärkere) Entwicklung betrachtet.
Wie viele Flächen müssen gekühlt werden?
Vornehmlich anhand von Daten der Statistik Austria und Bevölkerungsprognosen haben wir ermittelt, wie viele Quadratmeter Wohn- und Bürofläche es heute gibt und wie viele es in Zukunft geben wird. Auch in diesem Fall haben wir einen moderaten und einen dynamischen Entwicklungspfad formuliert, wobei letzterer auch berücksichtigt, dass pro Person in Zukunft im Durchschnitt mehr Fläche beansprucht wird als heute.
Szenarien für 2030, 2040 und 2050
Wir haben für jedes dieser Jahre vier Szenarien erstellt, die sich darin unterscheiden, ob sich Kühlgradtage und Gebäudeflächen moderat oder dynamisch entwickeln. So können wir abschätzen, wie stark der Kühlbedarf unter verschiedenen Rahmenbedingungen steigt.
Zusätzliche Einflussfaktoren
Wir haben auch untersucht, wie sich Gebäudesanierungen, unterschiedliche Komfortansprüche und der sogenannte „Kühlsättigungsgrad“ auswirken – also wie stark der Kühlbedarf sinkt, wenn nicht alle Wohnungen mit Kältebedarf tatsächlich gekühlt werden.
Ergebnisse auf Karten dargestellt
Unser Modell liefert Werte für jede Gemeinde in Österreich und kann auch monatliche Spitzen berechnen. Für die Veröffentlichung haben wir diese Daten in leicht verständlichen Karten veranschaulicht, auf denen gut zu erkennen ist, wo der Kühlbedarf in Zukunft besonders hoch sein wird.
Zur Person
Lore Abart-Heriszt ist Senior Scientist am Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung. Sie ist vornehmlich in der Energieraumplanung tätig und entwickelt unter anderem Modelle zur Energie- und Treibhausgasmodellierung.