In dankbarer Erinnerung an Univ.Prof.i.R. Dr. Erwin Führer (1936-2025)
Mit Betroffenheit und Trauer müssen wir bekanntgeben, dass unser früherer Professor (von 1981 bis 2000) und langjähriger Vorstand des Instituts für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz, Univ.Prof.i.R. Dr. Erwin Führer, am 1. Dezember 2025, kurz nach seinem 89. Geburtstag, verstorben ist.
Erwin Führer, am 12. November 1936 in Klosterneuburg geboren, studierte Zoologie und Botanik an der Universität Wien. Seine Doktorarbeit führte er über ein bodenzoologisches Thema am 2. Zoologischen Institut durch. Nach der Promotion 1961 begann er seine wissenschaftliche Karriere als Universitätsassistent am Institut für Forstzoologie der Universität Göttingen. Dort habilitierte er sich 1970 über ökologische und physiologische Wechselbeziehungen zwischen endoparasitischen Wespen und Forstinsekten als ihre Wirtstiere. Darüber hinaus begann er zwei weitere Forschungsschwerpunkte am Institut in Göttingen einzurichten: einen über das Auftreten morphologischer und genetischer Unterschiede zwischen verschiedenen Borkenkäfer-Populationen und einen mit der Etablierung einer Arbeitsgruppe Insektenpathologie.
Im Jahr 1981 folgte er dem Ruf als ordentlicher Professor an die Universität für Bodenkultur Wien und übernahm dort als Nachfolger von Prof. Anton Kurir die Leitung des Instituts für Forstentomologie und Forstschutz. Dieses baute er in den Folgejahren durch die Etablierung der Arbeitsgruppen Ökophysiologie und Parasitologie, Insektenpathologie, Insektengenetik, Populationsdynamik und biologischer Waldschutz zu einer modernen Forschungsstätte der Waldschadensforschung aus. Eine zusätzliche Erweiterung erfolgte 1987 durch die Eingliederung des Faches Forstliche Phytopathologie, so dass fortan die drei nahestehenden Fachbereiche Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz in einem Institut vereint waren. Erwin Führer erkannte schon sehr früh die Bedeutung von Drittmittelprojekten und des Publizierens von wissenschaftlichen Ergebnissen und spornte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Projekteinreichungen und zum Publizieren an. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Institut zu einer national und international anerkannten Forschungsinstitution.
Der Name Erwin Führer ist eng mit der interdisziplinären Forschung an Waldkrankheiten und Waldökosystemen verbunden. Besonders mit der Gründung und Koordination der Forschungsinitiative gegen das Waldsterben (1983-1996) an der Universität für Bodenkultur Wien und der Leitung des EU-Netzwerkes der europäischen Waldökosystemforschung (1996-1999) führte er Forschungseinrichtungen aus verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen und Universitäten zusammen, um gemeinsam die Ursachen und die Möglichkeiten der Sanierung von Walderkrankungen zu untersuchen. Dieses mit all seiner Energie ins Leben gerufene und über Jahrzehnte am Leben gehaltene Forschungskonsortium war einzigartig und wurde seitens des österreichischen Staates mit der 1988 erfolgten Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie 1995 mit der Wahl zum Korrespondierenden Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewürdigt.
Eine Würdigung des wissenschaftlichen Lebenswerks von Erwin Führer wurde anlässlich seines 85. Geburtstags veröffentlicht.
In seiner Lehrtätigkeit und bei den zahlreichen von ihm betreuten Diplomarbeiten und Dissertationen war es Prof. Führer ein großes Anliegen, ökosystemare Ansätze hinsichtlich des Auftretens von Waldschäden sowie Konzepte des präventiven Waldschutzes zu vermitteln, zu vertiefen und in die Praxis zu tragen. Er hat damit wesentlich zu einer zeitgemäßen Ausbildung von Studierenden der Forstwirtschaft beigetragen. Seine Ansätze sind heute, angesichts der Gefährdung von Wäldern durch den globalen Wandel, noch immer hoch aktuell.
Nach seiner Pensionierung hielt Erwin Führer weiterhin engen Kontakt mit seinen ehemaligen Mitarbeitenden am Institut. Für viele von uns – insbesondere für jene, die ihn als Mitarbeiter*innen, Kolleg*innen, Studierende oder Absolvent*innen erleben durften – war Prof. Führer weit mehr als ein herausragender Wissenschaftler. Er war ein Wegbegleiter, Unterstützer, Mentor und Freund. Viele kamen während seiner Professur als Wissenschaftler*innen oder Technische Mitarbeitende an das Institut, haben hier ihre wissenschaftliche/berufliche Karriere absolviert und (großteils über seine Pensionierung hinaus) zum Erfolg unseres Instituts beigetragen. Das Wirken Erwin Führers ist auch 25 Jahre nach seiner Pensionierung deutlich spürbar und prägt unsere Arbeit bis heute.
Erwin Führer war seine Familie sehr wichtig; diese gab ihm immer einen großen Rückhalt. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Anneliese, seinen beiden Töchtern und deren Familien.
Wir sind dankbar, Erwin gekannt zu haben und trauern um ihn. Wir werden ihn sehr vermissen und ihn gleichzeitig in dankbarer Erinnerung behalten.
Univ.Prof.i.R. Dr. Axel Schopf und Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Thomas Kirisits
Im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des OEKB-Instituts für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz