Vorgeschichte und Gründung
1867 fiel die höchste landwirtschaftliche Ausbildungsstätte der Monarchie, die „k.k. höhere landwirthschaftliche Lehranstalt“ in Ungarisch-Altenburg (Mosonmagyarovar) nach dem „Ausgleich“ an die ungarische Reichshälfte. Die Unterrichtssprache wurde auf Ungarisch geändert.
Der Ausgleich bedingte auch in der Verwaltung des Staates eine Neugestaltung der obersten Zentralstellen. Als Nachfolger des „Ministeriums für Landescultur“ wurde das k.k. Ackerbauministerium errichtet. Zu den zahlreichen Agenden gehörte auch der land- und forstwirtschaftliche Unterricht.
Ein langwieriger Gründungsprozess (1867-1872) der Hochschule für Bodenkultur begann.
Während die k.k. Forstakademie Mariabrunn bereits seit 1867 (als Forst-Lehranstalt seit 1813) existierte, musste eine höhere Ausbildungsstätte für Landwirtschaft erst gegründet werden.
Es gab auch die Idee eine „Österreichischen Hochschule für Urproduktion“ zu gründen. Die Teilnehmer des I. Agrarkongresses, der im November 1868 in Wien stattfand, beschäftigten sich intensiv mit der Schaffung einer Akademie oder Hochschule. Zentrale Fragen waren der Standort und der Lehrplan. Auf einen Lehrplan einigte man sich rasch. In der Standortfrage prallten „Praktiker“ (diese forderten insbesondere eine Versuchwirtschaft) und „Theoretiker“ (vorrangig war ihnen die höchste Ausbildung) aufeinander. In der Standortwahl entschieden sich die Teilnehmer des Kongresses schließlich mehrheitlich für die Hauptstadt Wien, und zwar vor allem im Hinblick auf die Nutzung sonstiger wissenschaftlicher Einrichtungen und Institutionen.
Die „k. k. Hochschule für Bodencultur“ wurde mit dem Gesetz vom 3. April 1872 (RGBl. Nr. 46) gegründet. Der Zweck der Hochschule wird in §1 des „Statuts der Hochschule“, das am 6. Juni 1872 genehmigt wurde, wie folgt festgelegt: „[…] die höchste wissenschaftliche Ausbildung in der Land- und Forstwirtschaft zu erteilen.“
Die feierliche Eröffnung erfolgte am 15. Oktober 1872 durch den damaligen Ackerbauminister Johann Ritter von Chlumecky. Gründungsrektor war Dr. med. Martin Wilckens, Professor für Tierphysiologie und Tierzucht.