Der forstliche Versuchsgarten "Knödelhütte"
Status und Bedeutung Mit dem forstlichen Versuchsgarten "Knödelhütte" besitzt das Waldbau-Institut der Universität für Bodenkultur eine der ältesten Anlagen dieser Art in Europa. Der Garten wurde 1884 als Versuchs- und Demonstrationsgarten begründet und ist heute eine unverzichtbare Einrichtung für Forschung und Lehre im Bereich Biodiversität holziger Pflanzen. Neben einem Arboretum mit forstlich bedeutenden Baumarten aus aller Welt finden sich Langzeitversuche sowie eine Versuchsbaumschule. Die Gesamtanlage ist historisch einzigartig in Österreich: es gibt u. a. Versuche von CIESLAR, der weltweit als Begründer der modernen Forstgenetik gilt. Die nutzbare Fläche wurde 2004 erweitert und beträgt derzeit 16,9 ha. Im November 2013 konnte das Institut für Waldbau ein Seminargebäude (Gustav Hempel Haus) am Areal eröffnen.
Langzeitversuche: 8,5 ha
Historische Altanlagen
- HEMPEL (ab 1884: Gastbaumarten aus Amerika)
- CIESLAR (ab 1905: Eiche, Kiefer, Lärche)
- SCHREIBER (ab 1929 Gastbaumarten, Lärche)
- MAYER (1967 Weißtanne)
seit 2001:
Naturverjüngung bzw. Neuanlage von amerikanischen "Waldbildern"
z. B. Quercus palustris und Liriodendron tulipifera.
Neuanlage von Testfeldern zur Anbaueignung von Tannenarten für die Christbaumproduktion.
Demonstrationsflächen zur Waldpflege und -nutzung (2008):
Mittelwald, Hochwald und eine unbehandelte Vergleichsfläche.
Samenplantagen (angelegt 1996, Umbau 2014):
"Sorbus domestica Austria" und "Sorbus torminalis VIENNA"
Arboretum (Sammlung von Bäumen und Sträuchern): 2 ha
Seit 1995 Reorganisation des Altbestandes.
Derzeit Neuanlage von Einzelbaumsammlungen der Gattungen
Abies (Tanne), Pinus (Kiefer), Sorbus (Eberesche) sowie Cornus (Hartriegel).
Der Umfang der Sammlung umfaßt derzeit :
- 250 Arten
- 100 Provenienzen
- 10 Unterarten
- 20 Varietäten
Die Provenienzversuche enthalten meist zwei, selten bis zu vier Wiederholungen der jeweiligen Provenienzen.
Versuchsbaumschule: 1,0 ha
Versuche zur Aufzucht von Baum- und Straucharten mittels unterschiedlicher Verfahren:
Freilandbeete (nacktwurzelige Pflanzen), Freiland-Containerquartiere (Topfpflanzen), Folientunnel.
Forschungsschwerpunkte
Ökologisch wichtige und in ihrem Bestand gefährdete Baum- und Straucharten. Für die nachhaltige Pflege des österreichischen Waldes von entscheidender Bedeutung (Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Biodiversität). Entwicklung von Anzuchtprogrammen und waldbaulichen Behandlungsprogrammen (Arterhaltung).
Forschungskooperationen
mit Baumschulunternehmen und Forstbetrieben (Fa. Herzog, LIECO, MA49 Wien, Landesforste Admont, LFD Salzburg). Mitarbeit in internationalen Projekten und Forschungsgruppen (z.B. IUFRO WP1.01.09 "Weißtanne"). Internationale Zusammenarbeit mit Universität Göttingen, TU München, ASP Teisendorf, WSL Zürich, KEW Gardens, Universität Lleida (ES), OSU Corvallis (USA), Universität Istanbul (TR), Universität Kahramanmaras (TR).
Ähnliche Einrichtungen
- Forstbotanischer Garten Tharandt
(Techn. Universität Dresden, Deutschland) 33,4 ha, 1811 gegründet - Forstbotanischer Garten Grafrath
(Universität München, ab 1995 Bayer. Staatsforstverw.) 34 ha, 1881 gegründet - Arnold Arboretum
(Harvard Universität, Boston, USA) 82 ha, 1872 gegründet