Tier & Recht Tag

Unter dem Titel „Landwirtschaft 2040 – Ist die Tierwohlwende noch zu schaffen?“ lud die Tierschutzombudsstelle Wien erstmals am 30.11.2022 an die Universität für Bodenkultur zur siebten Auflage des Tier&Recht-Tages. Nach der Begrüßung durch Daniel Ennöckl und Eva Persy von der Tierschutzombudsstelle Wien, führte Undine Kurth die Anwesenden durch das vielseitige Programm.

Während eingangs Niklas Hintermayr (Tierschutzombudsstelle Wien) und Cornelia Rouha-Mülleder (Tierschutzombudsfrau Oberösterreich) die Änderungen durch das Tierschutzpaket 2022 als mehrheitlich positiv bewerteten, waren aus Sicht des Tierwohls dennoch insbesondere die langen Übergangsfristen und die unzureichenden Vorgaben im Zusammenhang mit der Tierhaltung zu rügen. Die Redner*innen vermissten vor allem ein umgehendes Verbot von Neubauten von nicht-tiergerechten Haltungssystemen oder zumindest ein Verbot der Käfighaltung.

Den Hauptprogrammpunkt stellte die Podiumsdiskussion zwischen Konrad Blaas, dem Leiter der Abteilung Tierische Produkte im BML, Tanja Dietrich-Hübner, als Vertreterin von REWE im Bereich Nachhaltigkeit, Florian Klenk, Chefredakteur des FALTER, sowie Sebastian Theissing-Matei als Landwirtschaftsexperte von Greenpeace Österreich, dar. Die Vertreter der Landwirtschaft wiesen die Verantwortung von sich und begründeten die konventionelle Fleischproduktion mit der „Unwissenheit“ der Verbraucher*innen. Landwirtschaftsbetriebe bräuchten als Anreiz Planungssicherheit und Perspektiven für den Absatz tiergerecht produzierter Ware. Dem Argument der mündigen Konsumenten und Konsumentinnen wurde die jahrelang vorherrschende Vermarktungslinie u.a. der Agrarmarkt Austria, entgegengehalten, die Fleisch als Wegwerfprodukt kommuniziere. Ebenso wurde in dem Zusammenhang ein generelles Informationsdefizit zum Standard der Tierhaltung hinter dem AMA-Gütesiegel bemängelt.

Der zweite Block der Veranstaltung widmete sich Handlungsmöglichkeiten der Zivilgesellschaft, etwa von NGOs im Verwaltungsrecht sowie zivilrechtlichen Verbandsklagen. Gregor Schamschulla vom Ökobüro zeichnete bestehende Praxisprobleme durch den neuesten Trend von Entnahmebescheiden zur „Entnahmeverordnung“ im Naturschutzrecht der Länder, nach. Erika Wagner, Vortragende der Johannes Kepler Universität Linz, rundete den Tag rechtlich auf Unionsebene ab und Christine Leeb von der Universität für Bodenkultur schloss die Veranstaltung mit ihrem Vortrag zu tiergerechteren Haltungssystemen.