Präsentation des Buches "Wie Unternehmen Lebensmittel vermarkten - Marketing-Fallstudien"
Am 23.10. fand an der BOKU die Präsentation des Buches "Wie Unternehmen Lebensmittel vermarkten - Marketing-Fallstudien" statt, das am Institut für Marketing und Innovation herausgegebene Buchund am 9.10 beim Facultas Verlag veröffentlicht wurde. Die Buchpräsentation wurde mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "„Die Zukunft der Vermarktung von Lebensmitteln – Trends und Herausforderungen“ mit Gästen aus der Branche umrahmt.
In den Eröffnungsworten sprach die Rektorin Eva Schulev-Steindl die Relevanz von Projekten wie das Fallstudienbuch an, um die praxisnahe Lehre an der BOKU hervorzuheben, die aktuelle Themen der Branche aufgreift und mit Studierenden weiter erarbeitet.
Bei der Buchpräsentation durften wir Stefan Schauer (Geschäftsführer von Staud‘s Wien), Jasmin Obrecht (Corporate & Sustainability Communication Manager von Nestlè Nespresso), Heidi Zehetner (Geschäftsführende Gesellschafterin von CONEVO Integrative Organisationsberatung GmbH) und Florian Schwap (Prokurist und Bereichsleiter der Abteilung Marketing und Innovation von SalzburgMilch) begrüßen, die Praxis-Einblicke in aktuelle Strategien und zukünftige Herausforderungen aus der Praxis teilten. Das Podium wurde von Rainer Haas moderiert.
Nachhaltigkeit wurde als eine zentrale Chance und Herausforderung diskutiert, die mithilfe von Marketingmaßnahmen verständlich an Interessensgruppen kommuniziert werden muss: Staud’s Wien setzt etwa auf eine handwerkliche Produktion mit heimischen Zutaten, darunter Bio-Rübenzucker aus Österreich. Die hohen Qualitätsansprüche spiegeln sich jedoch auch in Preisunterschieden wider, die am Markt oft schwer zu rechtfertigen sind.
Nespresso Österreich betont durch Nachhaltigkeitsstrategien wie die Revitalisierung von Anbaugebieten im Kongo langfristig das Vertrauen in die Marke aufbauen zu wollen. Der Kaffee wird außerdem nicht über die Börse, sondern direkt von den Lieferanten bezogen. Dadurch wird eine direkte Kommunikation mit den Landwirt:innen unterstützt, die die Rückverfolgbarkeit der Produkte erleichtert. Hierbei wird zudem Open Supply Chain Integration (Open SI), das auf Blockchain-Technologie basiert, genutzt, um beispielsweise zu überprüfen, ob die Landwirt:innen angemessen entlohnt wurden.
SalzburgMilch als Molkerei mit vielseitigen Bestrebungen im Nachhaltigkeitsbereich (beispielsweise im Bereich Tiergesundheit und Energieeffizienz) hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Einhaltung von Regulierungen und faktenbasierte Argumentationen einem zunehmend hohen bürokratischem Aufwand gegenübersteht. Um eine faktenbasierte Argumentation zu ermöglichen, spiele die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, eine große Rolle. In Kooperation mit der BOKU wurde auch in einem vergangenen Projekt die Ökobilanzierung ihrer Haupt-Milchsorten untersucht. Um zukünftige Disruptionen, beispielsweise durch verändertes Konsumverhalten oder neue Technologien, besser zu verstehen, liefern auch vergangene Veränderungen wie die Einführung gentechnikfreier Milch in Österreich, die unter anderem von der Akzeptanz der Konsument:innen getragen wurde, wertvolle Einblicke.
Beim Thema Digitalisierung berichteten die Podiumsgäste von der Dynamik zwischen breiter und tiefgehender Kommunikation, die durch die Vielzahl an Kanälen gesteuert wird. Plattformen wie LinkedIn und KI-gestütztes Storytelling werden gezielt eingesetzt, um die Kommunikation zu optimieren und die Zielgruppe auf effiziente und emotionale Weise anzusprechen. Gleichzeitig behält Print trotz der Dominanz digitaler Medien seine Relevanz als Kanal für eine tiefgründige und transparente Kommunikation.
Ein zentrales Diskussionsthema in der Branche ist die „Consumer Citizen Gap“ oder „Attitude-Behavior Gap“ – die die Diskrepanz zwischen den Werten der Konsumenten, wie dem Wunsch nach regionalen und nachhaltigen Produkten, und ihrem tatsächlichen Kaufverhalten misst. Unternehmen in der Lebensmittelbranche beschäftigen sich intensiv damit, Strategien zu entwickeln, um diese Lücke zu schließen und langfristige Verhaltensänderungen zu fördern.
Conevo (IntegrativeOrganisationsberatungGmbH) sieht den „Brand Purpose“ als eine der Schlüsselkompetenzen für Unternehmen, da er die Existenzgrundlage einer Marke, über den finanziellen Nutzen hinaus bildet.
Die Marktdynamik zeigt, dass die Anzahl der Herstellermarken sinkt, während Handelsmarken an Bedeutung gewinnen. Größere und kleinere Marken streben dabei unterschiedliche Markenpositionierungen an.
Zum Abschluss wurden die wesentlichen Kompetenzen hervorgehoben, die für Masterstudierende in der Lebensmittelbranche von entscheidender Bedeutung sind. Dazu gehören menschliches Gespür, Authentizität, ganzheitliches Denken, Empathie und Analysefähigkeit. Zudem wurde den Studierenden nahegelegt, im späteren Berufsleben Mut zu zeigen und an sich selbst sowie ihre Fähigkeiten zu glauben.
Peter Schwarzbauer - Verleihung der Ehrenmedaille
Moderner Konsumismus
Univ.Prof. Petra Riefler spricht zum Thema Nachhaltigkeit bei Konsumentscheidungen.
„Wie ethisch ist unser nachhaltiges Konsumverhalten tatsächlich? Wie glaubhaft sind die Etiketten und Zertifizierungen, die diesen Preis rechtfertigen? Außerdem stellt sich die Frage nach den individuellen Beweggründen, die uns zum ethischen Konsum veranlassen.“ Diese und weitere Fragen werden im Ö1 Radiokolleg zum Thema „Der moderne Konsumismus (3) Wertewandel im Handel“ besprochen.
Lauschen Sie dem Ö1-Beitrag mit Professorin Riefler.
Die Entwicklung des Konsumentenverhaltens nach den Corona-Lockdowns: Eine länderübergreifende Erhebung.
Univ.Prof. Petra Riefler und Kollegen befassten sich in einem am 31. August 2023 veröffentlichten Artikel im Journal of International Marketing mit der Fragestellung, wie sich das Konsumentenverhalten nach den Lockdowns infolge der Corona-Pandemie entwickeln wird. Die Autoren gehen von zwei Stoßrichtungen aus: Entweder führen die Konsumenten nach den Lockdowns einen konsumorientierten Lebensstil weiter, oder holen den entgangenen Konsum durch Genusssucht wieder auf. Infolge wurden Konsumentenbefragungen in drei kulturell grundlegend verschiedenen europäischen Ländern (Großbritannien, Deutschland, Rumänien) durchgeführt. Sie zeigten, dass die Erfüllung und nicht-Erfüllung von psychologischen Bedürfnissen einen, zumindest kurzfristigen, Einfluss auf das Konsumentenverhalten hat. Die Richtung, in die sich das Konsumentenverhalten entwickelt, wird zum einen durch Hedonismus und Universalismuswerte auf individueller Ebene, zum anderen durch Unterschiede im Postmaterialismus und dem "Genuss" auf länderspezifischer Ebene beeinflusst.
Riefler, P., Büttner, O. B., & Davvetas, V. (2023). EXPRESS: Indulge or Reduce? A cross-country investigation of consumption patterns following pandemic lockdowns. Journal of International Marketing, No. ahead-of-print.
https://doi.org/10.1177/1069031X231201077
Link zum Artikel: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/1069031X231201077
Mitwirken von Univ.Prof. Petra Riefler an der Neuerscheinung "Partizipation: Das Zusammenwirken der Vielen für Demokratie, Wirtschaft und Umwelt
Univ.Prof. Petra Riefler und KollegInnen wirkten an einem Kapitel zum Thema Konsum im neu erscheinenden Buch Partizipation: Das Zusammenwirken der Vielen für Demokratie, Wirtschaft und Umwelt mit, das ab 12. September 2023 erhältlich sein wird.
Die Lebensweise auf unserem Planeten muss sich ändern, um seine ökologischen Grenzen zu wahren. Die erforderlichen Strategien für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Zukunft werden breit diskutiert und vielversprechende Konzepte liegen auf dem Tisch. Zu deren Umsetzung ist allerdings das Zutun der Vielen erforderlich. Wie gelingt es, die Beteiligung der Menschen für Demokratie, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Zielsetzungen in einem wirkungsvollen Maßstab zu erreichen? Im zwölften Band der Reihe University Society Industry diskutieren 31 Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen und Praxisfelder wirkungsvolle Methoden der Beteiligung. Gemeinsam erörtern sie die Frage: Wie bündeln wir unsere Kräfte, um den zukünftigen Herausforderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt gemeinsam zu begegnen? Sie geben Impulse für eine inklusive Gestaltung der Demokratie, diskutieren partizipative Wirtschaftsmodelle und gehen der Frage nach, welche Tranformationspfade beschritten werden müssen, um nachhaltige Verhaltensweisen und klimaschützende Entscheidungen zu unterstützen.