Zusammenfassung

Abb. 1: Lithofaziesprofil einer Forschungsbohrung beim Alberner Hafen mit Alterabschätzungen durch Kosmogene Isotope (cosmo) und Optisch Stimulierter Lumineszenz (OSL). Die obersten beiden OSL-Proben bei ca. 5 m Teufe ergeben ein subrezentes Alter. Alle Proben unterhalb 13 m ergeben übereinstimmend Sedimentationsalter größer als ca. 250 000 Jahre (= 250 ka), bei ca. 23 m zwischen 2,5 und 2,9 Millionen Jahre (= 2,5 – 2,9 Ma).

Aus diesen Altern ergibt sich quartärgeologisch gesehen notwendigerweise eine beachtliche Relativbewegung an Störungszonen zwischen dem Wiener Berg und dem erbohrten Bereich im Schwechat-Tief.

Abb. 2: Diese Abbildung basiert auf einem Schnitt aus Faupl (2002) sowie einer Publikation von Partridge (1997) und wurde gemeinsam mit Sabine Gruppe und Thomas Payer (beide WGM) weiter entwickelt. Entsprechend dieses Terrassenschnitts ist festzustellen, dass fluviale Terrassenschotter der Donau im Wiener Stadtgebiet mit einem Sedimentationsalter um 2 600 000 Jahre auf ca. 240 m über Adria abgelagert wurden. Sedimente in der Forschungsbohrung unterhalb von 144 m über Adria sind aufgrund der nun vorliegenden Datierungen möglicherweise gleichzeitig von der Donau abgelagert worden. Da Flusssedimente grundsätzlich in etwa in gleicher Höhenlage über den gesamten Tal- bzw. Beckenquerschnitt abgelagert werden, ist von einer postsedimentären Verstellung der fluvialen Donausedimente um einen vertikalen Relativbetrag von ca. 100 m auszugehen.

Vorläufiges Resultat:

Auf der Basis der sehr unterschiedlichen Höheninformationen für vermutlich gleich alte Sedimente, wird eine entsprechende Vertikalbewegung zwischen den gleich alten Sedimenten am Wiener Berg und im Schwechat-Tief postuliert.

Die Untersuchungen haben damit ergeben, dass größere tektonische Vertikalbewegungen im Wiener Stadtgebiet während des Quartärs (2 600 000 Jahre bis heute) stattgefunden haben dürften.

Weitere Untersuchungen dieser Vertikalbewegungen sind anzuraten. Dabei ist insbesondere eine möglichst genaue Kenntnis der Zeiträume der Ablagerungen im Wiener Stadtgebiet notwendig, um die tektonischen Aktivitäten einschätzen zu können.

 

Verwendete Literatur:

Faupl, Peter (2003): Historische Geologie. – 271 S., Facultas UTB.

Partridge, T.C. (1997): Reassessment of the Position of the Plio-Pleistocene boundary: Is there a case for lowering it to the Gauss-Matuyama palaeomagnetic reversal? – In: Quaternary International 40, S.5-10.

 

Links

http://www.wgm.wien.at/Simmering.123.0.html http://www.wgm.wien.at/Animation.128.0.html