Vortrag am 21. Jänner 2015 um 17 Uhr im SR 04
(Schwackhöfer-Haus, Peter Jordan-Str. 82, A-1190 Wien)
Tektonische Störungszonen der Kontinente – von der Entstehung des Lebens, Erdbeben, Vulkanismus und Gasaustritten aus dem Erdmantel
Prof. Dr. Ulrich Schreiber, Univ. Duisburg-Essen
Von einem bestimmten Zeitpunkt an war die Entwicklung der frühen Erde so weit vorangeschritten, dass erste kontinentale Krustenkerne neben einer eher basaltisch dominierten Kruste auftraten. Innerhalb der jungen Kontinente müssen bereits große Bruchsysteme ausgebildet worden sein, die als Wegsamkeiten für Magmen und Gase dienten. Während die Gase einen Beitrag zur Zusammensetzung der Erdatmosphäre leisteten, trugen die Magmen zum Aufbau kontinentaler Vulkanfelder bei.
Das Leben entstand in der Erdkruste!
In derartigen Störungssystemen kristallisieren hydrothermale Quarze und bilden Gänge mit unterschiedlichen Stärken, je nach Dauer und Aktivität. Analysen von Flüssigkeitseinschlüssen archaischer Quarze Australiens ergaben erstaunliche Resultate. In ihnen wurde eine komplexe organische Chemie aus der Frühphase der Erdentwicklung erkannt, die deutliche Hinweise auf Prozesse zur Entstehung des Lebens gibt. Mit diesen Hinweisen ließen sich bereits Laborversuche durchführen, die unter Bedingungen der oberen Erdkruste zu Vesikeln als Vorläufer von Zellstrukturen sowie komplexen organischen Molekülen (Peptide) führten. Dies gelang unter Verwendung von überkritischem CO2, das bereits in Krustentiefen von ca. 800 Metern in Mofettengebieten vorliegt. Somit kommen Störungen als Verbindungswege zwischen Erdmantel und Atmosphäre eine völlig neue Bedeutung zu: Als perfekte Laboratorien der jungen Erde für die Entwicklung der ersten Zellen.