Grauzonen gibt es nicht
Universitäten sind Teil gesellschaftlicher Entwicklungen und stehen mit anderen gesellschaftlichen Bereichen in Wechselbeziehungen. Geschlechterbasierte Gewalt und sexualisierte Diskriminierung wird in den gesellschaftlichen Strukturen als Ausdruck von Macht und struktureller Dominanz sichtbar (vgl. Call for Action 2022).
Während jede Belästigung individuell unterschiedlich wahrgenommen wird, haben die Handlungen von gewaltausübenden Personen System und folgen einem bestimmten Muster (vgl. Hassan/Sanchez-Lambert 2020, S.21ff). Demnach ist es auch wichtig zu erkennen, dass das eigene Unbehagen in einer Belästigungs-Situation kein Einzelfall, sondern eine strukturelle Angelegenheit ist (ebd.).
Bei einem universitätsübergreifenden Onlinevortrag mit Sara Hassan stand dieses Thema im Mittelpunkt und konnte zu Fragen ausgetauscht werden. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie über folgenden Link: https://short.boku.ac.at/grauzonen
Das Red Flag System
In der Publikation „Grauzonen gibt es nicht. Muster sexueller Belästigung mit dem Red Flag System erkennen“ (2020) setzen sich Sara Hassan und Juliette Sanchez-Lambert mit der Frage auseinander, ab wann wir von einem Flirt oder einem Übergriff sprechen, mit welchen Alarmsystemen sexuelle Belästigung/sexualisierte Diskriminierung und Gewalt frühzeitig erkannt und wie Machtmissbrauch begegnet/entgegnet werden kann, s. https://shop.oegbverlag.at/amfile/file/download/file/718/product/124298 (Lizenz CC BY-SA 4.0).
Mit dem Red Flag System ist es möglich, ein eigenes Warnsystem aufzubauen, sexuelle Belästigung/ sexualisierte Dikriminierung und Gewalt zu erkennen und sich dadurch selbst schützen zu lernen (vgl. Hassan/Sanchez-Lambert 2020).
Das Red Flag System stärkt gewaltbetroffene Personen darin,
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sich ein Wissen über verschiedene Strategien von gewaltausübenden Personen anzueignen.
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verschiedene Strategien von gewaltausübenden Personen bewusst und situationsbezogen wahrzunehmen.
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die eigenen Grenzen bewusst kennenzulernen und wahrzunehmen.
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eine klare Grenze zu ziehen in grenzüberschreitenden Situationen.
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Möglichkeiten zum Reagieren und Aktiv-werden zu kennen und anzuwenden.
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ein Verständnis für den Kontext zu entwickeln und damit umweltbedingte Faktoren zu kennen und sich darin sicher zu bewegen und zu orientieren. Beispielsweise können Abhängigkeits- und Machtverhältnisse erkannt und die Wirksamkeit hierarchischer Ebenen in einer Organisation für die eigene Situation berücksichtigt werden.
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an einer gemeinsamen (Universitäts-)Kultur und einer gemeinsamen Haltung zu arbeiten, in der Gewalt und gewaltvolle Übergriffe keinen Raum bekommen beziehungsweise mit klaren Konsequenzen begegnet wird.