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Boden.Pioniere 2050 - Forschung trifft Praxis
Boden.Pioniere 2050 - Forschung trifft Praxis
Neue Bewirtschaftungsstrategien zur Regeneration des Ökosystems Boden für die Anpassung der Landwirtschaft an die Herausforderungen des Klimawandels: Das ist das Ziel eines Netzwerks an Leuchtturmbetrieben, das im Rahmen des Projekts "Boden.Pioniere 2050" aufgebaut wird. Die Leuchtturmbetriebe sind Innovations- und Forschungsräume, an denen sich die Erfahrung der Praxis mit den Möglichkeiten der Forschung trifft, um die komplexen Funktionen des Bodens in Agrarökosystemen besser zu verstehen und damit auch nachhaltig managen zu können.
Am 12. März startet das Netzwerk mit einer Auftaktveranstaltung im Festsaal der Universität für Bodenkultur mit Vorträgen, Diskussionsrunden von Pionierlandwirt*innen und Wissenschaftler*innen und Vernetzungsmöglichkeiten für Studierende und Forscher*innen mit den Innovationspionier*innen der österreichischen Landwirtschaft.
Auftaktveranstaltung Boden.Pioniere 2050
Universität für Bodenkultur - Festsaal
Gregor Mendel Straße 33, 1180 Wien
Beginn: 9.00 Uhr (Ende 15.00 Uhr)
Link für online-Teilnahme: https://bokuvienna.zoom.us/j/67066121397
PROGRAMM
9:00 - 10.00
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Kurzfilm zur Eröffnung.
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Begrüßung durch Rektorin Univ. Prof.in Eva Schulev-Steindl und Videobotschaft von BM Norbert Totschnig
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Eröffnungsworte von Sektionschef DI Johannes Fankhauser (BML)
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Boden.Pioniere 2050 – Potenziale und Herausforderungen auf dem Weg zu einer klimafitten Landwirtschaft (Gernot Bodner, BOKU)
KAFFEEPAUSE
10.30-12.00 Podiumsdiskussion
- My way to soil health – Innovative Lösungen aus der Praxis
Hans Gnauer - Direktsaat im Trockengebiet (NÖ, Verein Boden.Leben)
Alfred Grand - Vielfältige Landnutzungen (NÖ, Grand Farm)
Hubert Stark - Regenerativer Ackerbau (NÖ, Humusbewegung)
Vinzenz Harbich - Mob Grazing und Agroforst im Trockengebiet (NÖ, Bio Austria)
Franz Grötschl - Immergrüne biodiverse Anbausysteme (Bgld, Verein Boden.Leben)
Josef Kowald - Erosionsschutz durch Bodenstrukturaufbau (Stmk, Krümelstar-Betrieb)
- Boden-Biodiversität-Gewässerschutz: Beratung 2.0 für eine zukunftsfähigen Ackerbau
Lisa Doppelbauer (OÖ, Boden.Wasser.Schutz.Beratung)
Johannes Maßwohl (Stmk, MyHumus - Kompetenzzentrum für Acker, Humus und Erosionsschutz)
MITTAGSBUFFET
13.00-13.45 Podiumsdiskussion
- Science Talk: Boden-Wissen-Schaffen – Antworten und neue Fragen aus der lebendigen Unterwelt
Sophie Zechmeister-Boltenstern (Institut für Bodenforschung, BOKU Wien)
Andreas Baumgarten (Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, AGES; Präsident der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft)
Peter Strauss (Bundesamt für Wasserwirtschaft)
13.45-15.15 Fachvorträge
- Martin Wiesmeier (LFL Bayern und Technische Universität München): Humusaufbau - Prozesse, Potenziale und Herausforderungen für eine klimawandelangepasste Landwirtschaft.
- Andrea Beste (Büro für Bodenschutz und ökologische Agrarkultur, Mainz): Bodenaufbauende Bewirtschaftungssysteme in der Praxis - Erfahrungen und Visionen.
Vernetzungsmöglichkeit u.a. mit BOKU-Forscher*innengruppe Boden.Pioniere, Verein Boden.Leben, Humusbewegung, BioAustria, Boden.Wasser.Schutz-Beratung Oberösterreich, MyHumus-Kompetenzzentrum für Acker, Humus und Erosionsschutz, Landwirtschaftskammern Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich und Steiermark, Netzwerk Zukunftsraum Land, Mission Action Group Boden.
Zur Planung der Präsenzveranstaltung ersuchen wir um Anmeldung bis 5. März unter:
Anmeldung (die Veranstaltung ist kostenlos)
Eine online-Teilnahme über Streaming der Veranstaltung wird angeboten.
BOKU Boden.Pioniere am DLG-Kolloquium 2023 "Regenerative Landwirtschaft"
Am 5. Dezember fand in Berlin das jährliche Kolloquium der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft (DLG) statt (https://www.dlg.org/de/landwirtschaft/veranstaltungen/dlg-kolloquium). Thema am diesjährigen Kolloquium war die „Regenerative Landwirtschaft“, die, wie DLG-Präsident Paetow in seiner Eröffnungsrede betonte, auch auf der laufenden Klimakonferenz in Dubai (COP28) als zentrales Instrument zur Lösung der Klimawandelherausforderungen gesehen wird. (https://www.cop28.com/en/news/2023/12/COP28-UAE-Presidency-puts-food-systems-transformation).
Vergleicht man die regenerative Landwirtschaft mit dem Biolandbau, so fehlen bisher klare Regelungen, was unter diesem innovativen Bewirtschaftungsansatz zu verstehen ist. Wo liegen die Neuheiten, halten die Ideen der Wissenschaftlichkeit stand?
Die DLG hat aus diesem Grund ein Forum von Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen ins Leben gerufen, an dem mit Gernot Bodner auch ein Forscher der BOKU-Boden.Pioniere-Gruppe mitarbeitet. Ziel ist es, die Forschungsbegleitung regenerativer Betriebe zu stärken und gemeinsam die Erfahrungen regenerativer Praktiker*innen zu mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen und evidenzbasiert weiterzuentwickeln.
Am diesjährigen Kolloquium wurde im Einleitungsvortrag von Gernot Bodner ein Versuch gemacht, die regenerative Landwirtschaft im Vergleich zur ökologischen und konservierenden Landwirtschaft einzuordnen. Besonders die in der regenerativen Landwirtschaft praktizierten immergrünen und biodiversen Anbausysteme, mit dem Ziel der Förderung der Bodenmikrobiologie als wichtigster Motor eines gesunden Bodens, wurde dabei als die interessanteste und wichtigte Weiterentwicklung von bestehenden nachhaltigen Produktionssystemen festgemacht. Andere Elemente, wie etwa die Anwendung von Biostimulanzien, erfordern eine kritische Bewertung, da deren Wirkung, wie Prof. Verena Haberlah-Korr von der Fachhochschule in Soest aus eigenen Versuchen mit Komposttee berichtete, nicht immer den unterstellten mikrobiologischen Wirkungsmechanismen entsprechen. Insgesamt stellt die regenerative Landwirtschaft eine Chance dar, Produzent*innen und Konsument*innen um die gemeinsame Herausforderung der Bewältigung des Klimawandels in der Nahrungsmittelproduktion wieder näher zusammen zu bringen, so Lea Fließ, Geschäftsführerin des Forums Moderne Landwirtschaft. Zum Abschluss des Kolloquiums berichtete Jan Große-Kleimann vom Familienhof Große-Kleimann in Steinfurt von seinem Weg in die regenerative Bewirtschaftung. Nach diesem beeindruckenden Vortrag war für alle klar, dass die regenerative Landwirtschaft der derzeit wichtigste Innovationsmotor für zukunftsfähige Bewirtschaftungssysteme ist, in der neue Ideen gewagt werden, von Mischkulturen, über Mobgrazing und Agroforstsystemen bis hin zu Überlegungen einer gemeinwohlorientierten Landwirtschaft.
Das Interesse an den österreichischen Erfahrungen zeigt, dass unsere enge Vernetzung als BOKU-Forscher*innen-Gruppe mit vielen innovativen Pionierbetrieben aus den Vereinen Boden.Leben und der Humusbewegung, die viele Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft praktizieren, eine wichtiges Modell ist, wie durch die Integration von Wissenschaft und Praxis Lösungen weiterentwickelt werden und dabei gleichzeitig neue grundlegende Erkenntnisse über die ökologischen Prozesse in Agrarökosystemen gewinnen werden können.
Erdreichpreis für HuLK-Projekt und Boden.Leben
Unser Projekt HuLK (Humus – Landwirtschaft – Klima: Die zwei Gesichter des Kohlendioxids zwischen Klimakrise und BodenLeben) wurde mit dem Erdreich-Preis in der Kategorie "Partizipation | Einbindung von Bürger:innen zum vorbildlichen Bodenschutz" ausgezeichnet. Sabine Huber und Magdalena Bieber, die das Projekt federführend betreuen, nahmen den Preis entgegen. Das Projekt bringt Kindern an fünf Wiener Bildungseinrichtungen - vom Kindergarten bis in die Neue Mittelschule - mit "experimentellen Lernmethoden" die Bedeutung eines gesunden Bodens für eine nachhaltige Zukunft näher. Gezielt gehen wir damit an Schwerpunktschulen mit Kindern aus sozial benachteiligten Schichten, die zumeist wenig Chancen haben, die "Geheimnisse" der Naturwissenschaften mitzuerleben.
Auch der Verein Boden.Leben - bei dem Gernot Bodner und Pia Eureneuer als BOKU-Wissenschaftler*innen im Vorstand mitarbeiten - wurde beim heurigen Erdreich-Preis in der Kategorie "Bodengesundheit | Nachhaltige Verbesserung von Boden und Bodenfruchtbarkeit" ausgezeichnet. Viele Betriebe der Boden.Leben-Landwirt*innen stellen für uns die praktischen "Forschungsbauernhöfe" dar, auf denen wir in unseren Projekten mit modernen wissenschaftlichen Methoden die Innovationen der Betriebsleiter*innen in Sachen Bodengesundheit und Klimawandelanpassung erforschen. Umso mehr freut uns die Auszeichnung des Vereins!
Bodenseminar für regenerative Landwirtschaft im Naturpark Schwarzwald https://naturparkschwarzwald.blog/interview-humus-hilft-bei-der-anpassung-an-wetterextreme/
Am 21. - 22.11.2023 fand erstmals ein zweitägiges Bodenseminar im Naturpark Schwarzwald auf dem Unteren Berghof in Wildberg, Baden Württemberg, statt. Gernot Bodner und Franziska Weinrich von der BOKU-Boden.Pioniere-Gruppe erarbeitete gemeinsam mit rund 30 Landwirt:innen ein umfassendes Verständnis für das Ökosystem Boden im Kontext der landwirtschaftlichen Produktion.
Zu Beginn gab es eine ausführliche Einführung über bodenbildende Prozesse sowie über die Bodengenese des südwestdeutschen Schichtstufenlandes. Gemeinsam wurden die Hauptprobleme der Bodenbewirtschaftung auf landwirtschaftlichen Betrieben im Naturpark Schwarzwald gesammelt und evaluiert. Diese Herausforderungen dienten in den kommenden zwei Tagen als Basis für die Erarbeitung nachhaltiger Ackerbausysteme in der Region.
Am Nachmittag wurden die Böden des Unteren Berghofes genauer unter die Lupe genommen. Anhand eines Bodenprofils fand eine Bodenansprache statt. Zusätzlich wurden auf insgesamt sieben verschiedenen Standorten Spatenproben durchgeführt und die Bodenstruktur visuell beurteilt. Anschließend wurden die Böden dieser Standorte anhand von einfachen Feldtests noch weiter analysiert.
Neben der Bodenstruktur war ein weiteres zentrales Thema des Seminars der Humus im Boden. Zusätzlich zu theoretischem Wissen gab es einen praktischen Teil, indem für die verschiedenen Standorte unterschiedliche Humuspools jeweils mit Natronlauge, Kaliumpermanganat und Wasser extrahiert wurden. Abschließend wurden in einer Gruppendiskussion Maßnahmen für eine humusaufbauende Bewirtschaftung diskutiert. Auch die Aufgaben und die Wichtigkeit Bodenmikrobiologie wurden ausführlich besprochen und durch die Messung der mikrobiellen Aktivität der verschiedenen Standorte anschaulich gemacht. Insgesamt stellte sich heraus, dass durch gezielte Maßnahmen die Fruchtbarkeit von Ackerböden erhalten und gefördert werden kann. Jedoch spielen auch Stellschrauben wie die Politik und die Gesellschaft eine wichtige Rolle in der Umsetzung eines nachhaltigen und rentablen Agrarsystems.
Insgesamt waren es zwei sehr informative und interessante Tage, in denen viel Vernetzung, sowie Wissens- und Erfahrungsaustausch stattfand. Vielen Dank an den Naturpark Schwarzwald für die Organisation sowie an Familie Kraul vom Unteren Berghof für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und die Verpflegung.
Nature-based solutions for Soil: EU-Projektmeeting an der BOKU
Böden sind eine wichtige Säule der europäischen Klimaschutzbemühungen im Rahmen des Green Deal dar. Sie bilden den größten terrestrische Speicher für Kohlenstoff und sind gleichzeitig stark durch das „Anthropozän“ veränderte Ökosysteme. Böden können sowohl als Treibhausgas-Senken fungieren und damit die gesellschaftlichen Emissionsreduktions-Bemühungen unterstürzen, bei „buisness as usual“ aber auch Quellen für Treibhausgase darstellen, die die Atmosphäre weiter belasten. Natur-basierte Lösungen sollen nun neue Inspirationen für ein nachhaltiges Management der Ökosystemleistungen von landwirtschaftlich genutzten Böden bringen.
„Bodengesundung“ als Säule des Green Deal
Die europäischen Bemühungen im Rahmen des Green Deal bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, sind durch Strategien auf mehreren Ebenen begleitet. Diese umfassen Biodiversität, Klimawandelanpassung, Schadstoffbelastungen und eben auch Böden (EU-Bodenstrategie 2030). Die Bodenziele wurden nun von der Kommission mit einer am 5. Juli 2023 veröffentlichten „Richtlinie über Bodenüberwachung und -resilienz“ klar definiert: Ähnlich der Wasserrahmenrichtlinie haben die Mitgliedsstaaten bis 2050 sicherzustellen, dass alle Böden in einem „gesunden Zustand“ sind. Die Umsetzung dieses Ziels stellt eine große Herausforderung dar. Das European Soil Data Center schätzt, dass derzeit 61 % der Böden auf EU-Ebene diesem Zustand nicht entsprechen und durch Erosion, Verdichtung, Humusverlust, Biodiversitätsverlust, Nährstoffüberversorgung, Versalzung, Schwermetallbelastung oder Versiegelung gefährdet sind.
Derzeit werden im Rahmen von großen europäischen Forschungsinitiativen die wissenschaftlichen Grundlagen erarbeitet, um zwei wesentliche Voraussetzungen für die EU-Bodenziele sicherzustellen: Erstens die Definition konkreter Indikatoren und Zielwerte für einzelne Landnutzungsformen (Acker, Grünland, Wald, Stadtböden), auf deren Grundlage die Mitgliedsstaaten den Bodenzustand monitoren. Zweitens praktikable Umsetzungsstrategien, mit denen diese Ziele effektiv erreicht werden. Das H2020 Projekt „Nature-based Solutions for Soil Management“ (NBSoil, https://nbsoil.eu/) soll die Transformation der Bodennutzung durch wissensbasierte Managementlösungen fördern.
Die BOKU-Forscher*innengruppe „Boden.Pioniere“ (https://boku.ac.at/bodenpioniere), ein Netzwerk der Institute für Pflanzenbau und Bodenforschung mit dem Ziel der Integration moderner boden- und pflanzenökologischer Wissenschaft und innovativer landwirtschaftlicher Pionierbetriebe, leitet im Projekt ein umfassendes Arbeitspaket zur vertiefenden Untersuchung natur-basierter Lösungsansätze und organisierte im September ein Treffen aller Projektpartner*innen an der BOKU.
Nature-basierte Lösungen für nachhaltige Bodennutzung
Natur-basierte Lösungen (NbS) sind Ansätze, die von der Natur inspiriert und unterstützt werden, kosteneffizient sind und Vorteile in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht bringen sowie die Resilienz stärken, so die Definition der Europäischen Kommission.
Was kann dies für landwirtschaftlich genutzte Ökosysteme bedeuten? Ist doch besonders im Ackerbau eine regelmäßige Störung der natürlichen Sukzession unvermeidlich, um einjährige Nutzpflanzen zu etablieren, vor Konkurrenz zu schützen und deren schnelle Wachstumsraten durch hohe Stoffflüsse abzusichern, die nach Störung (Bodenbearbeitung) durch Mineralisierung organischen Bodensubstanz sowie durch externe Inputs auftreten. Bereits in laufenden Forschungsarbeiten zu „Carbon farming“ stießen die BOKU-Forscher*innen immer wieder auf die Frage, wieweit in Agrarökosystemen eine gleichzeitige Optimierung verschiedener Bodenfunktionen möglich ist. Die Resilienz natürlicher Systeme durch komplexe Netzwerke erfordert Erhaltungsenergie vielfältiger biologischer Strukturen auch jenseits des unmittelbaren Ernteprodukts. Wo liegt hier das Optimum zwischen kurzfristiger Ertragsmaximierung und langfristiger Nachhaltigkeit im Kontext vielfältiger gesellschaftlicher Ansprüche an Landwirtschaft.
Durch die bestehende Forschungskooperation mit innovativen landwirtschaftlichen Betrieben, die sich der Regeneration der Bodengesundheit verschrieben haben, werden im Projekt nun Management-Bausteine für praxistaugliche naturbasierte Lösungen gesammelt. Diese dienen als Grundlage für ein Indikatormodel zur Zielerreichung von Bodenfunktionen wie Produktion, Klimaschutz, Biodiversität, Wasser- und Nährstoffeffizienz. „Immergrüner Ackerbau“ ist dabei das zentrale Stichwort, um der Natur in Sachen Nettoprimärproduktion, Fütterung der Bodenleben-Netzwerke mit organischer Substanz und verlustarmer Stoffkreisläufe möglichst nahe zu kommen. Die einzelnen Management-Elemente und Umsetzungsherausforderungen - etwa beim Wasserhaushalt immergrüner Nutzpflanzensysteme unter Trockenbedingungen - werden in NBSOIL systematisch analysiert, um angepasste Praxislösungen zu designen.
Bodenberater/innen der nächsten Generation
NBSOIL soll sicherstellen, dass Wissensgewinn und Praxistransfer effektiv einhergehen. Die EU sieht dafür in ihrer „Mission Soil Health“ die Schaffung von Leuchtturmbetrieben und „Living Labs“ vor, praktische Innovationsträger*innen, die von der Forschung mit Daten begleitet, evidenzbasierte Problemlösungen entwickeln. NBSOIL arbeitet dafür pro-aktiv an der Entwicklung moderner Wissensvermittlung für Berater*innen, um aktuelle Kenntnisse sowie moderne Diagnosetools bereitzustellen, durch die eine gezielte Optimierung der Bodenökosystemleistungen auf Betrieben gewährleistet wird.
Auch hier ist das BOKU-Team in NBSOIL engagiert und bündelt Erfahrungen aus laufenden Digitalisierungsprojekten für die Entwicklung neuer on-site Bodenanalyse-Ansätze: Durch Smartphone-Apps soll über Bildanalyse eine Erstdiagnose des Bodengesundheitszustandes in Richtung Bodenstruktur, Humus und Bodenbiologie erreicht werden. Diese Punktdaten werden in einem GIS-Tool mit Standortinformationen aus Bodenkarten und Satellitendaten zu einer kompakten Beratungsplattform verknüpft, die den Nutzer*innen eine informationsbasierte Bodenberatung auf den Betrieben erleichtert.
Vom BOKU-Festsaal ging es für die NBSoil-Partner*innen noch zu zwei Pionierlandwirt*innen, deren Flächen die BOKU-Forscher*innen regelmäßig mit ihren Messgeräten „beackern“. Der Besuch zeigte für alle das Innovationspotenzial aus der Integration von Wissenschaft und Praxis, um resiliente Anbausysteme zu entwickeln, die die Multifunktionalität von Bodenökosystemleistungen sicherstellen. In der abschließenden Erkundung der Wagramer Weinvielfalt erschien diese Zunftsvision bereits zum Greifen nahe.
Boden.Pioniere gone international
Seit mehreren Jahren arbeitet unsere Bodenmikrobiologin Katharina Keiblinger sowie unser Labor-"Mac Gyver" Axel Mentler vom Institut für Bodenforschung bereits mit der Universitas Gadjah Mada in Yogyakarta, Indonesien in Fragen der Rehabilitierung von stark belasteten Böden nach Zinnabbau zusammen. Seit zwei Jahren kommt eine Kooperation mit der Udayana-Universität in Bali dazu, mit dem Ziel der Förderung der Bodengesundheit und des Humusaufbaus im Reisanbau.
Die Erfahrungen der Boden.Pioniere-Gruppe in Feldtagen und einfachen Methoden zur Einschätzung der Bodenfruchtbarkeit für Landwirt*innen wurden im Rahmen eines Besuchs in Bali im Juli diese Jahres nun auch in Indonesien erweitert. Mit Landwirt*innen eines Subak - einer traditionellen Bewässerungsgenossenschaft - hielten die BOKU-Forscher*innen Katharina Keiblinger, Rebecca Hood-Nowotny und Gernot Bodner ein Bodengesundheitstraining ab. Wir konnten bei den Bäuer*innen viel Interesse für unsere "Einblicke in den Boden" ernten und nahmen selbst sehr viel an Wissen über Prozesse im Boden aus dem exotischen Agrarökosystem des Nassreisanbaus mit. Besonders die Steuerung der Kohlenstoff- und Stickstofffynamik bei den niedrigen Redoxpotenzialen im Nassreis im Kontext des biologischen Anbaus mit organischen Düngemitteln bietet hier noch einiges an spannendem und praxisrelevantem Forschungspotenzial.
https://www.yumpu.com/de/document/view/68452438/boku-magazin-3-2023
Bodengesundheits-Feldtage: BOKU meets practice
Die jährlichen Feldtage des Vereins „Boden.Leben“ und der „Humusbewegung“ stellen zentrale Treffpunkte innovativer Landwirte*innen dar, auf denen mehrere hundert Praktiker*innen aus Österreich und Deutschland erwartet werden. Die BOKU-Forschungsgruppe Boden.Pioniere, eine Initiative von Wissenschaftler*innen der Institute für Pflanzenbau und Bodenforschung für Bodengesundheit und innovativen Landwirtschaft, ist eingeladen, auf beiden Veranstaltungen eingeladen, ihre Forschungsergebnisse zu Bodengesundheit, Biodiversitätsförderung und Klimawandelanpassung zu präsentieren.
Der Ansatz, mit modernsten wissenschaftlichen Methoden innovative Praxisbetriebe zu begleiten, um neue Lösungen für klimafitten Böden zu ergründen, ist auf hohes Interesse bei Landwirt*innen, Berater*innen und Behörden gestoßen. Die BOKU-Forschungsgruppe zeigt damit erstmalig einen effektiven Weg der Integration von Forschung und ackerbaulicher Praxis im Rahmen der „Leuchtturmbetriebs-Strategie“ der EU-Mission Soil Health, um das Ziel einer klimaneutralen Landwirtschaft im Rahmen des Green Deal zu erreichen. „Der Austausch über Analysedaten und publizierten Ergebnisse mit den Landwirt*innen, auf deren Betrieben wir die Untersuchungen durchführen, stellt einen kontinuierlichen Prozess des gegenseitigen Lernens und der Weiterentwickelns von Ideen über das komplexe Ökosystem Boden dar“, so die Philosophie der Gruppe.
Auf den Feldtagen am 7. Juni wurden nicht nur Forschungsergebnisse präsentiert, sondern auch praktische Methoden demonstriert, wie Praktiker*innen am Feld eine Erstdiagnose der Bodengesundheit durchführen können. Auf einem„Fest für den Boden“ präsentieren Mitglieder der BOKU-Forschungsgruppe zeitgleich auch in Deutschland ihre Erfahrungen mit Wissenschaft-Praxis-Interaktion für Lösungen zur Sicherung der Bodenökosystemfunktionen im Klimawandel.
Feldtag Boden.Leben und InnovationFarm, 7. Juni Wieselburg: https://www.bodenistleben.at/termine/
Feldtag Humusbewegung, 7. Juni Pasching: https://humusbewegung.at/events/humus-feldtag-2023/
Fest des Bodens, 7. Juni Soest: https://www.fh-swf.de/cms/ackerbodentagung/