Abb. 1: Die Hornmelde (Krascheninnikovia ceratoides) ziert in den Lössgebieten des Weinviertels sogar die Eingänge der Weinkeller, obwohl sie in Österreich nur an zwei Standorten (nämlich im Weinviertel) vorkommt. Sie ist eine holzige, sehr langsamwüchsige Pflanze, die mehrere hundert Jahre alt werden kann. Die wüstenartigen Trockengebiete Mittel- und Zentralasiens sind die Heimat dieser Pflanze, die sich mit der Ausdehnung der Steppe von Asien nach Europa im späteren Tertiär und Quartär mit ausgebreitet hat. Somit lässt die Evolutionsgeschichte der Hornmelde Rückschlüsse auf die Entwicklung der Steppe insgesamt zu. Im Projekt haben wir molekulare Marker verwendet, um die Evolutionsgeschichte der Hornmelde zu rekonstruieren. Die Pflanze kann große Trockenheit ertragen und hat eine breite Amplitude hinsichtlich der Temperatur, in der sie wachsen kann. Dies ermöglichte ihr die Ausbreitung in den trocken-kalten und unwirtlichen Steppen der Eiszeiten. Foto: Karin Tremetsberger
Abb. 2: Trockene Ausprägung der Steppe in Kasachstan. Foto: Karin Tremetsberger
Abb. 3: Steppenlandschaft in Kasachstan. Foto: Karin Tremetsberger
Im FWF-Projekt I 3002 (Laufzeit: 01.06.2017-31.05.2022) wurde die Evolutionsgeschichte von vier charakteristischen euro-sibirischen Steppenarten mit Hilfe von fein auflösenden molekularen Markern untersucht. Die vier Arten unterscheiden sich hinsichtlich ihres Alters, ihrer Ursprungsgebiete und ihrer ökologischen Ansprüche. Diese Faktoren können herangezogen werden, um das unterschiedliche Verhalten der Arten über die Kalt- und Warmzeiten des Pleistozäns hinweg zu erklären. Unsere genetischen Fallstudien sowie weitere in jüngster Zeit erschienene phylogeographische Studien von charakteristischen Steppenarten von anderen Arbeitsgruppen erlauben es, alte biogeographische Hypothesen zur Steppenentwicklung insgesamt neu zu bewerten. Dabei zeigen sich gemeinsame Muster von Artengruppen mit ähnlichen ökologischen Ansprüchen, Ursprungsorten und Ursprungszeiten.