In diesem Projekt wird erhoben, welche Wirbeltiere auf Österreichs Straßen zu Tode kommen und welche Gründe es dafür geben könnte.
Was bedeutet Roadkill?
Als Roadkill werden alle im Straßenverkehr zu Tode gekommenen Tiere bezeichnet. Der deutsche Begriff Wildunfall greift als Übersetzung zu kurz, denn er bezieht sich in der Regel nur auf größere Säugetiere und gelegentlich Vögel. Dies schlägt sich auch in offiziellen Statistiken wieder – Daten zu getöteten Tieren im Straßenverkehr werden hauptsächlich zu sogenanntem „jagdbarem Wild“ erhoben. Daten zu allen anderen Tierarten – auch zu gefährdeten Tierarten, wie zum Beispiel Amphibien – fehlen.
Welche Relevanz hat Roadkill?
Straßen zerschneiden die Lebensräume vieler Tierarten. Auf menschliche Wohnräume umgelegt würde dies bedeuten, dass z.B. die Verbindung zwischen Küche und Wohnzimmer durch eine Straße durchquert wird. Tiere überqueren Straßen, wenn sie z.B. auf Nahrungssuche sind, sich Paarungspartner suchen oder wenn sie zwischen Winterquartier und Sommerquartier wechseln (wie zum Beispiel Kröten bei ihrer Wanderung im Frühjahr). Tierarten, die diese Wanderungen durchführen sind daher von Roadkill besonders häufig betroffen.
Auch für den Menschen hat Roadkill Relevanz – Tiere auf der Fahrbahn stellen für Autofahrerinnen und Autofahrer eine große Gefahr und auch eine große ethische Belastung dar. Nicht nur Zusammenstöße mit großen Wildtieren wie Hirsch, Wildschwein und Co verursachen jährlich Personen- und Sachschäden – auch kleine Tiere wie Igel und Kröte können Schäden verursachen, da immer wieder Unfälle durch Ausweich- und Bremsmanöver passieren.
Ziele des Projekts Roadkill?
Unser klares Ziel ist die Anzahl an Roadkills soweit wie möglich zu reduzieren, indem wir den Ursachen der Roadkills auf den Grund gehen.
Der erste Schritt dazu ist einen Überblick über Anzahl, Umfang und Verbreitung von Roadkills in Österreich zu bekommen. Durch das Zusammentragen von vielen einzelnen Daten zu einem großen Datensatz versuchen wir festzustellen, zu welchen Bedingungen (z.B. Wetter), an welchen Standorten (Wald, Wiese, Ortsgebiet, …), auf welchen Straßen, welche Tiere Opfer von Roadkill werden.
Neben der Beantwortung dieser wissenschaftlichen Fragestellungen möchten wir „Hotspots“ identifizieren, also Orte an denen es besonders häufig zu Roadkill kommt. In Zukunft versuchen wir in Zusammenarbeit mit Behörden, NGOs und Gemeinden diese Hotspots zu entschärfen.
Übergeordnet soll das Projekt Roadkill zur Sensibilisierung im Thema Roadkill aller Teilnehmer*innen beitragen.
Genetischer Nachweis und Road-kill-Hotspot Analyse von überfahrenen Wirbeltierarten auf ausgewählten Straßen in Niederösterreich
Straßennetze beeinflussen Wildtierpopulationen meist negativ, insbesondere durch den Straßentod (road-kill) in Folge von Kollisionen mit Fahrzeugen, und können so zu Bestandsrückgängen einzelner Arten führen. Zum Straßentod gibt es in Österreich nur zu jagdbarem Wild (z.B. Wildschweine) offizielle Statistiken, in denen Niederösterreich seit Jahren den negativen ersten Platz belegt. Daten zu nicht-jagdbaren, darunter teilweise geschützte, Wirbeltierarten fehlen weitestgehend. Eine Herausforderung ist vor allem bei kleineren Wirbeltieren wie den meisten Amphibien oder auch Sperlingsvögeln der kurze Nachweiszeitraum auf Straßen. Zusätzlich können viele Tierarten aufgrund mehrfachen Überfahrens nicht ausreichend bestimmt werden. Eine falsche Artbestimmung kann weitreichende Folgen haben und wissenschaftliche Analysen verfälschen oder Schutzmaßnahmen erschweren. Genetische Analysen, wie Barcoding, können in diesem Fall ein hilfreiches Werkzeug zur Artbestimmung sein, jedoch bedarf es, abhängig vom Naturschutzgesetz des jeweiligen Bundeslandes sowie dem Schutzstatus des Tieres, Genehmigungen zur invasiven Probennahme (Blut, Fell, Gewebe, etc.). Bisher gibt es in Österreich kaum Studien, die auf Barcoding von road-kills basieren. Das Ziel von GeRoKi ist es durch ein erstmals regelmäßig durchgeführtes road-kill-Monitoring auf ausgewählten Straßenabschnitten in Niederösterreich zu evaluieren, wo es vermehrt zum Straßentod von Wirbeltieren kommt (road-kill-Hotspots). Des Weiteren wird getestet, ob eine nicht-invasive Entnahme von Blut- und Gewebeproben vom Straßenbelag unterhalb oder unmittelbar neben der getöteten Wirbeltiere ein probates Mittel zur Extraktion von DNA zur Artbestimmung darstellt. Diese Studie besitzt Modellcharakter, da sich die Ergebnisse und Erkenntnisse auf zahlreiche andere Problemstellungen und Erhebungsansätze verschiedener Tierarten übertragen lassen (z.B. Nachweis von Neozoen).
2022
Patrick Diem: Animal roadkills in Austria between 2014-2021: associations between hotspots, land cover and road types based on citizen science.
2020
Maria Peer: Plant phenology as indicator for the beginning of migration of three Central European amphibian species : analysis based on citizen science data.
2019
Irene Hoppe: Igel-Roadkill im Wiener Stadtgebiet - Analyse des Einflusses von Landnutzung mittels Citizen Science und anderer öffentlicher Daten.
Kathrin Horvath: Hotspotanalyse und Resultate von Amphibien- und Reptilien-Roadkills im Nordburgenland anhand von Daten aus dem Citizen Science Projekt Roadkill und CORINE Land Cover.
2017
Carina Rosemarie Stretz: Linking European hare (Lepus europaeus) vehicle collisions with landscape structure with datasets from citizen scientists and hunters.