106. Minisymposium des Zentrums für Umweltgeschichte


106. Minisymposium des Zentrums für Umweltgeschichte

18:35 ‐ 19:45

  • Vortragsreihe

Vom Kohlengas zum Russengas: Wie sich Wien von Erdgasimporten abhängig machte

Präsentation: 
Robert Groß, Elisa Lerchbaum, Simone Gingrich 
Zentrum für Umweltgeschichte, Institut für Soziale Ökologie, BOKU University
 

Moderation: 
Christoph Sonnlechner 
Wiener Stadt- und Landesarchiv – MA 8 
Zentrum für Umweltgeschichte, Institut für Soziale Ökologie, BOKU University
 

„Raus aus Gas“ lautet der Titel einer Kampagne der Stadt Wien, die den Ausstieg aus fossilen Energieträgern in der Wärmeversorgung bis 2040 propagiert. Rund eine Million Gasgeräte sollen auf CO2-neutrale Alternativen umgestellt werden – immerhin werden derzeit 90% der Emissionen im Gebäudesektor von Gasheizungen verursacht. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Stadt Wien bereits zwischen 1969 und 1978 eine vergleichbare Energiewende meisterte - als sie nämlich aus kohlebasiertem Stadt- und Spaltgas aus- und vollständig auf Erdgas umstieg. Von dieser Umstellung waren 1,5 Millionen Gasgeräte in 750.000 Haushalten betroffen. Wiewohl diese seit den 1950er Jahren anvisiert wurde, scheiterte sie am deutlich höheren Brennwert des Erdgases, der einen Umbau sämtlicher Gasgeräte voraussetzte, und an der nicht gesicherten langfristigen Versorgung. Erst als 1968 der Liefervertrag mit der Sowjetunion unterzeichnet wurde, nahm die Energiewende an Fahrt auf. Wien wurde auf Jahrzehnte von sowjetischen und später russischen Importen abhängig. In dieser Präsentation werden wir neue Forschungsergebnisse zu den politischen und materiellen Dimensionen dieser Energiewende präsentieren und diskutieren, welche Lehren daraus für die Gegenwart und Zukunft gezogen werden können. 

Robert Groß: Doktorat in Umweltgeschichte am Institut für Soziale Ökologie 2017 abgeschlossen, danach Assistent für Forschung und Lehre an drei österreichischen Universitäten und Fellowships in Österreich, den USA und Deutschland. In seiner Habilitation widmet er sich seit 2019 der europäischen Fossilenergiegeschichte. Gemeinsam mit Katharina Scharf fungiert er seit 2023 als Regionalrepräsentant der DACH-Region in der Europäischen Gesellschaft für Umweltgeschichte (ESEH).

Elisa Lerchbaum: Studentin der Agrarwissenschaften/BOKU Wien und Mitarbeiterin im Projekt "Phasing in", wo sie sich mit der Erdgasumstellung der Stadt Wien beschäftigt. 2018 schloss sie ihr Studium an der Kunstuniversität Linz in Visueller Kommunikation ab und hat seither Projekte in ihrer Wissenschaftskommunikation visuell und konzeptionell unterstützt.

Simone Gingrich: Assoziierte Professorin für Soziale Ökologie, Schwerpunkt auf sozial-ökologische Langzeitforschung, am Institut für Soziale Ökologie der BOKU. Ihre Forschung beschäftigt sich mit Nachhaltigkeitsproblemen der Industrialisierung von Energie- und Landnutzung seit etwa 1800 mit räumlichem Fokus auf Europa. 2017 erhielt sie einen ERC Starting Grant, seit 2018 ist sie Mitglied der Jungen Akademie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Wenn Sie nicht persönlich am Minisymposium teilnehmen können, gibt es die Möglichkeit, die Veranstaltung per Zoom mitzuverfolgen. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte umweltgeschichte(at)boku.ac.at
 

Diese Veranstaltung ist Teil des Projektes "Phasing in", welches von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie vom Wiener Stadt- und Landesarchiv gefördert wurde.  

Schrägluftaufnahme vom Gaswerk Wien Simmering, Mai 1956

11. Bezirk: Gaswerk Simmering; Guglgasse; Erdbergstraße

Veranstaltungsort
BOKU University | Standort Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien, SR 3a oder via Zoom
Veranstalter
Zentrum für Umweltgeschichte, Institut für Soziale Ökologie
Veranstaltungswebsite
https://boku.ac.at/zentrum-fuer-umweltgeschichte/minisymposien
Sprache: Deutsch
Öffentlich: Ja
Kostenpflichtig: Nein