In Gedenken


Tief betrübt überbringen wir die Nachricht vom Ableben unseres Kollegen, Mentors, Vorbildes und Freundes.

Ein von mitreißendem Engagement und schier unglaublicher Arbeitsfreude geprägtes Leben ist zu Ende. Uns bleiben viele wertvolle Erinnerungen – und eine Lücke, die kaum zu schließen ist, weder in der Pflanzenschutz- und Weinbauforschung und der universitären Lehre, noch in der fachlichen Weiterbildung unserer Winzerinnen und Winzer und ganz allgemein der österreichischen Weinkultur.

Dieser Verlust ist umso schmerzhafter, als Helmut Redl sich ein Leben lang konsequent dem modischen Ansinnen verweigert hat, „sich neu zu erfinden“. Er folgte ein erfülltes Leben lang seinen Überzeugungen und pflegte seinen konsequent authentischen Stil. - Nicht aus Egoismus, sondern mit einem unverrückbaren Fokus auf das Wohl unserer Universität und ihrer Studierenden.

Helmut Redl wurde am 19.12.1950 in Wien geboren. Nach dem Präsenzdienst begann er das Studium der Landwirtschaft an der BOKU, getragen von einer lebenslangen Begeisterung für den Weinbau, die durch seine Mitarbeit im kleinen elterlichen Betrieb inspiriert war. Er schloss das Diplomstudium 1976 ab, bestand bereits im Juni 1979 sein Rigorosum mit Auszeichnung und trat am 1.2.1977 in den Dienst der BOKU - als Universitätsassistent mit Forschungsschwerpunkt Pflanzenschutz im Wein- und Obstbau am damaligen Institut für landwirtschaftlichen Pflanzenschutz und forstliche Phytopathologie. Er ist unserer Universität und der Abteilung Pflanzenschutz ein Leben lang treu geblieben.

Seine Forschungsarbeit hat als gemeinsamen Nenner den Pflanzenschutz im Weinbau und den starken Bezug zur Praxis.

Blättert man durch seine Habilitationsschrift (venia docendi 1985) und seine wissenschaftlichen Publikationen, staunt man über die offensichtliche Bandbreite seiner Forschung: Er bearbeitete den Themenkreis Stiellähme, Selektion botrytis- und oidiumfester Rebklone,  Botrytis-, Wickler-, Milbenbekämpfung, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Trauben, Mosten und Weinen, Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Pflanze, das Erntegut, auf Nützlinge, Ermittlung von Schadschwellen, Bonitierungsschemata, Goldgelbe Vergilbung, Zweigeltkrankheit, Traubenwelke und mehr. Sein weit über seinen eigentlichen Kernarbeitsbereich hinausgehendes Fachwissen und seine komplexen Denkansätze spiegeln sich mit besonderer Deutlichkeit in seinem letzten Projekt „Wein-Terroir-Burgenland“ wider.

Selbst lebenslang im Weinbau tätig, pflegte Helmut Redl eine starke Achse zur Praxis, speziell in engen Kooperationen landwirtschaftlichen Fachschulen, dem weinbaulichen Beratungsdienst und interessierten Betrieben. Zu seiner Hinterlassenschaft zählt neben unzähligen Fachbeiträgen ein wesentliches Fachbuch für den Österreichischen Weinbau und insbesondere die Entwicklung eines Rebschutzprogrammes für die lokalen Bedürfnisse (Schwerpunkt Peronospora), an dessen weiterem Ausbau er bis zuletzt gearbeitet hat.
Als Universitätslehrer hat Helmut Redl Generationen von Studierenden begleitet. Seine Vorlesungen waren nicht nur durch hohe fachliche Kompetenz geprägt, sondern durch einen lebendigen, engagierten, stets zur Praxis hin orientierten Vortrag. Unter Studierenden hatte er über Jahrzehnte einen legendär zu nennenden Ruf.

Dem überaus engagierten, in die Zukunft denkenden Kollegen Helmut Redl verdanken wir wesentliche Beiträge zur Entwicklung unser Abteilung und speziell den Aufbau des Bachelorstudiums Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft. Das Wohl der Studierenden war immer im Fokus seines Handelns.

Helmut Redl  war eine starke Persönlichkeit mit Ecken, Kanten, einem riesengroßen Herzen und einer Handschlagqualität, auf die man in jeder Situation bauen konnte, ein wunderbarer Kollege, ein inspirierender Mentor, ein verlässlicher Freund.

Seinem langen, tapferen Kampf mit einer heimtückischen Krankheit haben wir, hin- und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen, zugesehen. Nun ist er zu Ende gegangen. Professor Helmut Redl ist am 21. September 2015 im 65. Lebensjahr gestorben. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie.


In dankbarer Erinnerung

Elisabeth Koschier und Siegrid Steinkellner
Abteilung Pflanzenschutz


29.09.2015