Nachgefragt bei Johannes Konnerth

Vom Rohstoff zum Klimabaustoff

Für Johannes Konnerth steht fest: Die Veränderungen in unseren Wäldern wirken sich mit einer Verzögerung von Jahrzehnten auf das Holzangebot und die Industrie aus. „Holz wird künftig aus gemischteren Waldbeständen stammen, was zu weniger homogenen Sortimenten führt“, erklärt er.

Ein weiterer Faktor: Der Anteil an Laubbäumen nimmt stetig zu, während leicht zu verarbeitende Nadelhölzer – bislang die Basis für den Großteil der Bauanwendungen – zunehmend knapper werden. Parallel dazu wächst das Aufkommen minderwertiger Sortimente, sei es durch Naturkatastrophen wie Borkenkäferbefall oder durch neu angelegte Mischwälder, die anfangs vor allem Holz mit geringem Durchmesser liefern. Für den Bausektor bedeutet das erhebliche Herausforderungen.

Konnerth betont: „Wir dürfen Holz nicht zu früh verbrennen. Zuerst müssen langlebige Materialien hergestellt werden, die kohlenstoffintensive Baustoffe ersetzen und damit den Kohlenstoff langfristig speichern.“ Erst nach mehrfacher Wiederverwendung und Recycling sollte Holz energetisch genutzt werden.

Sein Fazit: „Die weltweite Holzernte reicht für einen klimafreundlichen Übergang zu Holzstädten aus, vorausgesetzt: Wir steigern zunächst (1) die Ausbeute an hochwertigen Baumaterialien aus dem vorhandenen Rohstoff, sichern dann (2) einen möglichst geschlossenen Kreislauf durch Wiederverwendung und anschließend Recycling.“ Effizienz bedeutet für ihn dabei nicht nur, den Rohstoff optimal zu nutzen, sondern auch den Energiebedarf in der Produktion zu minimieren und die Verwendung in langlebigen Bauprodukten klar zu priorisieren.

Zur Person

Der Salzburger Johannes Konnerth studierte Holztechnologie und Holzwirtschaft in Kuchl, promovierte 2007 an der BOKU Wien und habilitierte sich 2012 im Fach Holz-Materialwissenschaften. Forschungsaufenthalte führten ihn u. a. an die ETH Zürich und die University of Tennessee. Heute ist er Professor für Holztechnologie an der BOKU – mit dem Schwerpunkt, Holz als nachhaltigen Baustoff zu erforschen und energieintensive Materialien wie Beton und Stahl zu ersetzen.