Wie schaffen wir Klimaneutralität - und welche Rolle spielen UBRM-Alumni dabei?


Klimaziele, internationale Konferenzen, CO2-Budgets – wenn es um die Bekämpfung der Klimakrise geht, steht meist die Politik im Fokus. Doch auch wenn die Rahmenbedingungen für echten Klimaschutz das A und O sind, muss dennoch jedes einzelne Unternehmen den Weg zu “Zero Emissions” finden. Wie geht das?

Darüber haben wir, mehr als 80 UBRM-Absolvent:innen und Studierende, am 11. März bei unserem letzten Netzwerktreffen unter dem Titel 'Mit UBRM ins Consulting - für einen klimaneutrale Wirtschaft' mit den beiden Gästen Carina Götzendorfer und Constantin Saleta gesprochen. Für euch haben wir den spannenden Abend zusammengefasst!

Doch bevor gleich die Zusammenfassung dieses spannenden Abends folgt – zurück an den Start. Denn zu Beginnn des UBRM-Alumni Netzwerktreffens beantworteten nicht die beiden Gäste, sondern das Publikum zwei Fragen:

  • “Hast Du dich in den letzten sechs Monaten mit Klimaneutralität beschäftigt?”
  • “Kennst Du die Science Based Targets?”

Es zeigte sich: viele der Anwesenden arbeiten zwar zum Thema Klimaneutralität – aber nur ein Bruchteil der UBRM-Community kennt die Science Based Targets. Wie gut, dass unser Gast Constantin diese Klimaziele für Unternehmen gleich genauer vorstellen wird – aber dazu später mehr.

Die Präsentationen der Gäste startete Carina Götzendorfer. Carina hat den UBRM-Master absolviert. Sie ist Senior im Bereich Climate Change & Sustainability Services (CCaSS) bei EY Österreich und spezialisiert auf die Prüfung von Nachaltigkeitsberichten.

Die Erfassung von Kennzahlen verschiedenster Aspekte der Nachhaltigkeit und die Berichterstattung dieser Kennzahlen ist der Grundstein für unternehmerisches Engagement – egal ob Klima, Wasser oder Diversität. Carina gab uns einen Einblick in die gesetzlichen Grundlagen und internationalen Standards, sowie in ihre Arbeit bei EY Österreich. Dazu zählen zum Beispiel die GRI Standards und das NaDiVeG.

Im Anschluss fokussierte sich Constantin Saleta stärker auf Klima – denn Constantin ist Senior Consultant und International Service Leader Decarbonization bei der auf bei der auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen spezialisierten Unternehmensberatung denkstatt GmbH. Constantin hat UBRM und Internationale Betriebswirtschaft studiert.

Constantin stellte uns das Konzept der wissenschaftsbasierten Klimaschutzziele für Unternehmen (die sogenannte Science Based Targets, kurz SBT) vor. Um solche Ziele setzen zu können, müssen Unternehmen eine Treibhausgasbilanz erstellen, die direkte und indirekte Emissionen im Unternehmen und in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette beinhaltet. Diese verschiedenen Emissionen sind unterteilt in Scope 1, 2 und 3 und die verbreitete Methodologie ist das GHG Protocol.

Die wissenschaftsbasierten Klimaziele sollen Unternehmen im Einklang mit einer Dekarbonisierung bringen um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2° bzw. 1,5°C zu begrenzen. Mehr als 1300 Unternehmen weltweit haben bereits solche Ziele gesetzt – darunter nur acht österreichische Unternehmen, wie zum Beispiel Verbund AG, Lenzing AG und Daxner & Merl GmbH. Die SBT sind in Österreich noch wenig bekannt, wie auch unsere Umfrage am Anfang zeigte. Starker Treiber für Klimaziele in Unternehmen können sowohl der Finanzmarkt sein, der Daten einfordert, als auch große Geschäftskunden, die es von ihren Lieferanten erwarten, hier zu gestalten.

Derzeit arbeitet denkstatt an einem Projekt des Klima- und Energiefonds mit dem WWF, das die Machbarkeit einer 1,5°C Wirtschaft mit österreichischen Unternehmen demonstrieren soll – mehr dazu hier.

Auch zum Titel unserer Veranstaltung hatte Constantin ein paar Worte zu sagen. „Klimaneutralität“ ist in der Unternehmenslandschaft ein sehr neuer Begriff, der in den letzten Monaten vor allem von vielen großen Unternehmen verwendet wird. Das Problem: Klimaneutralität ist noch nicht valide definiert und es gibt offene Fragen, welche Emissionen betrachtet werden und ob zum Beispiel Kompensation möglich ist, um Klimaneutralität zu erreichen. Im November wird die SBT Initiative, die eine Partnerschaft von CDP, United Nations Global Compact, World Resources Institute und WWF ist, einen net zero Standard für klimaneutrale Wirtschaft veröffentlichen. Damit soll dem Greenwashing von Klimaneutralität ein Ende bereitet werden.

Im Anschluss an die beiden Präsentationen war Zeit für Fragen aus dem Publikum. Im Folgenden möchten wir diesen Teil der Veranstaltung kurz zusammenfassen und euch die wichtigsten Links bereitstellen:

  • In der Beratung und Prüfung, auch bei den Big Four, gibt es einen klaren Trend zu größeren Teams und mehr Kompetenzen für Klima- und Umweltberatung sowie Nachhaltigkeitsberichterstattung.

  • Denkstatt hat derzeit ca. 50-60 Berater:innen und es gibt laufend neue UBRM-relevante Stellenausschreibungen

  • Da es im UBRM-Studium nicht ausreichend abgedeckt wird, bieten sich online-Kurse zu den SBT und zur Erstellung von Treibhausgasbilanzen an. Beispiele:

  • denkstatt ist auch Teil der Umsetzung des EU Climate Pact der Europäischen Kommission. Im Rahmen des Climate Pact kann jede:r Bürger:in privat oder in Vertretung für eine Organisation Climate Ambassador werden, um Klimaschutz voranzutreiben. UBRM-Absolventin Katja Hummer hat uns dazu mehr erzählt, denn sie ist derzeit Blue Book Trainee im DG Clima und arbeitet an der Einbindung von Jugendlichem im Climate Pact. 

Abschließend lässt sich sagen: Beratung und Prüfung sind wichtige Arbeitsfelder für UBRM-Absolvent:innen. Die kommenden Jahre sind entscheidend im Kampf für einen lebenswerte Welt! Fundiertes Nachhaltigkeitswissen und die Fähigkeit, interdisziplinär zu handeln, machen UBRM-Absolvent:innen zu wichtigen Treibern der Dekarbonisierung – in der Verwaltung, wie wir bei unserem Netzwerktreffen im Jänner im Sarah Haas und Oliver Schrot gesehen haben, ebenso wie in der Privatwirtschaft.


06.04.2021